6213  0 Kommentare Weltuntergangsprediger, Inflation und Gold

Die Menge des Geldes ist mit entscheidend für die Höhe der Preise und damit für die Höhe der Inflation. Vereinfacht gesagt, führt eine Erhöhung der Menge des Geldes zu einer gleich großen Inflationsrate: Es verteilt sich einfach mehr Geld auf eine gleich bleibende Menge an Gütern. Das Verhältnis "Geldmenge zu Güter" bzw. das "Geld je Gut", also der Preis steigt. Ebenfalls auf die Inflationsrate wirkt die Konjunktur in Form der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Umlaufgeschwindigkeit drückt aus, wie schnell das Geld die Hände wechselt. In einem Aufschwung sind Menschen zuversichtlich, haben höhere Einkommen, geben schneller Geld aus, wodurch Unternehmen schneller Umsatz machen, so dass sie wieder höhere Einkommen zahlen können. Die Beteiligten verfügen in einem solchen Umfeld über mehr Geld. In einem Abschwung ist es umgekehrt. Die Zentralbanken haben nur sehr begrenzten Einfluss auf die Entwicklung dieses Teils der Geldmenge (M3).

Das Schaubild zeigt genau dieses Szenario. Die Europäische Zentralbank hat die Geldmenge M1 wachsen lassen. Aufgrund des Wirtschaftsabschwungs ist jedoch die Gesamtgeldmenge M3 zurück gegangen. (M1 ist Teil von M3)



Quelle: Europäische Zentralbank sdw.ecb.europa.eu

Es besteht die Möglichkeit, dass M3 in einem Aufschwung besonders stark steigen wird, weil es in M1 nun eine vergrößerte Basis hat. Die europäische Zentralbank hat die Möglichkeit rechtzeitig im Aufschwung das Wachstum von M1 zu vermindern. Wird sie das tun?

Ab jetzt weicht unsere Analyse jedoch von denen der Weltuntergangsprediger ab: Die von der europäischen Zentralbank gesteuerte Goldmenge M1 ist in letzter Zeit nicht stärker gestiegen als bereits in Vorjahren. So ist beispielsweise die Geldmenge M1 im Januar 1999 noch stärker gestiegen als heute. Und bekanntermaßen waren auch die Inflationsraten in diesen Jahren nicht besonders hoch. Warum sollten also die Inflationsraten jetzt höher ausfallen, wenn die Rahmenbedingungen nicht anders sind als schon zuvor?!

Ich höre schon den ein oder anderen Leser denken "die wahre Inflation ist doch noch viel höher als die offiziell gemessene". Das mag sein. Die wahre Inflation kann aber nicht höher sein als der Zuwachs der gesamten Geldmenge M3 abzüglich des Zuwachses der Gütermenge (gemessen am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts = Wirtschaftswachstum). Wenn man im Rückblick von einem Wachstum von M3 von z.B. 6 % p.a. ausgeht und hiervon ein Gütermengenwachstum (= Wirtschaftswachstum) von 2 Prozentpunkten abzieht, dann ergibt sich eine Inflationsrate von 4 % p.a. Die wahre Inflation kann bis jetzt also auch nicht dramatisch hoch gewesen sein.

Gold - Finger weg davon. Ja, der Goldpreis ist stark gestiegen seit Jahren. Der Preis reflektiert meines Erachtens die Angst vieler Anleger vor einer großen Inflation, so wie schon ca. 1980, als der Preis ein Hoch erreichte. Was geschah danach? Dramatische Inflation blieb aus! Und der Goldpreis fiel über 2 Jahrzehnte um 50 %. Auch die kurzfristigen Schwankungen im Goldpreis sind dramatisch: An einem einzigen Tag in der letzten Zeit fiel der Goldpreis um ca. 5 %. Warum sollte man in etwas investieren, das so ein gewaltiges Rückschlagspotenzial hat? Stattdessen lieber auf Nummer Sicher gehen, wie im Muster-Portfolio der Print-Ausgabe aufgezeigt...

Für die USA:



Quelle: www.shadowstats.com title="Visit ShadowStats.com"="Chart of U.S. Money Supply Growth"

Erst denken, dann handeln,

Ihr Curtis Schneekloth