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    Börsen-Zeitung  759  0 Kommentare Aktien für niedrige Zinsen / Analyse zur Anlagestrategie im Niedrigzinsumfeld von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Dass die Zinsen in der Eurozone noch länger
    niedrig bleiben, ist keine allzu große Überraschung. Nur ist es jetzt
    sozusagen amtlich, seit die Europäische Zentralbank (EZB) vor gut
    einer Woche erklärt hat, dass die Leitzinsen auch über 2019 hinaus
    unverändert belassen werden. Da die Inflationserwartungen
    zurückgegangen sind, gehen Analysten davon aus, dass die EZB auch im
    Jahr 2020 kaum den Leitzins anheben dürfte. Dies hat auch
    Implikationen für Anlagestrategien an den Aktienmärkten. Eine
    beliebte Strategie in einem Umfeld niedriger Zinsen ist es, auf
    Dividendenpapiere mit niedrigerer Schwankungsbreite (Low Volatility)
    zu setzen. So rät BNP Paribas zu solchen Aktien, da diese bei
    sinkenden Anleiherenditen besser abschneiden.

    Die Ökonomen von Société Générale wiederum gehen nicht von einer
    Zinserhöhung durch die EZB vor 2021 aus. Lockerere
    Finanzierungskonditionen sprechen für risikoreichere Vermögenswerte,
    schreiben die Strategen von Société Générale, weshalb auch die
    Jahresendziele für die Aktienmärkte etwas hochgesetzt wurden.

    Allerdings bleibe es schwierig, "übermäßig enthusiastisch" für
    europäische Titel zu sein, so die Strategen, da US-Aktien mehr
    Wachstum zu liefern versprächen und asiatische und chinesische Titel
    zunehmend als Must-have für globale Portfolios erscheinen würden.
    Demgegenüber würden europäische Aktien eher ein "Value Play"
    darstellen. Dies allerdings vor allem in Sektoren, die aus Sicht der
    Strategen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Mit Value-Strategie
    werden meist Anlagen in Aktien bezeichnet, die besonders niedrige
    Kurs-Buchwert- und Kurs-Gewinn-Verhältnisse aufweisen.
    Value-Strategien neigen aber dazu schlechter abzuschneiden, wenn die
    Renditen an den Anleihemärkten sinken.

    Da die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sich bereits wieder
    deutlich der Null-Prozent-Marke von oben angenähert hat, untersuchten
    die Strategen von Société Générale, welche Aktien in einem Umfeld
    sinkender Anleiherenditen besonders leiden oder profitieren. Dabei
    wird deutlich, dass Pharma- und Konsumgüterhersteller gut
    abschneiden. Umgekehrt leiden Bank- und diversifizierte Finanzwerte
    besonders. Die Bewertung von Konsumgüteraktien gemessen am
    Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis liege dabei auf einem Zehnjahrestief.
    Das Shiller-KGV wird auf Basis der durchschnittlichen Gewinne der
    vergangenen zehn Jahre berechnet.

    Für die Strategen ist es dementsprechend eine reizvolle Strategie,
    nun Konsumgüteraktien gegenüber Bankwerten zu bevorzugen, um vom
    Umfeld niedriger Anleiherenditen zu profitieren. Die Experten
    betonen, dass zwar Bankanleihen Rückenwind von niedrigen Zinsen
    erhalten, nicht jedoch das Aktienkapital der Finanzinstitute, da ihre
    Profitabilität bei niedrigen Zinsen schwach bleibt.

    Die Bevorzugung von Konsumgüteraktien - Consumer Staples - oder
    auch Gesundheitswerten im Niedrigzinsumfeld lässt sich etwa an den
    Aktienkursen von L'Oréal, Reckitt Benckiser oder Unilever ablesen,
    die in den vergangenen Tagen deutlich zugelegt haben.

    Diese Titel weisen alle ein niedriges Beta von unter 1 aus. Ein
    Beta von 1 bedeutet, dass der Aktienkurs genauso stark schwankt wie
    der Gesamtmarkt, liegt der Wert darunter, ist die Schwankungsbreite
    geringer. In den vergangenen zwei Jahrzehnten, in denen die Zinsen
    tendenziell immer weiter gesunken sind, hat sich gezeigt, dass sich
    Anlagen in solche Aktien überproportional bezahlt gemacht haben.
    Solche Low-Volatility-Strategien sind auch wissenschaftlich
    untersucht worden, etwa um herauszufinden, ob ihre Überrendite nicht
    nur in einem Umfeld sinkender, sondern auch steigender Zinsen, also
    in einem unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmen, Bestand hat.

    Der Assetmanager Amundi hat festgestellt, dass Gesundheits- und
    Konsumgüteraktien weniger von der Höhe denn der Steilheit der
    Zinskurve beeinflusst werden, aber Rückenwind von sinkenden Zinsen
    erhalten, wie auch Versorger- und Telekomwerte. Nicht nur die
    Sektorauswahl, auch die Einzeltitelauswahl spielt aber eine Rolle. So
    schneiden Unternehmen mit einer höheren Verschuldung besser ab, wenn
    die Zinsen niedrig sind. Umgekehrt sind solche Zinswetten gefährlich
    für die Performance, sollten die Sätze doch steigen.

    (Börsen-Zeitung, 16.03.2019)

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