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    Börsen-Zeitung  355  0 Kommentare Keine Schonzeit / Kommentar zum Zerfall der britischen Regierung von Andreas Hippin

    Frankfurt (ots) - Egal wer heute von den britischen Konservativen
    zum neuen Parteichef und damit zum Premierminister gemacht wird: Eine
    Schonzeit wird es für ihn nicht geben. Schon gar nicht wenn, wie
    weithin erwartet, Boris Johnson die Nachfolge von Theresa May
    antreten wird. Seine Gegner haben nicht vor, ihm die Chance zu geben,
    es wenigstens besser zu machen als die Amtsinhaberin. Johnson muss
    fürchten, im Unterhaus keine Mehrheit mehr zu haben, wenn
    Oppositionsführer Jeremy Corbyn die offenkundige Zerstrittenheit der
    Tories dazu nutzen sollte, die Vertrauensfrage zu stellen.

    Schatzkanzler Philip Hammond und Justizminister David Gauke, die
    Johnson gern einen Strich durch die Rechnung machen würden, traten
    mit ihren Rücktrittsankündigungen die Flucht nach vorn an. Vom
    Prinzip der kollektiven Verantwortung hatten sie sich schon früher
    verabschiedet: Vergangene Woche verschafften sie der Opposition per
    Enthaltung einen Abstimmungssieg gegen die Regierung. Ihnen geht es
    darum, einen ungeordneten Brexit um jeden Preis zu verhindern. Alan
    Duncan, der im Außenministerium für Europa und Amerika zuständige
    Staatssekretär, trat einfach so zurück. Sie alle dürften Johnson die
    Gefolgschaft versagen, auch der ehemalige Generalstaatsanwalt Dominic
    Grieve oder der frühere Schatzkanzler Kenneth Clarke. Bei der
    hauchdünnen Mehrheit von Tories und nordirischen Unionisten würde das
    Corbyn schon reichen.

    Eine Aussöhnung der verfeindeten Lager ist nicht zu erwarten -
    weder innerhalb der Regierungspartei noch jenseits von Westminster.
    Denn seit dem EU-Referendum haben nicht viele ihre Meinung dazu
    geändert, wie das künftige Verhältnis zu der Staatengemeinschaft
    jenseits des Ärmelkanals aussehen sollte.

    Und nach wie vor glaubt jede Seite, dass sie am Ende als Sieger
    aus der Auseinandersetzung hervorgehen wird. Vielleicht stellt
    Johnson ja selbst die Vertrauensfrage. Brexit-Befürworter hätten
    nichts gegen Neuwahlen, würden doch eine ganze Reihe der
    Abgeordneten, die ihnen so viele Steine wie möglich in den Weg legen,
    nicht wieder ins Parlament einziehen. Sie träumen von einer
    komfortablen Mehrheit für Johnson, weil sich Labour und
    Liberaldemokraten in den urbanen Zentren gegenseitig schwächen
    würden. Das erinnert an die Wahl 2017, von der sich Mays Unterstützer
    einen Erdrutschsieg erhofft hatten. Am Ende käme wohl wieder eine
    Pattsituation heraus. Großbritannien bliebe handlungsunfähig.

    (Börsen-Zeitung, 23.07.2019)

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