Marktbericht September 2018
Divergenz zwischen USA und dem Rest der Welt
Das immer noch starke Weltwirtschaftswachstum wird sich in den kommenden Monaten positiv in den Umsätzen und Gewinnen niederschlagen. Dies hat der amerikanische Aktienmarkt eingepreist, nicht aber die Märkte in Europa und Asien. Aus strategischer Sicht werden wir im Aktienmarkt investiert bleiben und unsere Positionen bei Kursrückgängen wieder ausbauen. Es wird in den kommenden Wochen aus unserer Sicht darauf ankommen, geduldig auf die Chancen zu warten
USUS-Konjunktur zeigt sich weiterhin stark – zumindest quantitativ
Wie lässt sich eine derart gegensätzliche Entwicklung an den Aktienmärkten erklären? Neben einer Vielzahl von Gründen stechen unseres Erachtens drei Faktoren heraus. Der erste ist die unglaubliche
Kursentwicklung der US-Hightech-Aktien. Außer vielleicht in China gibt es weltweit keine vergleichbaren Unternehmen. Nahezu der komplette Anstieg des breiten S&P 500 Index in 2018 lässt sich auf den Technologiebereich zurückführen, der in diesem Index bereits mit über 25 Prozent gewichtet ist. Microsoft alleine ist weit mehr wert als der gesamte indische Aktienmarkt, Facebook wird höher bewertet als alle russischen Aktien zusammen. Vor kurzem haben mit Apple und Amazon erstmals zwei Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von jeweils über eine Billion USD eine Schallmauer durchbrochen. Trotz aller positiven Aussichten der Unternehmen, stellt sich für uns die Frage, ob diese Bewertungen mittlerweile nicht blasenartige Züge annehmen. Dass es in der Euphorie keinen Platz für Enttäuschungen gibt, zeigte die Reaktion der Anleger auf die jüngsten Quartalsergebnisse von Facebook. Trotz eines Umsatzanstiegs von 40 Prozent fiel der Kurs innerhalb kurzer Zeit um 20 Prozent – Investoren hatten mehr erwartet. Zwar dauern Übertreibungen an der Börse oft länger als vermutet, aber nach den unglaublichen Aufwärtsbewegungen steigt die Anfälligkeit für Gewinn- und Umsatzenttäuschungen. In den zukünftigen Kurseinbrüchen werden sich viele Chancen ergeben, um in diese attraktiven Geschäftsmodelle zu investieren.
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Der zweite Faktor liegt in der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den USA und dem Rest der Welt. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres konnte das europäische Wachstum die Erwartungen noch übertreffen, auch China befand sich in einem robusten Aufwärtstrend. Beide Wirtschaftsregionen haben den Wachstumspfad zwar noch nicht verlassen, senden aber erste Schwächesignale. Darüber hinaus geht wieder die Angst der Anleger in einigen Schwellenländern um. Die bevorstehende Wahl in Brasilien, die Turbulenzen in Argentinien und Venezuela sowie die sich verstärkende Krise in der Türkei schüren die Sorge vor einer weltweiten Ansteckung. Wir werden aber nicht müde zu betonen, dass das zweifellos quantitativ hohe Wachstum der USA von äußerst schlechter Qualität und somit nicht nachhaltig ist. Kurzum, es basiert auf einem hohen Budgetdefizit. Ein Aufschwung auf Pump also. So stieg die US-Neuverschuldung im laufenden Jahr bis Mitte August von 20.492 Mrd. USD auf über 21.400 Mrd. USD. Ein Anstieg von knapp einer Billion USD in kurzer Zeit. Was ist also ein mögliches US-Wachstum von 3 Prozent bei einem Budgetdefizit von 5 bis 6 Prozent wert? Leider wird diese Frage in den Medien kaum gestellt. Nebenbei sei die Bemerkung erlaubt, dass die Wachstumsrate des zweiten Quartals von 4,2 Prozent ein Ausreißer nach oben bleiben sollte. In Antizipation der von der US-Regierung verhängten Importzölle haben viele US-Unternehmen ihre Läger im Vorfeld noch einmal kräftig aufgefüllt.