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     2103  1 Kommentar Schweizer Rekordwachstum im Konflikt mit der SNB-Kommunikation - Seite 2

    Es stellt sich daher die Frage, was die SNB wohl mit Abwärtsrisiken meint. Möglich ist, dass das Hauptszenario der Nationalbank tatsächlich ihre durchschnittlich erwartete, unverzerrte Erwartung ist, ein Prognosekorridor (wie der von anderen Zentralbanken verwendete Fan-Chart) aber kein symmetrisches Bild zeigen würde. Wenn das über die Jahre so zuträfe, wäre es aber wohl verständlicher, dann auch solch einen Chart zu zeigen. Eine zweite Interpretation der Risikoeinschätzung der SNB wäre, dass sich das Risiko eher auf ihre eigenen geldpolitischen Möglichkeiten bezieht, die ihr im Risikofall effektiv zur Verfügung stehen. Diese mögen tatsächlich grösser sein, wenn Wachstum und Inflation nach oben überschiessen. Die SNB könnte dann einfach die Zinsen deutlicher erhöhen und den Wechselkurs aufwerten lassen. Bei Deflation und stagnierendem Wachstum blieben ihr nur die aktuell angewandten Politikoptionen. Diese Interpretation würde für die Erhöhung des Inflationsziels sprechen, das ihr im Krisenfall einen grösseren Zinssenkungsspielraum gäbe. Schliesslich besteht noch die Möglichkeit, dass man vielleicht gar nicht zu viel in die Risikoeinschätzung der Nationalbank reininterpretieren sollte. Der Ökonomenzunft in Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der OECD, vielen nationalen Zentralbanken, Universitäten sowie Ökonomen im Privatsektor, wurde vorgeworfen, dass sie die Grosse Finanzkrise nicht vorhergesehen und davor gewarnt hätten. Seitdem ist zu beobachten, dass die meisten Institutionen nun mögliche Risiken immer intensiv diskutieren. Vor der nächsten Krise nicht gewarnt zu haben, wird sich daher kaum ein Ökonom mehr vorwerfen lassen müssen. Und irgendwann wird auch sicherlich wieder eine Krise eintreffen. Ob permanentes Warnen davor, dann aber die notwendige Aufmerksamkeit gefunden hat, ist fraglich.

    Zunächst einmal wird sich beim Quartalstreffen am 20. September zeigen, ob die Nationalbank angesichts der sehr positiven Wirtschaftsentwicklungen in ihrer Lageeinschätzung zu optimistischeren Formulierungen findet. Ihrer Glaubwürdigkeit würde das nicht schaden.


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    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Schweizer Rekordwachstum im Konflikt mit der SNB-Kommunikation - Seite 2 Man kann sich ja mal irren. Als Ökonom sowieso. Und bei Prognosen erst recht. Aber im Durchschnitt sollte man doch die richtigen Signale geben. Erschwert wir das Prognosegeschäft sicherlich dadurch, dass sich die Datenbasis durch Revisionen …

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