checkAd

    taz  188  0 Kommentare Neue Bayer-Software könnte Bauern noch abhängiger machen

    Berlin (ots) - BERLIN Der weltgrößte Saatgutkonzern Bayer nutzt
    die Digitalisierung der Landwirtschaft, um Bauern noch abhängiger von
    seinen Produkten zu machen: Das Softwaremodul "Seed Advisor" seiner
    Tochterfirma Climate Corporation zur Auswahl des für den jeweiligen
    Acker besten Saatguts empfiehlt den Landwirten nur Körnermais der
    Bayer AG - nicht von anderen Herstellern. "Die aktuelle Version des
    Seed Advisor der Climate Corporation fokussiert sich ausschließlich
    auf Saatgut von Bayer", teilte Konzernsprecher Utz Klages der
    Tageszeitung "taz" (Freitagausgabe) auf Anfrage mit.

    Der Seed Advisor der Bayer-Tochter soll nach Firmenangaben aus
    früheren Ertragsdaten in der Region und der
    Saatgut-Genetik-Bibliothek des Konzerns für jedes Feld "die besten
    Hybridsorten" berechnen. Bedient werde das Programm von
    Saatguthändlern, die die Empfehlungen an die Landwirte weitergäben.
    Im Herbst 2019 solle es für alle Farmer in den USA als Teil der
    Softwareplattform FieldView auf den Markt kommen. Einen Termin für
    die EU nennt Bayer noch nicht.

    Marita Wiggerthale, Agrarreferentin der Entwicklungsorganisation
    Oxfam, kritisierte den Seed Advisor: "Sie erhalten damit nicht die
    Auswahl der besten Saatgutsorten allgemein, sondern nur eine Auswahl
    von Bayers Saatgut." Reinhild Benning, Landwirtschaftsexpertin der
    Umweltorganisation Germanwatch, ergänzte: "Wenn sich solche Systeme
    durchsetzen, verlieren Bauern an Wahlmöglichkeiten und geraten
    potentiell in Abhängigkeiten."

    Bayer-Sprecher Klages wies diese Vorwürfe zurück: "Jeder Landwirt
    hat die freie Wahl, ob und welche Produkte und Technologien er von
    welchem Anbieter kauft." Bauern würden die Angebote von Bayer nur
    dann nutzen, "wenn sie dadurch einen klaren Vorteil erhalten." Im
    Übrigen plane das Unternehmen, "unser Angebot auf Saatgutsorten
    anderer Anbieter auszuweiten."

    Umweltschützerin Benning glaubt das nicht: "Seit Jahren
    versprechen Konzerne der Netzwerkökonomie, Produkte anderer Anbieter
    kompatibel zu machen, ohne dieses Versprechen zu erfüllen", sagte sie
    der taz. Nun müsse der Staat Bayer und seine Konkurrenten dazu per
    Gesetz zwingen und ihre Marktmacht konsequenter durch das
    Kartellrecht begrenzen.

    Der Konzern ist nach eigenen Angaben bereits der weltgrößte
    Anbieter auf dem stark konzentrierten Markt für kommerzielles
    Saatgut. Die vier umsatzstärksten Firmen beherrschen zusammen mehr
    als die Hälfte des Geschäfts. Dabei ist Saatgut die Grundlage der
    Ernährung. Wer die Samen hat, kann bestimmen, was die Menschen essen,
    und so die Preise in die Höhe treiben. Ein Monopol könnte auch dazu
    führen, dass Züchter wegen des fehlenden Konkurrenzdrucks Pflanzen zu
    langsam an den Klimawandel anpassen. -- jma/ghi

    Bitte geben Sie bei Verwendung dieser Meldung den Link zu dem
    Originalartikel an:
    http://www.taz.de/Digitalisierung-der-Landwirtschaft/!5569575/

    OTS: taz - die tageszeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/42630
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_42630.rss2

    Pressekontakt:
    taz - die tageszeitung
    taz Redaktion Wirtschaft & Umwelt
    Telefon: +49-30-25902-227



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    taz Neue Bayer-Software könnte Bauern noch abhängiger machen BERLIN Der weltgrößte Saatgutkonzern Bayer nutzt die Digitalisierung der Landwirtschaft, um Bauern noch abhängiger von seinen Produkten zu machen: Das Softwaremodul "Seed Advisor" seiner Tochterfirma Climate Corporation zur Auswahl des für den …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer