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    Mittelbayerische Zeitung  529  0 Kommentare Sehnsucht nach dem starken Mann/Bei BMW ist man offenbar froh über das Ende der Ära Harald Krüger/von Bernhard Fleischmann

    Regensburg (ots) - Wer Vorstandschef bei BMW werden will, darf
    nicht selbst den Blinker links setzen und auf die Überholspur
    steuern. Vielmehr soll er sich durch vorangegangene Leistungen
    automatisch aufdrängen. Oliver Zipse hat sich genau an diesen Brauch
    gehalten. Insofern ist seine Berufung an die Spitze des
    traditionsreichen Autoherstellers alles andere als eine Überraschung,
    sondern eine Bestätigung der bisherigen Besetzungskultur. Nun aber
    darf er loslegen, und er soll verbal wie auch in Taten Gas geben,
    heißt es allerorten aus dem Unternehmen und dem Umfeld. Die Botschaft
    dahinter: Vorgänger Harald Krüger hat sich in dieser Hinsicht allzu
    sehr zurückgehalten. Überschwängliches Bedauern über seinen Abgang
    spart sich der Konzern im Umgang mit dem scheidenden Vorstandschef.
    Sehr konsensorientiert sei er und zu nachdenklich, wird ihm
    vorgeworfen. Wenn Konsens und Nachdenken als negative Eigenschaften
    gesehen werden, dann bewegt man sich allerdings in einer Welt, in der
    sich ein Mensch mit einem sozialverträglichen emotionalen Kostüm kaum
    wohlfühlen kann. Krüger wirkte wie ein wohltuender Antityp des kalten
    Managers. Deshalb ist er offenbar gescheitert. Gleich zu Beginn
    seiner Berufung wurde ihm ein Schwächeanfall bei einem Auftritt auf
    der Internationalen Automobilmesse in Frankfurt vor den Augen der
    Weltöffentlichkeit zum Verhängnis. Seitdem flogen immer wieder
    verbale Pfeile aus dunklen Hecken, die seine Führungsqualitäten
    ankratzten. Auch Aufsichtsratschef Norbert Reithofer und der IG
    Metaller Horst Lischka betonen, dass man jetzt Führungskompetenz und
    klare Positionierung erwarte. Der zermürbte Krüger, der wirkt, als
    würde ihm mit der Verantwortung für BMW eine große Last abgenommen,
    stand für eine andere Idee. Unter anderem wollte er sich nicht auf
    nur eine Antriebstechnologie für die Zukunft festlegen. Wasserstoff,
    Verbrenner, Hybride, Batterie - alles sollte BMW weiterhin
    beherrschen, weil noch keiner so recht weiß, was sich am Ende
    durchsetzt. Nun spricht zurzeit sehr viel dafür, dass die Stromer das
    Rennen in den großen Weltmärkten machen, allein deshalb, weil China
    mit seinem Megamarkt diese Richtung vorgibt. Mit ein bisschen Neid
    und Wehmut blicken einige bei BMW nach Wolfsburg. Dort schüttelt es
    den vormaligen BMW-Manager Herbert Diess wegen der Dieselbetrügereien
    zwar gewaltig durch. Aber er hat ganz klar entschieden, dass bei
    Volkswagen mit aller Konsequenz die Reise in Richtung Elektroauto
    geht. Offenbar fehlt es den Münchnern momentan an einer solchen
    leuchtenden Vision, an die alle glauben und die sie mitreißt. Dieser
    Mangel scheint ein gravierender Nachteil des krügerschen
    Führungsverständnisses zu sein. Zipse muss bald klären, ob BMW an
    dieser Technologieoffenheit festhält oder sich eindeutig auf dem
    Elektropfad positioniert. Dort ist BMW nach den Pioniermodellen i3
    und i8 in ein Loch gefallen, das erst in zwei Jahren mit grundlegend
    neuen Modellen richtig aufgefüllt wird - zu spät für Krüger, um damit
    zu glänzen. Für Aufsehen sorgte zuletzt dagegen der Riesen-SUV X7 -
    ein brandneues Auto, das heute schon wie ein trotziges Trumm
    Vergangenheit wirkt. Drohende Milliardenstrafen wegen zu hoher
    Verbrauchswerte, Neuausrichtung des gesamten Geschäfts inclusive
    Mobilitätsdienstleistungen, noch weitergehende Kooperationen - die
    gewaltigen Aufgaben sind für alle gleich, egal ob Volkswagen, Daimler
    oder BMW. Und alle verdienen zurzeit weitaus weniger Geld, als sie
    sich auf Dauer vorgenommen haben. In unübersichtlichen Zeiten wie
    diesen sehnen sich Menschen nach Orientierung, Führung, "dem starken
    Mann". Ob Zipse diese Bedürfnisse hinreichend befriedigen kann, wird
    sich bald zeigen.

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