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     4567  0 Kommentare Vor dem Durchstarten?

    Es sieht alles danach aus, als ob im Moment alle auf das große Durchstarten des Marktes warten. Damit ist es natürlich relativ logisch, dass zunächst einmal das Gegenteil des Erwarteten eintritt. Wie heißt es doch immer so schön: Man muss die Irrwege beschreiten, um sie auch also solche erkennen zu können.

    Doch wird sich an die gegenwärtige Konsolidierung tatsächlich eine Erholung ergeben? Ich denke, die Zeichen stehen nicht schlecht: Die Weltpolitik und die Währungen haben sich stabilisiert, Amerikas Hegemonie bleibt gewahrt, die Wirtschaften wachsen wieder, die Zinsen werden nur moderat steigen, die Inflation bleibt vergleichsweise niedrig, die Unternehmensgewinne sehen sehr gut aus – und nur der Ölpreis fuchtelt hier ein bisschen störend dazwischen.

    Andere sehen das freilich völlig anders: Ein „Kollege“ von mir schreibt in der neuen Ausgabe eines Börsenmagazins: „Eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise scheint unausweichlich ...“, wobei aus seiner Sicht nur noch über die Art des Untergangs gestritten werden kann: „Wird eine Deflation ... das Schicksal der Weltwirtschaft besiegeln, oder übernimmt eine ... letztendlich in Hyperinflation mündende Entwicklung diese Aufgabe?“

    „Das Schicksal der Weltwirtschaft besiegeln!“ Was für große und anmaßende Worte eines dummen und unerfahrenen jungen Spundes. Wie sagt der Psychiater in einem derartigen Fall: Wer die Null oder unendlich in die Gleichung des Lebens einsetzt, wird zwangsläufig nichts als Hoffnungslosigkeit ernten. Doch diese „Erkenntnis“ hat nichts mit dem Leben an sich, sondern ausschließlich mit dem Ausgangspunkt der vermeintlichen Erkenntnisfindung zu tun. (Paul Watzlawick)

    Ich wette denn auch ganz entschieden dagegen: Wir werden weder Deflation noch Hyperinflation bekommen, sondern uns die nächsten Jahre so weiter durchwursteln. Geschichte wiederholt sich nämlich nicht – und wenn, dann nur als Farce. (Karl Marx) Doch selbst so weit sind wir heute noch nicht. Bislang ist es eher eine Farce, was man von einigen „Prognostikern“ wie dem obigen liest. So lange die Farce also noch in den Köpfen steckt, sind wir in der Realität vor ihr einigermaßen sicher.

    berndniquet@t-online.de


    Durchstarten wird auf jeden Fall Bernd Niquet, und zwar in den Urlaub, so dass in der nächsten Woche seine Kolumnen an dieser Stelle ausfallen werden.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Vor dem Durchstarten? Es sieht alles danach aus, als ob im Moment alle auf das große Durchstarten des Marktes warten. Damit ist es natürlich relativ logisch, dass zunächst einmal das Gegenteil des Erwarteten eintritt. Wie heißt es doch immer so schön: Man muss die …