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    Börsen-Zeitung  202  0 Kommentare Nur Begleiter / Kommentar zur Kritik am Sustainable-Finance-Beirat von Jan Schrader

    Frankfurt (ots) - Endlich, so die gefühlte Stimmung im Saal, tut
    sich was. Die Finanzindustrie treibt unter dem Wohlwollen der
    Bundesregierung im Austausch mit zivilgesellschaftlichen Gruppen das
    nachhaltige Finanzwesen voran, auch wenn der Weg noch weit ist,
    lautete der Tenor auf dem Sustainable-Finance-Gipfel, der gestern in
    Frankfurt den Festsaal im Gesellschaftshaus des Palmengartens füllte.
    Gut gelaunt und anekdotenreich sprach der hessische
    Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir zum inflationär genutzten Begriff
    der Nachhaltigkeit, der sogar schon in den Wortschatz des Fußballers
    Lukas Podolski Einzug gehalten habe, ehe er ernster wurde und den
    Vertretern der Finanzbranche eine zentrale Rolle zuschrieb: Sie
    seien Begleiter und Wegbereiter einer Transformation, sagte der
    Grünen-Politiker.

    Das kam gut an. Denn im SustainableFinance-Beirat, der die
    Bundesregierung berät und Finanzunternehmen einbindet, herrscht
    Aufbruchstimmung. Man darf dem WWF-Vertreter Matthias Kopp glauben,
    dass sich die üblichen Gräben zwischen zivilgesellschaftlichen
    Gruppen und Finanzunternehmen in dem Gremium nicht so weit auftun,
    wie es eigentlich zu erwarten wäre. Die Detailarbeit steht vier
    Monate nach Start des Beirats noch aus, so dass viele Streitpunkte
    noch gar nicht aufgekommen sind. Zur Harmonie dürfte aber auch
    beitragen, dass einige Branchenvertreter im Beirat prominente
    Fürsprecher eines nachhaltigen Finanzwesens sind, ob Kristina Jeromin
    von der Deutschen Börse, Michael Schmidt, der einst für die DekaBank
    im Expertenrat der EU-Kommission saß, oder Ingo Speich, der sich als
    Konzernschreck auf Hauptversammlungen einen Namen gemacht hat. Die
    etablierten Verbände haben bereits kalte Füße bekommen, dass die
    Diskussion über die Regeln für ein nachhaltiges Finanzwesen
    weitgehend ohne sie laufen könnte - mit dieser Vermutung liegen sie
    richtig.

    Auffällig ist jedoch die Rolle, die der Beirat für die
    Bundesregierung ausübt. Während ihr Klimapaket gerade von
    zivilrechtlichen Gruppen als unzureichend kritisiert wird, kann die
    Regierung im Finanzwesen nun Tatendrang demonstrieren und Vorschläge
    des Gremiums übernehmen - auch mit dem Segen der Finanzindustrie, die
    über etliche Firmen im Gremium präsent ist. Dabei wird Klimaschutz
    nicht von der Finanzbranche in Gang gesetzt, die immer an die
    ökonomische Perspektive jener Menschen und Unternehmen gebunden ist,
    die sie finanziert. Banken, Versicherer und Fondshäuser können nur
    Begleiter sein, die Rolle als Wegbereiter liegt beim Gesetzgeber.

    (Börsen-Zeitung, 17.10.2019)

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