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    ROUNDUP 2  231  0 Kommentare Chinas Wachstum schwächt sich auf sechs Prozent ab

    (Neu: Analysten-Stimmen und zusätzliche Konjunkturdaten in den Absätzen drei bis fünf)

    PEKING (dpa-AFX) - Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft hat sich unerwartet stark verlangsamt und ist auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten gefallen. Im dritten Quartal legte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nur noch um 6,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistikamt am Freitag in Peking mitteilte. Als Ursachen nannten Experten den Handelskrieg zwischen China und den USA, die Verunsicherung von Investoren und die chinesischen Bemühungen, gegen die wachsende Verschuldung anzugehen.

    Das Wachstum für die drei Quartale zusammen liegt mit 6,2 Prozent im unteren Bereich der Zielvorgabe der Regierung für das Gesamtjahr von "6,0 bis 6,5 Prozent". Im ersten Quartal waren noch 6,4 und im zweiten 6,2 Prozent erreicht worden. Volkswirte hatten für das dritte Quartal eigentlich mit 6,1 Prozent gerechnet. Allerdings ist nicht nur in den USA und weltweit die Nachfrage nach Waren "Made in China" stärker als erwartet zurückgegangen - auch die Binnennachfrage wird schwächer. 2018 hatte Chinas Wirtschaft noch um 6,6 Prozent zugelegt.

    Etwas besser fielen Konjunkturdaten für den Monat September aus. Die Industrie steigerte ihre Fertigung deutlicher als erwartet, während die Umsätze des Einzelhandels stärker stiegen als im Vormonat. Dagegen befinden sich die Investitionen der Unternehmen weiter im Abwärtstrend.

    Bankvolkswirte kommentierten die Daten insgesamt negativ. "Da die Politik zögert, die Geld- und Finanzpolitik weiter zu lockern, ist aus unserer Sicht eine weitere Wachstumsverlangsamung vorgezeichnet", sagte Commerzbank-Analyst Hao Zhou. Sorgen macht ihm vor allem der chinesische Konsum. Der Experte verwies auf die schwachen Einfuhren nach China und den schrumpfenden Automarkt.

    "Der Handelsstreit mit den USA lastet weiter schwer auf der chinesischen Wirtschaft", resümierte Hao. Selbst das sich abzeichnende Zwischenabkommen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt dürfte allenfalls kurzfristig für Erleichterung sorgen. "Eine grundlegende Lösung des Konfliktes ist nicht in Sicht."

    Das langsamere Wachstum durch den Handelskrieg der beiden größten Volkswirtschaften bremst auch die Weltwirtschaft und verschlechtert die Aussichten für Deutschland. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte diese Woche seine globale Wachstumsvorhersage für dieses Jahr zum vierten Mal in Folge auf nunmehr 3 Prozent - nach 3,2 Prozent im Juli. Hingegen hält die Bundesregierung zwar an ihrer Vorhersage von 0,5 Prozent Wachstum in diesem Jahr fest, senkte aber am Donnerstag die Prognose für 2020 um 0,5 Punkte auf 1,0 Prozent.

    China ist Deutschlands größter Handelspartner. So haben auch deutsche Unternehmen unter dem schwächeren Wachstum im Reich der Mitte zu leiden. "Der Handelsstreit löst vor allem Verunsicherung aus, was sich etwa in der Zurückhaltung privater Unternehmen bei Investitionen bemerkbar macht", sagte Max Zenglein vom Berliner China-Institut Merics. "Stark fallende Exporte in die USA haben im dritten Quartal dazu beigetragen, dass Chinas Exporte insgesamt schrumpften." Der Handelskonflikt und die damit verbundene Entkopplung mit den USA werde sich zunehmend auf die chinesische Wirtschaft auswirken.

    Trotz des "Waffenstillstandes" und der vagen Einigung auf eine "Phase eins" in den Handelsgesprächen ist die Gefahr nicht gebannt. Beide Seiten wollen bis zu dem Treffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping auf dem Asien-Pazifik-Gipfel (Apec) Mitte November in Santiago de Chile eine Übereinkunft zu Papier bringen. Es gibt aber noch viele Unklarheiten - das betrifft insbesondere die Höhe der landwirtschaftlichen Importe Chinas aus den USA. Auch fordert China nicht nur eine Aussetzung angekündigter neuer US-Strafzölle, sondern die Aufhebung der bestehenden Sonderabgaben.

    Neben dem Handelskonflikt sieht Merics-Experte Zenglein gleichwohl "überwiegend innerchinesische Gründe" für die Verlangsamung des Wachstums in China. Er verwies vor allem auf die seit 2017 anhaltenden Bestrebungen Pekings, das Kreditwachstum und die Überschuldung einzudämmen. "Der Handelskonflikt mit den USA zeichnet sich erst allmählich in den Zahlen ab, wie etwa in den Exporten oder den Investitionen im produzierenden Gewerbe."

    "Fast alle Wachstumstreiber zeigen nach unten", sagte Liu Shengjun, Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS) in Peking. "Zusätzlich zu den Investitionen und Exporten verlangsamt sich auch der Konsum." Die Regierung greife nicht zu großen Konjunkturmaßnahmen, weil sie neue Probleme wie Überschuldung und Blasen schafften. Auch verpuffe die Wirkung immer schneller, sagte Liu Shengjun. "Der wirtschaftliche Aufschwung wird mit jedem Stimuluspaket schwächer, die Wirkung nimmt mit jedem Jahr ab."

    Die chinesische Wirtschaft sei stark abhängig von Krediten. Doch eine Ausweitung der Kredite erhöhe das Risiko durch die Verschuldung, das bei den Unternehmen ohnehin schon "sehr hoch" sei. Chinas gesamte Schuldenlast habe 305 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht. "Wie die Schulden in der Zukunft zurückgezahlt werden, ist weiter eine Riesenfrage", sagte Liu Shengjun. "Deswegen denke ich, dass das Schuldenproblem wahrlich eine Hürde ist."/lw/bgf/jsl/fba





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