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     2370  0 Kommentare Das Zittern geht weiter

    Die US-Börsianer gönnten sich gestern eine Verschnaufpause und schaukelten die Indices ein wenig hin und her. Nach Handelsschluss kam dann doch noch etwas Bewegung auf. Yahoo! meldete Quartalszahlen im Rahmen der Erwartungen. Das war nicht gut genug, die Aktie, die seit April Papier rund 50 Prozent an Wert gewonnen hatte, wurde abgestraft. Auch Alcoa musste Federn lassen, hier kamen der Gewinn etwas schlechter wie prognostiziert herein.

    Nachdem im Vorfeld der Zahlensaison die Anzahl der Warnungen wiederum relativ niedrig war, die Erwartungen hingegen weiterhin hoch sind, könnte das ein schlechtes Omen sein. Selbst wenn die Gewinne stark ausfallen und die Erwartungen treffen, könnte das Überraschungs-Momentum fehlen, die Kurse anzutreiben. Schon im ersten Quartal waren die Gewinne sehr stark, die Aktien konnten jedoch nicht auf breiter Front profitieren. Selbst starke Zuflüsse in Aktienfonds änderten daran nichts. Wenn dieses Mal die Kurse wiederum entweder nicht oder sogar nach unten reagieren, könnten nachhaltige Abflüsse einsetzen, die eine Abwärtsbewegung beschleunigen.

    Aber so weit sind wir noch nicht - bis jetzt ist das nur eine Möglichkeit. Angesichts der übrigen Risiken - mögliche terroristische Aktionen, hohe Ölpreise, steigende Zinsen und Verbraucherpreise, sowie möglicherweise weiterhin eher durchwachsene Makrodaten - bedarf es aber eines ordentlichen Impulses, um die von vielen (zu vielen?) erwartete Sommer-Rallye loszutreten. Vielleicht liegt die Chance für diesen Impuls sogar in einem panikartigen Sellout, nachdem sich die Marktteilnehmer fühlen wie nach einem reinigenden Gewitter?

    Die Bush-Administration hat sich einen neuen Trick ausgedacht, um die Konjunkturerholung am Leben zu erhalten. U. a. in der heutigen FAZ wird berichtet, dass amerikanische Unternehmen durch eine Art befristeter Steueramnes(t)ie dazu verleitet werden sollen, Auslandsgewinne zu repatriieren. Man rechnet mit einem Rückfluss von 450 Mrd. Dollar. Da sich die Firmen bei Inanspruchnahme der Vergünstigung verpflichten müssen, das Kapital im Inland zu investieren, könnten dadurch 600.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Vielleicht stützt das vorrübergehend sogar den Dollar. Auf jeden Fall gibt das auch ein Zeichen, angesichts der wachsenden Instabilität in den internationalen Beziehungen sicherheitshalber ein wenig Kapital zurückzuholen.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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