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     975  0 Kommentare Politische Börsen – Ausblick auf die Wahlen 2017 - Seite 2

    Frankreich_Paris_1Populistische Parteien haben jedoch noch einen langen Weg vor sich. Es ist unwahrscheinlich, dass Marine Le Pen vom Front National als Siegerin aus der Präsidentschaftswahl in Frankreich hervorgeht. In Deutschland wird die etablierte politische Ordnung wahrscheinlich bestehen bleiben. Angela Merkel scheint sich im kommenden Herbst halten zu können, wenn auch möglicherweise nur in einer Grossen Koalition, die einen klaren Kurs behindert.

    In Italien ist es alles andere als sicher, dass der Partito Democratico (PD) des früheren Ministerpräsidenten Matteo Renzi gegenüber der Protestpartei Movimento Cinque Stelle bei vorgezogenen Wahlen das Nachsehen hätte. Der wahrscheinlichste Ausgang ist eine Koalition zwischen der PD und der Partei des früheren Premiers Silvio Berlusconi. In den Niederlanden werden Populisten aller Wahrscheinlichkeit Wähleranteile gewinnen, und die Partei von Geert Wilders hat gute Aussichten, bei der Parlamentswahl die meisten Stimmen auf sich zu vereinen. Er wird aber voraussichtlich nicht genug Unterstützung von den etablierten politischen Parteien erhalten, um die Macht übernehmen zu können.

     Die Lage ist nicht so düster wie es scheint

    Sieht man einmal von der politischen Landschaft ab, so scheint die wirtschaftliche Lage besser zu sein als allgemein angenommen. Bis jetzt hatte die vom Brexit ausgelöste Unsicherheit keine Auswirkungen auf die Wirtschaft. Für 2017 wird wieder ein Wachstum von rund 1.5 Prozent erwartet. Es gibt jedoch nach wie vor grosse Herausforderungen. Die Kreditvergabe in Europa hat immer noch nicht angezogen. Hauptgrund hierfür ist die unvollendete Bankenunion. Ausserdem stehen hinter der Kapitalstärke der Banken, insbesondere der italienischen, weiterhin grosse Fragezeichen. Derzeit ndet ein stiller «Bank Run» – Kapitalströme von Süd- nach Nordeuropa, vor allem nach Deutschland – statt, der Ausdruck eines allgemeinen Vertrauensverlusts in die sogenannten Peripherieländer der Eurozone ist. Eine solche Situation kann der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht gefallen.

    Zu guter Letzt treten die Aktienmärkte der Eurozone seit 2007 auf der Stelle, weil die Unternehmensgewinne – im Gegensatz zur Entwicklung in den USA – nach wie vor weit unter den Höchstständen der Jahre 2007 und 2008 liegen. Sie könnten sich jedoch bald erholen. Günstige Faktoren sind unter anderem ein Anstieg der In ation, ein stärkeres globales Wachstum und eine Erholung der Ertragskraft von gebeutelten Sektoren wie Banken und Energie. Hinzu kommen der schwache Euro und die extrem expansive EZB, von der die Analysten bei Vontobel erwarten, dass sie die erste Leitzinserhöhung erst Mitte 2019 vornimmt.

    “Das könnte unserer Ansicht nach ein zweitelliges Gewinnwachstum (gemessen am Gewinn je Aktie) über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren ermöglichen.” so die Analysten. Fazit: Angesichts der politischen Unsicherheiten und der nach wie vor unbefriedigenden Unternehmensgewinne ist es nicht verwunderlich, dass globale Anleger in Europa – insbesondere in der Eurozone – «untergewichtet» sind. Ein überbordender Pessimismus kann jedoch ein Kaufsignal sein, da niedrige Erwartungen leicht übertroffen werden können. Vielleicht ist die Eurozone der Überraschungsmarkt in diesem Jahr.

    Quelle: Vontobel

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
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