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     897  0 Kommentare Reichwerden für immer

    Manchmal braucht man Knallschoten, um auf knallige Dinge zu kommen. Ich bin daher meiner Lieblingszeitung sehr dankbar für einen Artikel, in dem ein ganz neues Rentenmodell vorgestellt wird, das von der europäischen Ratingagentur Scope entwickelt worden ist.

     

    Ich weiß gar nicht, ob jemandem die Auswirkungen davon so richtig klar geworden sind, meine Phantasie wird dadurch jedoch enorm beflügelt.

     

    Das Modell geht in Kurzform so: Um in Zukunft Altersarmut und eine Rentenkrise durch eine Überforderung unseres Umlagesystems abzuwenden, müsste der Staat einen billionenschweren Rentenfonds auflegen. Finanziert werden soll dieser Fonds zur Hälfte durch Schulden und zur anderen Hälfte durch Steuern.

     

    So weit, so gut, so bekannt. Das alte Modell also. Staatsverschuldung plus Steuern, was ja beides nur zwei Seiten ein und derselben Medaille darstellen.

     

    Doch jetzt kommt der Clou.

     

    Und der Clou ist so riesig, dass er tatsächlich einem neuen Perpetuum mobile gleicht. Dagegen wird Mario Draghi mit seinem Anleihe-Ankaufprogramm zum Gartenzwerg degradiert.

     

    Und was ist der Clou? Natürlich: Das Fondsvermögen wird in Aktien angelegt!

     

    Auf diese Weise schlägt man nicht nur zwei Fliegen mit einer Klappe, in dieser Weise wird sogar sichergestellt, dass es uns niemals mehr schlecht gehen wird. Jedenfalls so lange nicht, wie sich dieses Schneeballspiel weiterspielen lässt. Und das gelingt bei der Staatsverschuldung ja schon ganz schön lange. Warum sollte es hier also anders sein?

     

    Auf diese Weise kann man nämlich plötzlich alles managen, was uns derzeit Probleme macht. Probleme in der Rentenversicherung? Gelöst. Eine Wiederholung der Finanzkrise? Ebenfalls gelöst.

     

    Denn heftige Börsencrashs gehören so natürlich ab sofort der Vergangenheit an. Sollte die Börse einmal signifikant schwächeln, dann werden einfach die Mittel des Rentenfonds massiv aufgestockt. Natürlich brauchen wir dafür einen gesamteuropäischen Rentenfonds, einen EU-Rentenfonds.

     

    Auch die private Altersvorsorge wird so wieder lukrativ. Trotz Nullzinsen oder sogar bald Minuszinsen. Denn wenn garantiert ist, dass Aktien nicht mehr fallen, ist das ja so gut wie Zinsen.

     

    Ist das nicht wunderbar? Es gibt so viele gute Ideen, man muss sie nur umsetzen. Langsam verstehe ich wirklich nicht mehr, warum so viele Menschen bei uns so negativ gestimmt sind. Dafür gibt es wirklich keinen Grund.

     

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Reichwerden für immer Ein billionenschwerer Rentenfonds löst das alles