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     2713  0 Kommentare Investieren in Small und Micro Caps: Eine Frage des Stils

    Gehen die Aktienmärke auf Talfahrt, reißen sie kleinere Gesellschaften besonders weit in die Tiefe. Für nervenstarke Anleger jedoch ermöglichen die Abschwünge einen günstigen Einstieg. Denn auf längere Sicht bleiben die Wertzuwächse der mittelständischen Börsenzwerge fast konkurrenzlos.Dass der Bedarf an Aquakulturen immer weiter zunimmt, ist Stefan Meyer nicht verborgen geblieben. Ein rasant steigender Konsum hat dafür gesorgt, dass viele Fanggründe inzwischen nahezu leergefischt sind. Deswegen stammt bereits die Hälfte der Fische, die auf dem Teller landen, aus Zuchtbetrieben. Zu den gefragten industriellen Eiweißquellen gehören nicht zuletzt Lachsfarmen in norwegischen Fjorden. Auf diese Betriebe hat Meyer allerdings kein Auge geworfen, stattdessen setzt der Fondsmanager von Metzler Asset Management auf einen ihrer Zulieferer.
    Die im norwegischen Bryne ansässige AKVA-Gruppe stellt Ausrüstung für die Fischfarmen her. Die Angebotspalette reicht von riesigen Käfigen über Fütterungssysteme bis zu Unterwasserkameras, mit denen Züchter ihre Tiere ständig beobachten können. Meyer lenkt für die Frankfurter Fondsschmiede gemeinsam mit Lorenzo Carcano den Metzler European Small and Micro Cap und konzentriert sich dabei auf Unternehmen mit einem besonders geringen Börsenwert.


    Sogenannte Small Caps dürfen nach der Definition des Fonds-Rating-Hauses Morningstar eine Marktkapitalisierung von 700 Millionen Euro nicht überschreiten, Micro Caps müssen demnach sogar unter 220 Millionen Euro bleiben. Zum Vergleich: Das weltweit teuerste Unternehmen ist das Online-Kaufhaus Amazon, das an der Börse einen Wert von 690 Milliarden Euro hat.
    Meyers Portfolio kann von allen Fondsangeboten hierzulande, die in nennenswertem Umfang in die winzigen Nebenwerte investieren, mit 88,8 Prozent den größten Anteil an Micro Caps vorweisen. Das restliche Fondsvermögen steckt in Small Caps. Diese Konzentration auf Mini-Aktien verlangt von Anlegern starke Nerven in Bärenmärkten. So gab der Anteilspreis auf Sicht eines Jahres um 26,2 Prozent nach. Schuld war die von Handelskriegen und Brexit-Ängsten geprägte miese Stimmung auf dem Börsenparkett, die selbst den deutschen Leitindex Dax, der sich aus den 30 wichtigsten Aktien-Schwergewichten zusammensetzt, auf Jahressicht um knapp 20 Prozent in die Knie zwang.
    Dass große Unternehmen grundsätzlich weniger riskant sind, bezweifelt der Metzler-Fondsmanager: "Die geringere Handelsliquidität der Nebenwerte ist allerdings ein Risiko. Wenn in großen Krisen Kapital abfließt, kann es zu strukturellen Problemen im Segment kommen." Das könne zeitweise zu stärkeren Schwankungen und bis zur Illiquidität führen.
    Für Meyer sind die Kursabschwünge nach neun Jahren Bullenmarkt ohnehin wenig verwunderlich: "Die Korrekturen waren allerdings teilweise übertrieben und nicht durch die wirtschaftliche Entwicklung erklärbar." Dennoch gilt, dass bei großer Unsicherheit auf den Kapitalmärkten und insbesondere in Rezessionen kleine Unternehmen für gewöhnlich schlechter abschneiden als große. Das weiß auch der Nebenwerte-Spezialist: "In der Regel ist es aber so, dass kleinere Werte dafür überdurchschnittlich stark von einem Wirtschaftsaufschwung profitieren."
    Gerade auf längere Sicht zeigt sich, dass die Vorliebe für Mini-Titel ein ausgesprochen lukrativer Anlagestil sein kann (siehe Abbildung). So konnten Anleger mit börsennotierten Großkonzernen, sogenannten Large Caps, ihr Kapital im Lauf der zurückliegenden zehn Jahre zwar verdoppeln (plus 106 Prozent). Micro Caps haben im selben Zeitraum ihren Wert allerdings mehr als verdreifacht (plus 213 Prozent). Die etwas größeren Small Caps legten mit 273 Prozent Plus sogar noch stärker zu. Obwohl die allerkleinste Aktienklasse nur den zweitgrößten Wertzuwachs bietet, sind die grundsätzlichen Renditevorteile kleiner Gesellschaften offensichtlich.

                                     Quelle: Morningstar

    Wo liegen die Gründe? Zum einen wachsen die Unternehmen oft schneller als große Konzerne, da sie sich meist voll und ganz auf einzelne Marktnischen konzentrieren. "Außerdem sind solche Firmen in der Regel konsequenter und besser geführt, da ihr Management länger an Bord bleibt", so Meyer. Das helfe auch dabei, auftretende Probleme schnell in den Griff zu bekommen.
    Der 2011 aufgelegte Metzler European Small and Micro Cap kann trotz des dramatischen Rückschlags im Vorjahr ein Plus von 37,6 Prozent auf Sicht von fünf Jahren vorweisen. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 6,5 Prozent. Neben seinem norwegischen Top-Investment AKVA hat Meyer einige weitere skandinavische Firmen im Portfolio, die insgesamt mehr als ein Drittel des Fondsvermögens ausmachen. Viele Investments zeichnet ihr ungewöhnliches Geschäftsfeld aus: So baut beispielsweise die schwedische Nordic Waterproofing wasserdichte Gebäude und Infrastruktur.
    Großbritannien macht ein knappes Viertel der Anlagen aus: Trotz des unprofessionellen Vorgehens der Briten bei ihrem Versuch, sich aus der Europäischen Union zu verabschieden, fand Meyer jüngst wieder vielversprechende Firmen auf der Insel: "Wir kauften Titel mehrerer britischer Unternehmen mit wachstumsstarken Geschäftsmodellen. Dazu zählen die Aktien des Software-Unternehmens Vitec, des Marketing-Experten für die Pharmaindustrie Huntsworth sowie der Technologiefirmen Boku und IQE." Wegen Meyers großem Mikro-Aktien-Engagements liegt der mittlere Börsenwert seiner Portfolio-Unternehmen bei lediglich 256 Millionen Euro.


    Mit im Schnitt 313 Millionen Euro haben die Zielunternehmen des Mandarine Europe Microcap kaum mehr Kapital auf den Hüften. Kein Wunder, besitzt das von Sébastian Lagarde bestückte Portfolio doch ebenfalls einen der größten Micro-Cap-Anteile im gesamten Fondsmarkt. Knapp 84 Prozent des verwalteten Vermögens fließen in rund 150 Börsenzwerge. Die haben so kräftig an Wert gewonnen, dass in den zurückliegenden fünf Jahren ein Plus von 51,8 Prozent resultierte. Die jährliche Rendite liegt damit bei 8,7 Prozent, nahezu doppelt so hoch wie im europäischen Mikroaktien-Index MSCI Europe Micro Cap. Fondsmanager können in diesem Universum den Index so deutlich schlagen, weil dieses Segment von weit weniger Analysten beobachtet wird als etwa Large Caps, also die großen Börsentitel. Dabei schwankt der Mandarine-Fonds sogar weniger als das Metzler-Portfolio, 13,6 Prozent Volatilität stehen 15,6 Prozent gegenüber.

                                     Quelle: Morningstar

    An der Spitze von Lagardes Positionen steht Future, ein britisches Medienhaus für technische Fachzeitschriften. "Wir halten Unternehmen für vielversprechend, die Produkte und Dienstleistungen für die großen Trends wie alternde Bevölkerung, Klimawandel und Digitalisierung anbieten", erklärt der Fondsmanager, der wachstumsstarke Firmen mit einem noch günstigen Aktienkurs sucht. Sein quantitatives Modell fördere in den meisten europäischen Staaten zahlreiche spannende Gesellschaften zutage, so Lagarde. Ausgerechnet Deutschland mache aber eine Ausnahme, sodass der Fondsmanager hierzulande lediglich 7,6 Prozent des Vermögens anlegt. Obwohl Lagarde "Großbritannien 2019 wegen der Brexit-Probleme für eine riskante Anlageregion" hält, vertraut er ein Drittel seines Fondsvermögens britischen Firmen an.
    Stéphanie Bobtcheff meidet Deutschland sogar komplett und favorisiert mit einem Anteil von 30 Prozent französische Gesellschaften. Bobtcheff managt für La Financière de l'Echiquier gemeinsam mit José Berros und Guillaume Puech den 336 Millionen Euro schweren Echiquier Entrepreneurs. Mikroaktien widmet sie nur knapp ein Drittel des Vermögens, Small Caps dafür 43 Prozent. Deswegen haben ihre Investments einen höheren mittleren Börsenwert von 824 Millionen Euro. Mit 68,2 Prozent Wertzuwachs über fünf Jahre liegt sie an der Spitze der Fondskategorie.
    Zudem hat ihr Fonds das zurückliegende katastrophale Börsenjahr mit 13,4 Prozent Minus besser als die meisten Wettbewerber überstanden. Bobtcheff versucht, das Portfolio immun gegen Wachstumssorgen zu machen: "Wir konzentrieren uns auf konjunkturunabhängige Unternehmen und haben unser zyklisches Engagement stark reduziert." Das macht inzwischen weniger als 10 Prozent des Portfolios aus. "Zudem halten wir einen Liquiditätspuffer von rund 12 Prozent, um Abschwünge zum Kaufen nutzen zu können."
    Dass zahlreiche Investoren kleine Nebenwerte häufig als besonders riskante Anlageklasse ansehen und in stürmischen Börsenzeiten stärker abstrafen, kann auch privaten Anlegern einen günstigen Einstieg ermöglichen. Davon sind zumindest die Fondsmanager mit reichlich Micro und Small Caps im Anlageuniversum überzeugt. "Nach der unterdurchschnittlichen Wertentwicklung im Vorjahr glauben wir, dass diese Titel nun äußerst günstig zu haben sind", sagt Mandarine-Fondsmanager Lagarde.
    Dafür spreche auch, dass die Börsenzwerge ihre Gewinne weit schneller in die Höhe treiben als große Unternehmen. Für die im MSCI Europe Micro Cap gelisteten Firmen gehen Experten von im Schnitt um 23,6 Prozent wachsenden Profiten aus, für den MSCI Europe, der 450 größere Titel listet, erwarten sie dagegen nur ein Plus von 8,5 Prozent.






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