S&P – Baisse voraus? - Seite 2
Diesbezüglich wäre der Aufwärtstrend des S&P 500 so lange intakt, so lange die Untergrenze des zuletzt aktiven Aufwärtskanals (grün) nicht gebrochen wird. Diese liegt zurzeit bei 2525, der Kanal steigt um 6,7 Punkte pro Woche. Wird die Oberseite dieses Kanals bei aktuell 2715 gebrochen, dürfte es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zumindest zu einem schnellen Test der Oberseite des Aufwärtskanals aus Herbst 2011 kommen.
Steckt im Kursrückgang der zurückliegenden Woche der Keim einer Baisse bei Aktien? Die Unternehmensgewinne des vierten Quartals 2017 im S&P 500 werden mit +13,6% y/y erwartet. Die Trumpsche Steuerreform soll in 2018 zusätzlich zum normalen Geschäft neun Prozent Gewinnsteigerung bringen. Unternehmensgewinne sind der wichtigste langfristige Treiber für Aktienkurse. „Langfristig“ bedeutet nicht „immer“, besonders wenn das Kurs-Gewinn-Verhältnis wie aktuell eine sehr hohe Bewertung von Aktien anzeigt.
Das hohe Kursniveau führt dazu, dass die Dividendenrendite im Dow Jones Index mit gut 2,1% mittlerweile nur noch so hoch ist wie die Rendite zweijähriger US-Treasurys. Mit den Renditesteigerungen der zurückliegenden Wochen gewinnt die Anlage in Bonds insgesamt an Attraktivität gegenüber Aktien. Dies wird im folgenden Chart gezeigt. Als faires KGV gilt der Kehrwert der Rendite für zehnjährigeTNotes. Je niedriger dieser Wert ist (je höher die Rendite), je teurer sieht der Aktienmarkt (violett) aus. Aktuell beträgt die Überbewertung bei Aktien aus dieser Sicht rund 22%. Die Schere zwischen beiden Anlagealternativen ist weit aufgerissen, eine Balance wäre bei einem Indexstand des S&P 500 von rund 2500 erreicht. Das deckt sich in etwa mit der aktuellen Untergrenze des Aufwärtskanals des S&P 500, der die Dow-Phase „spekulativer Exzess“ seit November 2016 begleitet.
Aus Sicht der erreichten hohen Aktien-Bewertung und demgegenüber der Attraktivität von Bonds ergibt sich zunächst nur die Erwartung einer zyklischen Ausgleichsbewegung, jedoch kein Ansatz für eine Aktien-Baisse.
Im Kontext einer hochgradig Schulden-finanzierten Wirtschaft kommt den Anleihen jedoch eine im Vergleich zu Aktien viel wichtigere Indikatorfunktion für die wirtschaftliche Entwicklung zu. Bonds haben für den Anleger gegenüber Aktien den Vorteil, dass sie laufende Zinseinkünfte generieren und kein Kursrisiko beinhalten, wenn sie bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden. Diese Argumente für eine „sichere“ Anlage in Anleihen gelten allerdings nur so lange, so lange die Bonität der Schuldner gut ist.