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    Marktkommentar  536  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): US-Steuerreform liefert weniger Impulse als erhofft

    Die Details der US-BIP-Statistik im 3. Quartal mahnen trotz Wachstumsrate von 3,5 Prozent zur Vorsicht.

    Das US-BIP hat im 3. Quartal mit einer Wachstumsrate von 3,5% positiv überrascht. Die Details der BIP-Statistik mahnen jedoch zur Vorsicht. Bedenklich ist vor allem die Investitionsschwäche – zu dem erhofften kräftigen Schub durch die Steuerreform ist es offensichtlich nicht gekommen.

    Das robuste Expansionstempo beim Konsum ist nur ein schwacher Trost, weil es nicht nachhaltig sein dürfte. Ähnlich verhält es sich mit den aktuell boomenden Staatsausgaben. Problematisch ist daneben, dass gleichzeitig Gegenwind durch die gestiegenen Zinsen aufkommt. Kurzfristig dürfte das BIP-Wachstum zwar noch hoch bleiben und damit Leitzinsängste schüren, mittelfristig rechnen wir jedoch mit einer Trendwende.

    Auf den ersten Blick gibt es bei den neusten Zahlen zum Wirtschaftswachstum in den USA keinen Grund zum Klagen. Mit 3,5% ist das Bruttoinlandsprodukt nicht nur etwas stärker gewachsen als vom Konsensus erwartet (annualisiert gegenüber dem Vorquartal). Zusammen mit dem Plus von 4,2% im vorangegangenen Vierteljahr weist die Statistik nun auch schon zum zweiten Mal einen Zuwachs deutlich über der Potenzialrate von rund 2,0% aus – kein Zweifel also, die US-Wirtschaft brummt.

    Bei genauerer Betrachtung ist die Lage aber nicht ganz so rosig. Sieht man von den Verzerrungen beim Aussenhandel und der Lagerhaltung ab – die auf die zunehmenden Zollschranken zurückzuführen sind – dann verbleiben der private Konsum und der Staat als einzige Wachstumstreiber. Die Unternehmensinvestitionen treten dagegen auf der Stelle – zuvor hatten sie in Q2 mit 1,2%-Punkten noch einen wichtigen Beitrag zum BIP-Wachstum geliefert.

    In Anbetracht der hohen Erwartungen, die durch die Steuerreform am Anfang des Jahres geweckt wurden, ist das besonders enttäuschend. Der gewünschte Schub auf die Investitionen durch niedrigere Abgaben bleibt offensichtlich aus. Damit schwindet auch die Hoffnung, auf diese Weise könnte dem lethargischen Produktivitätswachstum endlich wieder Leben eingehaucht werden. Entsprechend ist zu befürchten, dass das Wachstumspotenzial der US-Wirtschaft weiterhin auf tiefem Niveau verharrt.

    Der robuste Konsum, der zuletzt so kräftig gewachsen ist wie seit 3½ Jahren nicht mehr, bildet derweil nur einen schwachen Trost. Genaugenommen mahnt er sogar zur Vorsicht, weil dieses Expansionstempo nicht nachhaltig ist, sondern künstlich durch die Einkommenssteuersenkungen vom Jahresanfang angekurbelt wurde. Dieser Rückenwind flaut jedoch 2019 ab.

    Ähnlich verhält es sich bei den Staatsausgaben. Anfang des Jahres hatte der Kongress Mehrausgaben von jährlich rund 150 Mrd. USD verabschiedet, die mit der üblichen Zeitverzögerung jetzt Schritt für Schritt wirksam werden. Im Mittel der vergangenen beiden Quartale verzeichneten die Staatsausgaben mit 2,9% den grössten Zuwachs seit drei Jahren. Auch hier ist jedoch klar, dass dieser Impuls im Laufe des kommenden Jahres wieder kleiner wird, weil dann keine zusätzlichen Erhöhungen folgen.

    Alles in allem darf also nicht übersehen werden, dass die US-Wirtschaft gegenwärtig von Kräften angetrieben wird, die nicht von Dauer sind. Kurzfristig – im laufenden und kommenden Quartal – hält der Rückenwind zwar noch an. Anschliessend sollte er indes sukzessive abklingen. Gleichzeitig kommt immer mehr Gegenwind durch die gestiegenen Zinsen auf. Die ohnehin nicht überbordende Investitionsnachfrage dürfte dadurch weiter gebremst werden.

    Der übergeordnete Wachstumsausblick trübt sich mithin schrittweise ein, sodass die Perspektiven nach wie vor zweigeteilt sind. Kurzfristig dürfte das BIP-Wachstum noch robust bleiben. Für Q4 rechnen wir mit einem Zuwachs von rund 3,0%. Die Fed kann in diesem Umfeld mit ihren Zinserhöhungen ungebremst fortfahren, was Aufwärtsdruck auf die Renditen lang laufender T-Notes erzeugen sollte. Mittelfristig wird die Konjunkturdynamik aber nachlassen. In diesem Zuge werden vor allem die Ängste vor eine Überhitzung des Arbeitsmarktes schwinden. Folglich kann die Notenbank 2019 eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen, was den Kursen von US-Treasuries wieder Auftrieb bescheren dürfte.



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