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     2175  0 Kommentare S&P – Baisse voraus? - Seite 3

    Der sogenannte Minsky-Moment rückt nahe, wenn die Zinsen so hoch werden, dass bestehende Schulden nicht mehr revolviert werden können. Das Zinsniveau, bei dem dies eintritt, ist umso niedriger, je weniger rentabel die zuvor getätigten Investionen sind. Die Geldflut der Zentralbanken mit der Folge von Niedrigstzinsen hat kreditfinanzierte Investitionen mit vergleichbar niedriger Rendite begünstigt.

    Das Renditeniveau für zehnjährige TNotes lag zwischen den Rezessionen 2001 und 2008 im Schnitt bei etwa 4,5%. Nach 2009 kam es im Durchschnitt auf knapp 2,5%, gegenwärtig notiert es bei 2,85%. Bei drei Prozent liegt ein sehr wichtiger Pegel. Wird dieser signifikant gebrochen, kann ein Doppelboden aus Juli 2012 und Juli 2016 als bestätigt gelten. Das würde ein rechnerisches Ziel von 4,6% freisetzen. Wenn man beim S&P500 von einer zuletzt gebildeten Fahnenstange sprechen kann, so gilt das auch für den Verlauf der Rendite der zehnjährigen TNotes seit Jahresbeginn. Mehrfach wurden Aufwärtslücken gerissen, der Chart ist stark überkauft. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die drei-Prozent-Marke jetzt noch getestet wird.

    Eine langsam steigende zehnjährige TNote-Rendite löst alleine noch keinen Rezessions-Alarm aus, sondern ist zunächst lediglich eine Antwort auf steigende Preise und damit eine florierende Wirtschaft. Ihr kommt eine Referenzfunktion zu. Das bedeutet aktuell, dass der Minsky-Moment mit seiner akuten Pleitegefahr schon erreicht wird, wenn das Zinsniveau längere Zeit deutlich über der Schwelle von 2,5% liegt.

    In der Regel zeichnet sich eine heraufziehende Rezession dadurch aus, dass die Treasury-Renditen insbesondere am langen Ende schnell sinken, weil Investoren Sicherheit in Staatsanleihen suchen. Gleichzeitig steigen die Zinsen, die Unternehmen für neue Kredite zahlen müssen, deutlich an, der Spread zu der Referenzrendite der TNotes weitet sich schnell aus.

    Besonders sensibel reagieren die Renditen von Hi-Yield US-Anleihen. Wenn der Spread zu zehnjährigen TNotes (z.B. nach “BofA Merrill Lynch US High Yield Master II Option-Adjusted Spread”) eine kritische Zone oberhalb von 7,0% erreicht, wird es ernst. Aus dem Chart wird ersichtlich, dass bei Überschreiten dieser Zone (rote Linie im Chart) in den zurückliegenden knapp 20 Jahren im S&P 500 jeweils heftige Abwärtsreaktionen zu erwarten waren und in diesem Kontext auch Rezessionen einsetzten. Bei einem Spread von mehr als fünf Prozent sollten aber schon die Alarmglocken klingeln.

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    Klaus Singer
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