Net AG - Licht am Ende de Tunnels
Die leidgeprüften Anleger der Net AG schöpfen zarte Hoffnung. Das Unternehmen gibt heute bekannt, dass es mit Wirkung vom 1. Oktober das Low-End-Hardwaregeschäft abgibt. Beim Streben nach einer europäischen Spitzenstellung bei IP-Netzwerklösungen sei der Bereich im Wege. Er sei außerdem hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Daher erfolge die Veräußerung nun füher als zum Börsengang geplant.
Die aus dieser Entscheidung resultierenden Wirkungen auf Umsatz und Ergebnis – immerhin trug der Bereich in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 1999/2000 ca. 19 Prozent zum Gesamtumsatz bei -
würden durch den Ausbau des Geschäfts mit hochwertigen IP-Netzwerklösungen ausgeglichen. Man wolle sich künftig auf die Kompetenzen im Zukunftsmarkt Voice over IP konzentrieren.
Strategisches Ziel ist, das Unternehmen innerhalb von drei Jahren zum führenden Anbieter von IP-Netzwerklösungen in Europa zu machen. Mit der Beteiligung an der Internetwork AG im August wären die
Weichen bereits gestellt worden. Gegenstand der Neuausrichtung ist Planung, Implementierung und Betrieb von Netzwerken, die über das Internetprotokoll Sprache und Daten übertragen.
Beobachter gehen davon aus, dass die Net AG noch im Oktober eine Kooperation im Bereich mobile B2B-Lösungen eingehen wird. Außerdem sollen Gespräche über eine Akquisition im europäischen Ausland
stattfinden.
Wachstumsmarkt VoIP
Das US-Marktforschungsinstitut Gartner Group sieht, dass im Jahre 2003 bereits nahezu 50 Prozent aller Unternehmen ihren Sprachtransfer nicht mehr über separate Telefonanschlüsse, sondern zusammen
mit ihrer Datenkommunkation über ein einheitliches Netzwerk abwickeln werden.
Frost & Sullivan erwarten eine explosionsartige Umsatzentwicklung der Hardware für IP-Telefonie: 1996 noch bei 5 Mio., hatte 1999 das weltweite Marktvolumen für IP-Telefonanlagen schon bei 1,2
Mrd. US-Dollar gelegen. In diesem Jahr soll es um 180 Prozent auf 3,3, dann um weitere 55 Prozent auf fast 5,2 Mrd. US-Dollar steigen. Im Jahre 2005 soll die 10 Mrd. US-Dollar Grenze überschritten
werden.
Im gleichen Zeitraum werde sich das Segment der Enterprise und Carrier Gateways von knapp 350 Mio. US-Dollar auf 2,2 Mrd. US-Dollar entwickeln. Der US-Marktanteil wird von aktuell 62 Prozent auf 38
Prozent im Jahre 2005 zurückgehen, Europa und Asien-Pazifik holen auf 32 Prozent, bzw. 19 Prozent auf.
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Noch optimistischer ist das Bild, wenn man den Weltmarkt für Internet-Telefonie Dienste betrachtet. Frost & Sullivan sehen hier eine Entwicklung von 0,9 Mrd. US-Dollar in 2000 auf 5,8 Mrd.
US-Dollar in 2002. 2006 sollen dann 91 Mrd. US-Dollar erreicht werden.
Diese Prognosen zeigen den Rahmen auf, in dem sich die Net AG bewegt.
Der Chart
Aktuell notiert die Aktie bei 12,60 Euro leicht im Plus. Nachdem der erste Schlusskurs der Aktie im März mit 35 Euro festgestellt wurde, ging es –von einem Zwischenhoch bei 38 abgesehen- nur noch
bergab. Eine Bodenbildung scheint sich nun abzuzeichnen, zumal der Abwärtstrend aktuell bei 12 Euro verläuft. Die Technik ist überverkauft, der MACD stabilisiert sich im negativen Bereich und
könnte kurzfristig in den Kaufmodus wechseln. Dann wäre der Weg erst einmal frei bis in die Gegend um 17 Euro.