Daimler, BMW, VW – ist das der Kurstreiber? - Seite 2
Die Vorteile sind abhängig von vielen Faktoren
Auch wenn die Auswirkungen auf den japanischen Industriesektor nicht überbewertet werden sollten, eröffnen sich für einige Branchen neue interessante Möglichkeiten. Automobilaktien könnten die größten Nutznießer sein, da die Zölle auf japanische Fahrzeugexporte in die EU ab dem zweiten Quartal 2019 von 10% auf 8,75% sinken und innerhalb der folgenden acht Jahre vollständig verschwinden. Nach Schätzungen von Nomura Global Markets Research könnte der Wegfall dieser Zölle den japanischen Automobilherstellern auch ohne Volumenwachstum mit rund 135 Mrd. Yen (1,04 Mrd. Euro) zugutekommen – ein Plus von 2,8% gegenüber den jüngsten operativen Gewinnen der Branche. Motorenhersteller mit der größten inländischen Produktion wie Mazda Motors oder Mitsubishi Motors dürften am meisten profitieren.
Nomura Global Markets hat zudem die Zahlen für die gesamte Automobilzulieferindustrie überschlagen. Werden die derzeitigen Zollsätze von 2,7% bis 4,5% abgeschafft, bringt das der breit definierten Automobilzulieferindustrie Vorteile von mehr als 20 Mrd. Yen (154 Mio. Euro), womit 92% dieser Exporte abgedeckt sind, insbesondere wenn Reifen, Halbleiter und andere verwandte Materialien einbezogen werden. Die Vorteile für andere Exporteure werden davon abhängen, wo ihre Produktionsstätten liegen, vom Anteil ihrer EU-Produktion, vom Wert der Direktimporte aus Japan und von der Höhe der bestehenden EU-Zölle. Beispielsweise ist im Maschinenbau allgemein der Anteil der bereits innerhalb der EU anfallenden Produktion hoch. Manche Unternehmen wie Makita und Daikin oder Elektronikkonzerne wie Panasonic haben Produktionsstandorte in China und Südostasien, die nicht unter das Freihandelsabkommen fallen.
Kompromisse versus streitsüchtige Rhetorik
Was die Importeure anbelangt, so werden insbesondere im japanischen Einzelhandel und in der Gastronomie die Kosten für importierte Waren und Zutaten sinken. Zu den Nutznießern dürften börsennotierte Restaurantketten wie Hiramatsu und Skylark gehören. In Kommentaren über das Freihandelsabkommen wurden die Vorteile für Genießer in Japan und Europa gefeiert, die vielleicht bald schon günstigeren Roquefortkäse und Yubari-Melonen erstehen können. Aber auch die Industriezweige mit hoher Wertschöpfung könnten von der neuen Kompromissbereitschaft beider Seiten in sensiblen Bereichen profitieren, die aus politischen Gründen seit langem Handelsschutz genießen. Unterdessen wirft die streitsüchtige Rhetorik aus dem Weißen Haus in dieser neuen spiegelverkehrten Realität der internationalen Handelsbeziehungen weiterhin einen langen Schatten auf das Geschehen.
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Quelle: Nomura Asset Management, eigene Recherche