AKTIE IM FOKUS
Gewinnwarnung lässt Vertrauen in Lufthansa weiter schwinden
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Gewinnwarnung der Lufthansa hat am Montag der ohnehin schlechten Laune der Investoren einen weiteren schweren Schlag versetzt. Die Aktien der Fluggesellschaft brachen auf der Handelsplattform Tradegate bei hohen Umsätzen im Vergleich zum Xetra-Schluss vom Freitag um 7,3 Prozent auf 16,405 Euro ein. Auf Xetra würden sie damit unter die Zwischentiefs um 17 Euro fallen, in deren Bereich sich der Kurs im vergangenen Herbst sowie Ende Mai noch gefangen hatte. Das ohnehin triste Chartbild würde sich damit weiter eintrüben.
Die Airline bekommt den starken Preiskampf im europäischen Luftverkehr zu spüren und rechnet auch wegen fallender Ticketpreise für 2019 nur noch mit einem operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro. Bislang hatte die Konzernführung noch etwa 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro anvisiert. Abseits des laufenden Geschäfts fürchtet der Konzern wegen einer neuen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs zudem höhere Steuerzahlungen für frühere Jahre. Das Management will daher eine Rückstellung in Höhe von 340 Millionen Euro bilden.
Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research fürchtet, dass mit der Gewinnwarnung das kurzfristige Vertrauen der Investoren verloren geht. Angesichts der vielen Probleme dürfte es Lufthansa-Chef Carsten Spohr schwerfallen, bei dem anstehenden Kapitalmarkttag in der kommenden Woche die Gunst der Anleger wieder schnell zu gewinnen. Dazu brauche es mehr als nur einen halbwegs optimistischen langfristigen Ausblick.
Auch RBC-Experte Damian Brewer geht davon aus, dass der Aktienkurs wegen des verloren gegangenen Vertrauens weiter sinken dürfte. Es sei erstaunlich, dass die Lufthansa immer noch über die Verteidigung von Marktanteilen rede, obwohl zunehmend erkennbar werde, dass sie dafür weder die Kostenbasis noch den Produkt-Preis-Mix habe, ohne Aktionärswerte zu vernichten. Kurzfristig könnten Investoren das Vertrauen in die Strategie des Konzerns verlieren, was den Aktienkurs vorübergehend bis auf rund 12 Euro nach unten ziehen könnte. Damit würde die Lufthansa - wie schon im Jahr 2011 - nur noch mit etwa der Hälfte des Nettoinventarwerts bewertet.
Sollten die Lufthansa-Papiere tatsächlich bis auf rund 12 Euro fallen, wären die seit Anfang 2017 erzielten Kursgewinne wieder dahin. 2017 hatte die Air-Berlin-Pleite den Kranich-Papieren noch stark Auftrieb verliehen - Anleger versprachen sich durch den Wegfall des Konkurrenten unter anderem höhere Ticketpreise. Bis Anfang 2018 folgte eine steile Rally bis auf ein Rekordhoch von 31,26 Euro.
Allerdings schläft die Konkurrenz nicht. Billigairlines wie Ryanair und Easyjet machen Druck. Hinzu kam der Anstieg des Ölpreises. Seit dem Rekordhoch haben die Anteilsscheine nun schon - die vorbörslichen Verluste vom Montag eingerechnet - fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt./mis/tav/zb