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    Börsen-Zeitung  518  0 Kommentare Instandhaltungsarbeiten, Kommentar zur Eurozone von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - Man muss schon eine gehörige Portion Fantasie
    besitzen, um in den gemeinsamen deutsch-französischen Vorschlägen
    für die Zukunft der Eurozone dramatische politische Wendungen zu
    entdecken. Aufgeregte Warnungen - etwa aus der CSU - klingen daher
    übertrieben. Denn weder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch
    Kanzlerin Angela Merkel haben mit ihrer Einigung auf eine gemeinsame
    Linie beim bevorstehenden EU-Gipfel grundsätzliche Positionen
    geräumt. Vielmehr haben sie sich auf Kompromisse mit überschaubaren
    Folgen beschränkt. Die Vorschläge bedeuten keine neue Architektur der
    Eurozone, sondern allenfalls Instandhaltungsarbeiten an der
    bestehenden Statik.

    Der Euro-Rettungsfonds soll behutsam aufgewertet, seine
    Kompetenzen bei der Bewertung der Lage in einzelnen Euro-Staaten
    sollen ausgeweitet werden. Das ist vernünftig, weil sich die
    EU-Kommission bei ihrer haushaltspolitischen Überwachung keine
    Lorbeeren verdient hat.

    Zudem soll der ESM nicht nur große, langfristige Hilfsprogramme
    finanzieren, sondern auch helfen, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu
    überbrücken. Auch das ist sinnvoll, da sich Länder wie Portugal einst
    aus Angst vor der Stigmatisierung als "Programmländer" zu lange
    geweigert haben, einen großen Hilfsantrag zu stellen. Eine
    Light-Variante für Unterstützungsprogramme könnte dazu beitragen,
    Zuspitzungen vorzubeugen - etwa, wenn Irland demnächst mit
    vorübergehenden Finanzproblemen wegen des Brexit zu kämpfen hat.

    Und was das Aufregerthema Eurozonen-Budget angeht, wurde
    ausdrücklich ein Bezug zum mittelfristigen Finanzrahmen der EU
    hergestellt. Selbst wenn man also einen zusätzlichen Geldtopf für die
    Eurozone überflüssig findet, so besteht doch wenig Gefahr, dass hier
    ein riesiger Schattenhaushalt aufgebaut wird. Vielmehr ist zu
    erwarten, dass es sich letztlich um eine Umwidmung eines
    überschaubaren Betrags aus anderen Fonds für Konvergenz oder
    Investitionen handeln wird. Mehr werden ohnehin Österreicher, Finnen
    und Niederländer nicht zulassen, da sie europäische Transfers äußerst
    skeptisch beäugen. Und auch jene Osteuropäer, die nicht zur Eurozone
    gehören, aber zu den größten Nettoempfängern, werden mit Argusaugen
    aufpassen, dass nicht zu viel ins Eurozonen-Budget (ab)wandert.

    Ohnehin, die Zeiten, da die Dinge entschieden waren, sobald
    Berlin und Paris sich einigten, sind vorbei. Insofern sind die
    Ergebnisse aus Meseberg nicht das Ende, sondern erst der Anfang der
    Debatte.

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