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    Forex-Report  1721  0 Kommentare Lage in Politik eskaliert – merci Washington, merci London, merci Rom!

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1243 (07:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1216 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.13. EUR-CHF oszilliert bei 1.1358.

    Risikoaversion in recht sportlicher Form nahm in den letzten 24 Handelsstunden dank politischer Faktoren zu. Das hatte gute Gründe. Faktisch zeichnet einerseits die Achse Washington/London, aber andererseits auch Rom dafür verantwortlich.

    London geht immer noch davon aus, dass ein regelbasierter Brexit mit einer Sonderbehandlung des UK verknüpft sei. Die EU ist aber kein Selbstbedienungsautomat Londons im Rahmen britischer Beliebigkeit! Das amateurhafte politische Theater, dass uns nun seit mehr als zwei Jahren auch mit Verbalattacken aus Westminster und der Fleet Street begleitet, die weit unter dem Niveau der Diplomatie und des Anstands lagen und liegen, liefert dafür keine Grundlage und hat die Bereitschaft vermindert, Konzessionen einzuräumen. Es gibt laut Theresa May noch eine Anzahl ungelöster Fragen. Da stimmen wir zu.  Es würde keine Vereinbarung um jeden Preis geben. Nein, das wollen wir auch nicht. Am Ende zahlte das UK ohnehin den entscheidenden Preis. Maßgebliches Problem ist die Frage der Grenze Irland/Nordirland nach dem Brexit. Im Eigeninteresse des UK und der Friedfertigkeit in Irland, aber auch im UK ist London gut beraten, dieses Thema nicht klein zu schreiben.  Die Chance auf einen unregulierten Brexit nimmt vor den aktuellen Hintergründen zu. Das belastet derzeit die Finanzmärke. Die Transaktionskosten daraus wären auf kurze Sicht für die Eurozone erheblich. Je härter der Brexit jedoch ausfiele, desto stärker fielen die Produktionsstättenverlagerungen zu Gunsten Kontinentaleuropas aus, die den Kapitalstock und damit das Potentialwachstum der Eurozone langfristig positiv beeinflussen würden. Im UK hätten sie das Gegenteil zur Folge.

    Rom liefert den zweiten politischen Problemherd. In selten gekannter selbstverliebter Form liefert Rom Hybris in beachtlicher Form. Aber nicht nur das, sondern der Ton, der uns aus Rom erreicht, hat kaum etwas gemein mit europäischer Diplomatie. Im Gegenteil orientiert sich Rom hier an den Beispielen Londons und Warschaus - was für ein Werteverfall. Man will seitens Roms der EU aufoktroyieren, den politischen Weg der maßgeblich konsumorientierten Neuverschuldung zu respektieren, wohlwissend, dass diese Politik die Grundlage der prekären Haushaltslage Italiens darstellt. Das ist unter intellektuellen Gesichtspunkten äußerst ambitioniert. Es ist aber auch ein Angriff durch Rom auf die Stabilität des Gesamtgebildes und tangiert in der EU 27 und in der Eurozone 18 weitere Länder, deren Regierungen alle demokratisch legitimiert sind. Dürfen Italiener, die diese Regierung in Rom wählten, über 27 oder 18 andere Länder faktisch bestimmen? Wir freuen über die diplomatischen Einlassungen Manfred Webers, dem Spitzenkandidaten der EVP im Europaparlament. Sie sind von Diplomatie und Anstand geprägt. Manfred Weber setzt in der Italienfrage zunächst auf Dialog und nicht auf Strafen. Er betonte, Europa sei nicht erpressbar. Es gebe klare stabilitätspolitische Regeln (die Italien mit kreiert hat!) in der EU und es gebe eine gemeinsame Position in der Eurozone. Roms Vorschlag sprenge Grenzen. Von den EU-Ländern forderte er eine stärkere Unterstützung der Kommissionsposition gegenüber Italien ein. Er warf Rom vor, die Erfolge der EU bei der Krisenbekämpfung zu gefährden. Danke ob des Inhalts und der Form - mehr gibt es nicht zu sagen!

    Damit kommen wir zu dem Problembereiter Washington.

    Die USA machen Druck bei den Sonderzöllen auf Autos aus Europa. Das Handelsministerium habe dem Weißen Haus eine Vorlage übermittelt, ob Sonderzölle von bis zu 25% auf in die USA eingeführte Autos und Autoteile aus Gründen der Nationalen Sicherheit eingeführt werden sollten. Man will signalisieren, dass Washington mangels Fortschritten zunehmend ungehalten sei.

    Europa könnte ungehalten sein, weil die nationale Sicherheit der USA durch deutsche Automobilhersteller, die die SUVs (höchste Wertschöpfung bei Kfz) bisher in den USA produzierten und die größten US-Autoexporteure sind, definitiv nicht gefährdet ist. Deutsche Automobilbauer sind ein Geschenk für die US-Wirtschaft und kein nationales Sicherheitsrisiko! 

    Europa könnte ungehalten sein, weil die US-Regime-Change Politik um das Mittelmeer die nationalen Sicherheiten der europäischen Länder bedroht, da die Folge Flüchtlingsströme sind, deren sich die USA als primärer Verursacher nicht annehmen. Es wird Zeit, seitens der EU Klartext mit Washington zu reden, wer Risiken für andere kreiert und forciert! Das US-Maß ist voll!

    Darüber hinaus sprechen Fakten für sich:

    Diese egomanische US-Politik, die jedes Vertrauen gegenüber den USA bezüglich Vertragstreue und Loyalität zum Organigramm in Frage stellt, untergräbt perspektivisch die US-Wirtschaftsstruktur.

    • BMW wird das iX3 Werk nicht in den USA, sondern in China bauen.
    • Volvo kündigte gestern an, Teile der SUV-Produktion aus den USA zu verlegen.
    • Honda kündigte gestern Produktionsverlegungen aus den USA an.

    Links:

    https://www.zerohedge.com/news/2018-11-12/another-one-bites-dust-honda ...

    https://www.zerohedge.com/news/2018-11-10/volvo-caught-trade-war-cross ...

    Jeder Tag, der vergeht, unterminiert das US-Modell weiter, da der internationale Kapitalstock (globale Unternehmen) genau weiß, wo die Zukunft liegt (Wachstumsdynamik, Erschließung des Humankapitals) – im Osten! Wie verlässlich sind die USA? Verlässlichkeit ist die Grundlage für nachhaltige Investitionen …. „Food for thought!“

    Aus Italien erreichten uns gestern Konjunkturdaten, die besser als erwartet ausfielen: Im September sank die Industrieproduktion im Monatsvergleich lediglich um 0,2% (Prognose -0,7%) nach dem starken Vormonat bei +1,7%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,3% nach zuvor -0,8% ein.

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1370 – 1.1400 neutralisiert dieses Szenario.

     

    Viel Erfolg!





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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