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"Aktien, die andere Leute hassen"
Der Actionabhängige: Sein 95-jähriger Vater steht noch jeden Tag im Handelsraum seiner Firma, er selbst gab eine Hollywood-Karriere als Regisseur und Produzent auf. Der 59-jährige James Glickenhaus ist heute Partner in der von seinem Vater Seth Glickenhaus nach dem Zweiten Weltkrieg in New York aufgebauten Vermögensverwaltung. Der Alte ist Legende, schließlich ist er der einzige noch aktive Wall-Street-Experte, der die Große Depression in den 1930er-Jahren miterlebt hat. Der Junge führte in den 80er- und 90er-Jahren in Hollywood bei Filmen wie "The Exterminator" Regie und war Produzent. Bekannt ist er auch für seine teure Ferrari-Sammlung. Euro am Sonntag traf die beiden in deren Geschäftsräumen an der Fifth Avenue in New York und sprach mit dem Exregisseur über Gold und Gier.
Wie werden sich der Dow Jones und die US-Wirtschaft weiter entwickeln? Seit dem Tiefpunkt vor gut einem Jahr stiegen die Indizes schon um über 70 Prozent.
James Glickenhaus: Ich glaube, die Leute machen einen großen Fehler, wenn sie annehmen, nur weil es mit dem Markt bergauf ging, geht es der Wirtschaft gut. Da besteht oft kein direkter Zusammenhang. Der Markt ging rauf, weil Aktien zu billig waren, sie wurden in den Müll geworfen. Citigroup wurde einst zu 60 Dollar gehandelt. Jetzt steht sie bei fünf Dollar. Wer vor zehn Jahren in den S&P 500 investierte, hat noch immer kein Geld verdient. Der Aktienmarkt hat sich lediglich von der Ausverkaufswelle erholt. Es gibt aber noch immer Probleme in der Wirtschaft. Das größte ist die Arbeitslosigkeit.
Bei den positiven Unternehmensmeldungen bestehen Zweifel an der Nachhaltigkeit. Sind die Gewinnsteigerungen nicht lediglich auf Kostensenkungen zurückzuführen und gar nicht so sehr auf Umsatzwachstum?
Glickenhaus: Es ist so, als ob man seine Möbel verbrennt, um das Haus zu heizen. Das geht nicht lange gut. Sie können nicht ständig Mitarbeiter feuern. Es gibt eine Grenze, ab der es Ihrer Firma schadet, wenn Sie Mitarbeiter feuern. Wenn Sie all Ihre Vertriebsmitarbeiter kündigen, wird nichts mehr verkauft.
Können Sie uns Ihre Aktienfavoriten beschreiben? Sie erwähnten bereits Enterprise Products und Fortescue Metals.
Glickenhaus:Enterprise Products ist eine solide Firma, die ihre Dividende kontinuierlich über viele Jahre hinweg erhöht hat. Der Cashflow ist hoch. Das Unternehmen befördert Ölprodukte in seinen Pipelines und wird für das transportierte Volumen bezahlt. Egal was passiert, die Leute müssen ihre Wohnungen heizen. Fortescue Metals ist eine Eisenerzfirma. 17 Prozent des Grundkapitals gehören einer chinesischen Stahlfirma. Die Aktie haben wir für 24 Cent gekauft. Jetzt steht sie bei fünf Dollar. Ich glaube, dass sich die Aktie noch einmal verdoppeln kann. 19 Millionen Tonnen haben sie im vergangenen Jahr verkauft. Dieses Jahr werden es 45 Millionen Tonnen sein. Ziel ist es, auf 80 und dann 160 Millionen Tonnen zu kommen.