Marktkommentar
Stefan Rondorf (AllianzGI): „Der Countdown läuft“
Bei den derzeit am stärksten diskutierten politischen Unsicherheiten, Handelskonflikt und Brexit, nähern wir uns wichtigen Weggabelungen.
Neben weniger expansiver Geldpolitik und aufkommender Sorgen um die Konjunkturdynamik bleiben verschiedenste politische Unsicherheiten als wesentliche Treiber der Kapitalmärkte.
Betrachtet man die Dimension politische Unsicherheit genauer fällt auf: Bei den zwei derzeit am stärksten diskutierten politischen Unsicherheiten, Handelskonflikt und Brexit, nähern wir uns auf der Zeitschiene wichtigen Weggabelungen, die die Unsicherheiten vermutlich nicht vollständig beseitigen werden, zumindest aber wichtige Richtungsentscheidungen – fürs nächste - bringen dürften. Wir nähern uns also einem Höhepunkt politischer Unsicherheit. Ab da sollte der Countdown in Richtung mehr Gewissheit laufen.
Beim Handelskonflikt zwischen den USA und China läuft Ende Februar die Frist zur Verständigung ab. Ohne Kompromiss würden die USA Einfuhrzölle auf chinesische Importprodukte im Wert von etwa 200 Mrd. Dollar von 10% auf 25% erhöhen, was eine wesentliche Eskalationsstufe in diesem Konflikt darstellen würde. Obwohl die Weltöffentlichkeit keinerlei transparente Informationen über den Verhandlungsstand hat, kann man aufgrund zweier Tatsachen ganz vorsichtigen Optimismus schöpfen: 1) Es gibt regelmäßige Verhand-lungen auf verschiedenen Arbeitsebenen. 2) Beide Seiten sind zuletzt mit einer Eintrübung von Konjunkturindikatoren konfrontiert gewesen, das dürfte die Kompromissfähigkeit eher erhöhen.
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Beim Brexit drängt die Zeit nun merklich, der 29. März ist nur noch etwa 9 Wochen entfernt. In all dem Wirrwarr ist zu erkennen, dass das britische Parlament eine größere Rolle im Prozess spielen dürfte. Und auch wenn noch nicht klar ist, welche Option im Parlament eine Mehrheit finden wird, kann man doch mit einiger Sicherheit vermuten, dass es dort eine Mehrheit dafür gibt, einen unkontrollierten Austritt aus der EU zu vermeiden.