Die Bullen wehren sich gegen die Korrektur – vergeblich
Der deutsche Leitindex DAX gibt derzeit recht kontinuierlich nach. Gestern erreichte er ein neues Korrekturtief. Und mit nur noch rund 13.000 Punkten weist er inzwischen für das laufende Jahr sogar schon eine negative Performance von fast -2 % aus. Die von mir erwartete Korrektur ist hier also im vollen Gang. Das erste Kursziel der Bären, das Tief der Welle 4 (siehe auch vorgestrige Börse-Intern), ist schon fast erreicht.
Derweil herrscht an den Aktienmärkten in den USA noch ein wildes Hin und Her. Dort wehren sich die Bullen mit Händen und Füßen gegen eine größere Korrektur. Denn obwohl es aktuell negative Nachrichten hagelt, kam es vorgestern noch einmal zu stark steigenden Aktienkursen. Doch scheinbar sind die Bären inzwischen stärker. Jedenfalls kommt es aktuell zu teils völlig unkalkulierbaren Kursbewegungen.
WHO ruft internationalen Gesundheitszustand aus
So greift das neuartige Coronavirus weiter um sich. Es hat mit mehr als 8100 Infektionen weltweit die SARS-Fallzahlen von 2002/2003 überschritten und droht damit die internationale Wirtschaft schwerer zu beschädigen als die damalige Pandemie. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sah sich vorgestern Abend (MEZ) sogar genötigt, einen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen.
US-Aktienmärkte reagieren unerwartet
Doch unmittelbar nach dieser Meldung schossen die Aktienindizes in den USA nach oben. Dabei wurden die jüngsten Zwischenhochs erreicht (Dow Jones) und sogar überschritten (S&P 500), zum Teil sehr deutlich (Nasdaq 100). Dem Technologieindex fehlte nicht viel für ein neues Allzeithoch. – Eine ziemlich verrückte und absolut unerwartete Entwicklung.
Gestern gaben die US-Indizes wieder deutlich nach. Ob es damit nun weiter abwärts geht oder die Bullen noch einmal zurückkommen, muss abgewartet werden. Kurzfristige Prognosen sind in dem wilden Hin und Her Unsinn. Schauen wir uns aber einmal an, welche Argumente Bullen und Bären vorbringen könnten.
Erste Analysten wagen Prognosen
Beginnen wir mit den Bären. Ihnen hilft ein Ökonom der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften - einer regierungsnahen Denkfabrik. Er glaubt, die Ausbreitung des Coronavirus könne die Konjunktur in China deutlich bremsen. OK, für diese Erwartung muss man kein Ökonom sein. Aber er wird in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag im Magazin „Caijing“ konkret: So sei es möglich, dass das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im 1. Quartal 2020 auf 5 % oder sogar noch tiefer zurückgehe. Im vergangenen Jahr war das chinesische BIP um 6,1 % gestiegen. In seinen Prognosen geht der Ökonom davon aus, dass der Ausbruch der Erkrankung Anfang bis Mitte Februar seinen Höhepunkt erreicht und dann bis Ende März zum Erliegen kommt.