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    Forex-Report  545  24 Kommentare Tag der Zentralbankentscheidungen

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1621 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,157 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111,44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,51. EUR-CHF oszilliert bei 1,12681.

    Am heutigen Tag stehen Leitzinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England (BoE) und der türkischen Zentralbank an. Morgen kommt der Zentralbankrat der russischen Zentralbank zusammen. Schon im Vorfeld der Entscheidungen ist zu sehen, wie sich der geldpolitische Wind gedreht hat. Bei allen vier Zentralbanken stellt sich die Frage von Zinserhöhungen bzw. Rücknahme der bisherigen geldpolitischen Maßnahmen.

    Die EZB weiß die gute wirtschaftliche Lage hinter sich (Wirtschafswachstum Eurozone ca. 2,1 % in 2018, Arbeitslosenquote der Eurozone fällt von 9,1 % auf ca. 8,4 % ), aber muss die Fliehkräfte in  Europa (Italien, Rechtsruck in vielen Ländern) und die Auswirkungen des Handelsstreits berücksichtigen. Die BoE wäre ohne den Brexit in einer komfortablen Situation, die Probleme sind schlicht hausgemacht. Das erwartete reale Wirtschaftswachstum lieg bei 1,3 % für 2018, die Inflationsrate liegt bei ca. 2,4 %).
    Für beide Zentralbanken stellt sich die Frage, wie man auf eine leicht anziehende Inflation reagiert und wie viel Spielraum man sich für zukünftige Krisen jetzt schon schaffen will und kann.

    Auf Seiten der EZB scheint eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe auf 15 Milliarden Euro ab Oktober wahrscheinlich, um die Käufe in einem nächsten Schritt ganz auslaufen zu lassen. Die erste Zinserhöhung dürfte dann in 2019 folgen. Damit folgt die EZB der FED im Zinserhöhungszyklus aufgrund der guten Konjunktur.

    Für die BoE sind die Verhandlungen zum Brexit ein Damoklesschwert, solange die Verhandlungen nicht scheitern, wird sie sich dem Trend zu Zinserhöhungen mittelfristig nicht verweigern. Der Servicesektor zeigt Wachstum auf und der Markt würde ein Zögern der Zentralbank als Schwäche auslegen.

    Im Gegensatz zur EZB müsste die türkische Zentralbank nicht auf Grund der wirtschaftlichen Stärke, sondern der aufkommenden wirtschaftlichen Schwäche die Zinsen erhöhen. Was erstmal paradox klingt liegt schlicht an nicht gemachten Hausaufgaben in der Vergangenheit. Hätte die Zentralbank eine Überhitzung der Wirtschaft mit Zinserhöhungen verhindert, wäre sie jetzt nicht gezwungen, das Land vor einer Schuldenkrise durch den Verfall der türkischen Lira zu schützen. Die erwartete Inflationsrate (Bloomberg Konsens) für Q3 2018 liegt bei 17,9%, die jüngsten Prognosen liegen bei über 20 %.

    Zugegebenermaßen ist die Kritik an der türkischen Zentralbank einfach. Würden Sie in einem Staat mit dem gegebenen rechtsstaatlichen Niveau der Türkei dem Staatspräsidenten öffentlich widersprechen und die Leitzinsen erhöhen, wenn der Präsident für Zinssenkungen eintritt? Auch an dieser Stelle erinnern wir an Aristoteles: An Ende leben wir in den Strukturen, die wir schaffen. Ein Eingriff in die Zentralbankunabhängigkeit kann zu Inflation und Schuldenkrisen führen, das Untergraben der Meinungsfreiheit und des Pluralismus zum Totalitarismus.
    In diesem Sinne würde uns eine deutliche Zinserhöhung, die die Erwartungen des Marktes übertrifft, überraschen.

    Auch in Russland wird mittlerweile das Thema Zinserhöhungen diskutiert. Während ohne die zusätzlichen US-Sanktionen die Leitzinsen aufgrund der gefallenen Inflation (Q2 2018 2,4 %) weiter abgesenkt werden könnten, ist der Rubel durch die Verschärfung der Sanktionen unter Druck geraten, die erwartete Inflation steigt wieder an. So rechnen die Analysten mit einem Inflationsanstieg zum Ende des Jahres auf 3,8 %. Nachdem die ersten Zentralbanker die Diskussion über Zinserhöhungen öffentlich angestoßen haben, ist noch nicht direkt mit Maßnahmen, gleichwohl mit einer Umkehr des Zinssenkungstrends zu rechnen.

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1270 – 1.1300   neutralisiert den positiven Bias des Euros.
                                                                                                
    Viel Erfolg!





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Forex-Report Tag der Zentralbankentscheidungen Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1621 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,157 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111,44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,51. EUR-CHF oszilliert bei 1,12681.

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    Kommentare

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    14.12.18 22:10:07
    Zitat von DevisenMacht: Von welchen Statistikfälschungen reden Sie, bitte? Haben sie Quellen? Soweit ich weiß, betreibt die türkische Regierung keine Statistikfälschungen.. das kann man ja jeder Regierung vorwerfen...


    Siehe das geänderte Bilanzierungsrecht bzgl. ausländischen Schulden
    Avatar
    13.12.18 22:10:12
    Von welchen Statistikfälschungen reden Sie, bitte? Haben sie Quellen? Soweit ich weiß, betreibt die türkische Regierung keine Statistikfälschungen.. das kann man ja jeder Regierung vorwerfen...
    Avatar
    30.11.18 23:15:18
    Wie soll man bei all den Statistikfälschungen auch noch klar sehen?
    Für Nebelkerzen sind die doch gerade gedacht.
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    29.11.18 10:17:13
    Schön, dass ich mich getraut habe und das Ende oder die Wende ist noch nicht erreicht.😁
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    31.10.18 11:41:53
    Gerade wenn die politischen Einflußnahmen abebben, da politische Börsen hysterisch reagieren.
    Trotzdem stehen die Zeichen auf Sturm solange es in der Türkei kein Umdenken gibt.

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