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    Börsen-Zeitung  870  0 Kommentare Vorboten einer Rezession, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Steuert die Weltwirtschaft womöglich auf die
    nächste Rezession zu? Diese Frage beschäftigt derzeit die Akteure an
    den internationalen Bondmärkten. Grund für einen konjunkturellen
    Einbruch könnte ein eskalierender US-Handelsstreit mit China und
    anderen Ländern sein. Hinzu kommt die Gefahr, die in den
    Schwellenländern schlummert.

    Ausgehend von der Türkei, deren Währung in diesem Jahr heftig
    unter die Räder gekommen ist, könnten Anleger ihre Gelder eben nicht
    nur aus der Türkei, sondern auch aus anderen Schwellenländern
    abziehen. Das könnte auf den Devisenmärkten weitere heftige
    Turbulenzen nach sich ziehen. Außerdem könnten die Länder angesichts
    ihrer unter Druck geratenen Währungen Schwierigkeiten bei der
    Bedienung ihrer Verbindlichkeiten in Währungen wie Dollar oder Euro
    bekommen. Ein Zahlungsausfall eines Landes würde heftige Schockwellen
    senden. Ein kollektiver Nachfragerückgang der Emerging Markets würde
    einer schwächelnden Konjunktur einen weiteren Dämpfer verpassen.

    Die Renditestrukturkurven rund um den Globus senden derzeit recht
    klare Signale, in welche Richtung sich die weltweite Konjunktur
    bewegen könnte. Und genau das gibt Anlass zur Sorge. Im Blick haben
    die Marktteilnehmer dabei zuerst immer die US-Renditekurve. Es ist
    hinlänglich bekannt, dass sich die US-Renditekurve immer weiter
    verflacht. In den vergangenen Tagen ging der Zinsabstand zwischen den
    zwei- und zehnjährigen Papieren der USA auf unter 20 Basispunkte (BP)
    zurück. Das ist der geringste Wert seit mehr als einer Dekade.

    In der Lesart der Märkte deutet eine flacher werdende Kurve eine
    Verlangsamung der konjunkturellen Aktivität an. Invertiert die Kurve,
    d.h. liegen die längerfristigen (zehnjährigen) Marktzinssätze unter
    den kurzfristigen (zweijährigen) Anleiherenditen, ist das ein Zeichen
    für eine Rezession der Wirtschaft. "In der Vergangenheit war eine
    invertierende Kurve ein sehr verlässliches Signal für eine mit
    zeitlicher Verzögerung einsetzende Rezession", sagt Michael Leister,
    Zinsstratege bei der Commerzbank. Leister gibt in diesem Zusammenhang
    aber zu bedenken, dass das Quantitative Easing der Zentralbanken rund
    um den Globus deutlich spürbare Effekte auf die Zinskurven gezeigt
    hat. Am kurzen Laufzeitenende seien die Zinsen zudem auch durch die
    Forward Guidance der Zentralbanken sehr stark verankert gewesen. Am
    japanischen Markt wird Leister zufolge die Aussagekraft noch dadurch
    eingeschränkt, dass die Notenbank dort auch das lange Marktende
    direkt steuert.

    Leister weist aber zudem darauf hin, dass nicht nur die US-Kurve
    deutlich flacher geworden ist. Das ist beispielsweise auch in der
    Eurozone bei der Kurve der Bundesanleihen der Fall.
    Kurvenverflachungen in diesem Jahr und über den Zeitraum dieses
    Jahres hinaus gab es zudem in weiteren Ländern. Dazu gehört etwa
    Kanada, und ebenfalls in Neuseeland hat sich der Abstand zwischen den
    kurz- und langfristigen Zinsen verringert. In Europa ist das gleiche
    Phänomen außerhalb der Eurozone in Großbritannien zu beobachten. Auch
    dort ist die Kurve flacher geworden. Das ist also für die wichtigen
    großen Märkte ein klarer Trend, der sich derzeit nicht umzukehren
    scheint.

    Viele Marktakteure leiten aus diesem fast schon synchronen Verlauf
    der Zinsstrukturkurven verschiedener Länder nun ab, dass die globale
    Wirtschaft auf eine Schwächephase zusteuern wird. Es wird wohl nur
    noch eine Frage der Zeit sein, bis die erste Kurve invertiert. Und
    das wird aller Voraussicht nach die US-Kurve sein, die sich schon
    sehr nah an der Nulllinie bewegt. Geht es in der Geschwindigkeit der
    vergangenen Monate weiter, sollte die US-Kurve im zwei- bis
    zehnjährigen Laufzeitenbereich im Oktober an der Nulllinie und damit
    vor der Inversion stehen.

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