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    Börsen-Zeitung  667  0 Kommentare Mega-Risiko Verschuldung, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Liefert die Assetmanagement-Industrie den
    Auslöser für die nächste große Verwerfung bzw. Krise an den
    Finanzmärkten? Seit Jahren pumpen Privatanleger, aber auch
    institutionelle Investoren Anlagegelder in nicht gerade unerheblichem
    Umfang in die Fonds- bzw. Assetmanagement-Industrie. Kommt es einmal
    an den Märkten zum Gezeitenwechsel, den viele in einer global
    erfolgenden Zinswende sehen, dann könnten Gelder enormen Ausmaßes
    umgeschichtet werden. Da gehen die Fondsmanager alle zugleich von
    einer auf die andere Seite, und genau das könnte ein großes Problem
    werden und die Märkte in schwere Turbulenzen stürzen mit dem
    Ergebnis empfindlicher Verluste.

    Dieser Aspekt war - unter vielen anderen - ein bei der
    diesjährigen ICMA-Tagung (International Capital Markets Association)
    diskutiertes Thema. Präsent ist das Thema bei vielen Experten, auch
    wenn sie unterschiedliche Herangehensweisen haben. Vertreter der
    Assetmanagement-Industrie sehen sich naturgemäß nicht als die Wurzel
    eines Übels im Sinne einer Krise. Festgehalten wurde bei der
    ICMA-Tagung aber schon, dass es einmal zum Problem für die Märkte
    werden könnte, wenn alle zugleich "raus" wollen, also die Mehrheit
    der Anleger zugleich vom Kauf- auf den Verkaufsstatus geht.

    Ingo Mainert, Managing Director und Chief Investment Officer Multi
    Asset Europe bei Allianz Global Investors, ging das Thema ein wenig
    anders an. Er sieht das größte Problem in der weltweiten
    Verschuldung. Das sei für ihn die Quelle für künftige Probleme.
    Mainert hat zweifelsohne recht. Seit Jahren steigt die Verschuldung
    bei privaten Haushalten, Staaten, Unternehmen und in der
    Finanzindustrie an. Und es zeigt sich auch nicht, dass dieser Trend
    drehen könnte, zumindest nicht auf kurze Sicht.

    Schuldenmachen ist in Zeiten von Null- und Negativzins ja geradezu
    rational, zahlt der Gläubiger ja den Zins und nicht der Schuldner.
    Mit den Schulden lässt sich Geld verdienen, und Geldverdienen ist
    nichts Verwerfliches. Zu dumm nur, dass damit auch die Schuldenlast
    immer mehr steigt, was für künftige Generationen mal zum ernst zu
    nehmenden Problem wird.

    Es gibt aber auch einen Link zur Assetmanagement-Industrie. Ein
    nicht unerheblicher Teil dieser Gelder - und allein im Fondsbereich
    sind das immerhin etliche Billionen Dollar - wird im
    Fixed-Income-Markt angelegt, also in fest und variabel verzinslichen
    Wertpapieren, in Schuldpapieren unterschiedlichster
    Ausgestaltungsformen. Und so eine Anleihe hat immer zwei Seiten: Für
    den Geldgeber ist es ein Anlageobjekt, für den Counterpart ist es ein
    Schuldbetrag. Und diese Schuldenberge sind in den vergangenen Jahren
    erheblich gewachsen.

    Das Institute of International Finance (IIF) hat kürzlich hierzu
    die neuesten globalen Verschuldungszahlen (entwickelte Länder und
    Emerging Markets über verschiedene Sektoren) vorgelegt. Die
    Entwicklung und die Zahlen selbst stimmen nachdenklich - oder sollten
    es zumindest. Die weltweite Verschuldung legte im ersten Quartal
    dieses Jahres um 8 Bill. Dollar zu und liegt bei mehr als 247 Bill.
    Dollar. Seit dem vierten Quartal 2016 ist der globale Schuldenberg um
    mehr als 30 Bill. Dollar gewachsen. Die globale Verschuldung liegt
    bei 318 Prozent des global erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukts. Da
    das globale Wirtschaftswachstum an Momentum verliert, hat die
    Schulden/BIP-Ratio erstmals seit einem Jahr zugelegt, der Quotient
    ist also größer geworden.

    Rekordmarken misst das IIF bei der Verschuldung von Unternehmen
    (Nichtfinanzsektor) und privaten Haushalten in den entwickelten
    Ländern. So wurden Rekorde bei der Unternehmensverschuldung in
    Kanada, Frankreich und der Schweiz gemessen. Seit Anfang 2017 sind
    die Schulden der Privathaushalte in der Schweiz und in Dänemark enorm
    gestiegen. In den Reihen der Staaten kletterte die Schulden/BIP-Ratio
    in den USA, Australien und Griechenland.

    Schönes Gegenbeispiel: In Deutschland ging der Wert zurück. In den
    Emerging Markets liegen die Schulden mit 58,5 Bill. Dollar auf
    Rekordhöhe. Noch ist dieses Phänomen an den Märkten nicht als
    gravierendes Problem in allen Köpfen angekommen. Sollte das aber
    mal der Fall sein, könnte es schnell zu der befürchteten Flucht aller
    durch die gleiche Tür kommen - mit leicht abschätzbaren Konsequenzen.

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