Fußball-Drittligist Unterhaching will an die Börse!
SpVgg Unterhaching: Börsenwitz des Jahres 2019?
Noch ein Fußballverein auf dem deutschen Kurszettel? Die Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA wagt sich auf das glatte Börsenparkett. Für den Verein aus der 3. Liga könnte das Parkett aber viel zu glatt sein. Im Vorfeld des IPO turnte Manfred Schwabl, ein Ex-Fußballer und Geschäftsführer des Vereins, bereits durch die Dörfer, um Werbung für die Aktie zu machen. In einer Finanzierungsrunde mit verschiedenen Investoren sammelte Schwabl rund 4 Mio. Euro ein.
Die Kapitalspritze war durchaus notwendig, weil das Eigenkapital per Ende März dieses Jahres mit fast 1 Mio. Euro negativ war. Insgesamt sollten in dieser Runde allerdings bis zu eine Million neue Aktien platziert werden. Verkauft wurden aber lediglich 545 635 Aktien zum Preis von 7.40 Euro. Zu den Zeichnern gehörte das Aufsichtsratsmitglied Andreas Kögl, der seine Brötchen in der Versicherungsbranche verdient hat. Er investierte immerhin knapp 3 Mio. Euro. Rund 1 Mio. Euro steuerte Haudegen Uto Baader über die Baader Beteiligungs GmbH bei. Insgesamt 5 500 Aktien wurden von 2 kleinen Aktionären ebenfalls zu jeweils 7.40 Euro gezeichnet. Eine breite Platzierung der Aktie sehen wir in dieser Runde nicht. Aber immerhin sammelte Schwabl das Geld ein.
Die Platzierung an diese 4 Aktionäre erfolgte jedenfalls im Mai dieses Jahres. Jetzt plant Schwabl das klassische IPO. Insgesamt sollen 954 365 Aktien zum Preis von 8.10 Euro verkauft werden. Uns stört zunächst einmal, dass die Aktie innert weniger Wochen nun fast 10 % teurer platziert wird. Sofern alle Aktien unters Volk gemischt werden, kann sich Unterhaching über einen Bruttoemissionserlös von über 7.7 Mio. Euro freuen. Sehr ärgerlich dabei nur, dass die Kosten für den Börsengang immens sind. Fast schon frech. Insgesamt kalkuliert Schwabl mit Kosten von rund 800 000 Euro. Das sind mehr als 10 %! Üblich sind vielleicht 5 oder im schlimmsten Fall 7 %. Hier macht sich der eine oder andere wohl etwas frisch. Netto rechnet Schwabl mit einem Erlös von 6.9 Mio. Euro.
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Mit dem Börsengang soll die finanzielle Planungssicherheit für die kommenden 3 Jahre erzielt werden. In dieser Zeit ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga das Ziel. Die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgezeichnete Nachwuchsförderung der Spielvereinigung ermöglicht zwar regelmäßig Transfererlöse, doch um das Ziel Aufstieg zu erreichen, sollen Top-Talente länger gehalten und der Kader gezielt verstärkt werden. Eigentlich sollte der restliche Emissionserlös laut Pressemitteilung der Gesellschaft ins Team und in die Infrastruktur investiert werden. Ärgerlich hierbei sind jedoch die Angaben zur Mittelverwendung aus dem Wertpapierprospekt des Vereins. Mitglied des Aufsichtsrats, Christian Näther, hat der Gesellschaft in den letzten Jahren mit Darlehen ausgeholfen. Per Ende März summieren sich diese Darlehen inklusive Zinsen auf mehr als 2.5 Mio. Euro. Aus dem Emissionserlös sind für Näther Rückzahlungen von fast 1.6 Mio. Euro eingeplant. Ohne Zinsen hat Näther Darlehen im Volumen von 2.3 Mio. Euro gewährt. Angesichts der schwachen Eigenkapitalsituation im Vorfeld der jüngsten Kapitalmaßnahmen wäre ein Schuldenschnitt des Darlehens sinnvoller gewesen. Auch ein Tausch in Darlehen gegen Aktien wäre akzeptabel gewesen. Aber nun Geld bei Aktionären einzusammeln, um Näthers Darlehen zurückzuzahlen, ist nicht einzusehen. Ziehen wir diesen Betrag nunmehr vom restlichen Emissionserlös ab, bleiben nur noch 5.3 Mio. übrig. Ein Betrag von rund 4 Mio. Euro dient als Liquiditätsreserve und für die Infrastruktur. Weitere bis zu 1.3 Mio. Euro sollen für die Optimierung und Modernisierung sowie den laufenden Betrieb der bestehenden Nachwuchsförderung verwendet werden. Wir meinen: Selbst wenn diese Kapitalerhöhung voll platziert wird, was wir bezweifeln, steht Unterhaching weiterhin auf dünnen Beinen.