Private Anleger lieben Wirecard und Bayer - Seite 3
UMSATZWACHSTUM NIMMT AB
Bei stabilen Bewertungen und flachen bis leicht rückgängigen Margen hängen die Renditen von Aktionären zunehmend vom Umsatzwachstum ab. Und hier ist die strukturelle Schwäche am deutlichsten sichtbar: Abbildung 1 zeigt, wie sich die Wachstumsrate der Unternehmensumsätze in den vergangenen Jahren verlangsamt hat. Dafür gibt es viele Gründe: Eine niedrigere Inflation und ein schwächeres nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind sicherlich schwerwiegende Faktoren. Die Auswirkungen von Technologien und disruptiven Neueinsteigern in vielen Branchen könnten weitere Erklärungen sein. Im Ergebnis ist davon auszugehen, dass das Gewinnwachstum in diesem Jahr ziemlich gering ausfallen dürfte. Nach einem Gewinnzuwachs um 22 Prozent im Jahr 2018 prognostizieren die US-Strategen von Goldman Sachs in diesem Jahr ein Gewinnwachstum in Höhe von 6 Prozent für den S&P 500 – wobei das Risiko besteht, dass es geringer ausfallen könnte. In Europa prognostiziert Goldman Sachs ein Gewinnwachstum von 2 Prozent für den STOXX Europe 600, für Asien und Japan liegt die Wachstumsprognose bei 3 Prozent.
Eine Rezession ist in der näheren Zukunft eher unwahrscheinlich. Erstens haben sich die Zinssätze der Notenbanken nicht stark bewegt, in Europa sogar überhaupt nicht. Zweitens liegen keine Ungleichgewichte im Privatsektor vor: Die US-Sparquoten sind im historischen Vergleich hoch, die Risiken in den Bilanzen der Banken sind zurückgegangen. Gleichzeitig sind aber auch mögliche Wachstumsbeschleuniger nicht erkennbar: Die Zinssätze haben wenig Spielraum nach unten, und die USA haben das Spektrum der finanzpolitischen Maßnahmen bereits ausgiebig genutzt, was zu einer wachsenden Verschuldung des öffentlichen Sektors führt – wie in vielen Teilen der Welt.
REGIONALE UNTERSCHIEDE
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Auf regionaler Ebene zeigen sich unterschiedliche Wachstumsaussichten. Trotz der Anstrengungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich die reale Rendite deutscher Bundesanleihen von der Entwicklung der Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen abgekoppelt, was auf ein geringeres zukünftiges Wirtschaftswachstum hierzulande schließen lässt. Diese Vermutung wird durch die vergleichsweise geringeren Umsatzerwartungen der Einkaufsmanager in Europa gestützt. Die asiatischen Märkte wiederum könnten von einer Entspannung der Handelsbeziehungen und geldpolitischen Lockerungen profitieren.