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     168  0 Kommentare Trump und der Ölmarkt, eine Marktanalyse von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Donald Trump hat wieder einmal die Welt gerettet - so
    jedenfalls verkauft er es auf Twitter. Der US-Präsident stellt eine Kürzung der
    Ölproduktion durch Saudi-Arabien, Russland und vielleicht auch die USA selbst um
    10 Mill. Barrel pro Tag (bpd) in Aussicht. Auf seine Initiative hin soll es am
    Montag eine Videokonferenz des um Russland und andere Länder erweiterten
    Kartells "Opec plus" geben, auf der, wenn es nach dem Wunsch Trumps läuft, die
    in der Konferenz vertretenen Länder die von ihm avisierte Kürzung um insgesamt
    10 Mill. oder um sogar bis zu 15 Mill. bpd beschließen. In Vorfreude auf dieses
    Ereignis ist der Ölpreis nach der Ankündigung Trumps um bis zu 40 Prozent nach
    oben gesprungen, wobei dann aber sofort wieder Gewinnmitnahmen einsetzten.

    Hinsichtlich der (PR-)Aktion des Präsidenten gibt es viele offene Fragen. So ist
    beispielsweise längst nicht klar, wie hoch der Rückgang des globalen
    Ölverbrauchs überhaupt ausfallen wird. Zunächst war man überall von 10 Mill. bpd
    ausgegangen. Dann warf die Energieagentur 15 Mill. bpd ins Rennen. Danach
    schockte Goldman Sachs die Marktteilnehmer mit einer Prognose von 26 Mill. bpd.
    Aber selbst dieses düstere Bild spiegelt die Realität möglicherweise noch nicht
    vollständig wider. Einige Händler gehen inzwischen sogar von 35 Mill. bpd aus.
    Dies wäre ungeheuerlich, denn ein Einbruch um rund ein Drittel entspricht in
    etwa dem, was man bei Ausbruch eines echten militärisch ausgetragenen Weltkriegs
    erwarten würde. Dagegen würde eine Reduzierung des Angebots um in der Geschichte
    der Opec (wenn man von der Ölkrise von 1973 absieht) einmalige 10 Mill. bpd
    verblassen - abgesehen davon, dass sich eine solche Vereinbarung kaum
    wirkungsvoll überwachen und durchsetzen lässt und teilweise auch schwierig
    umzusetzen ist.

    Noch aber ist nicht einmal klar, wer überhaupt an der Konferenz teilnimmt. Sind
    auch die USA wirklich bereit zu eigenen Kürzungen? Nehmen US-Vertreter überhaupt
    an der Konferenz teil? Das wäre jedenfalls ein Novum, denn bisher haben sich die
    USA unter Verweis auf die segensreiche Wirkung eines ungestörten Marktgeschehens
    jeglicher politischen Initiative zur Stützung des Ölmarktes versagt - mit der
    für die US-Produzenten angenehmen Wirkung, dass sie die Vorteile einer
    Marktregulierung spüren, ohne selbst irgendwelche Lasten tragen zu müssen. Und
    wer sollte von US-Seite überhaupt teilnehmen? Kann sich ein amerikanischer
    Energieminister gegenüber einer privatwirtschaftlich organisierten und mächtigen
    Ölbranche überhaupt durchsetzen? Reuters meldete jedenfalls, der Präsident plane
    nicht, die US-Produzenten um Kürzungen zu bitten.

    Klar ist jedenfalls, dass es keine Kürzungen durch Saudi-Arabien und Russland
    geben wird, wenn die US-Produzenten sich nicht beteiligen. Dies haben die
    Regierungen beider Staaten bereits deutlich gemacht. Die beiden Länder, vor
    allem Saudi-Arabien, haben in den vergangenen Jahren erhebliche Opfer gebracht,
    was die amerikanische Schieferölindustrie für eine beispiellose
    kreditfinanzierte Expansion genutzt hat. So ist es wenig verwunderlich, dass
    sich in den Köpfen der russischen und wohl auch der saudischen Führung die Idee
    festgesetzt hat, dass die Welt aus ihrer Sicht eine bessere wäre, wenn man sich
    der amerikanischen Schieferölbranche entledigen könnte. Für Russland und
    Saudi-Arabien ist ein solcher Erfolg mittlerweile in greifbare Nähe gerückt, so
    dass US-Präsident Trump schon viel bieten muss, um die Russen und die Saudis
    davon abzubringen. Die Androhung neuer Sanktionen als vorherrschendes Instrument
    amerikanischer Außenpolitik wird da nicht reichen.

    Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der eine Analyse wert ist. Ist es
    angesichts der in vielen Ländern durch die Pandemie-Gegenmaßnahmen ausgelösten
    schweren Rezession überhaupt volkswirtschaftlich sinnvoll, die Energiepreise
    steigen zu lassen? Wäre es nicht verantwortungsvoller, mit einer Stützung des
    Ölpreises zu warten, bis das Schlimmste überstanden ist? Aktuell wurde das
    Narrativ, dass die Welt jetzt unbedingt einen höheren Ölpreis benötigt, vor
    allem von US-Präsident Trump aufgebracht, zu dessen wichtigsten
    Wahlkampffinanziers die US-Ölindustrie gehört. Zwar ist es richtig, dass es in
    der Ölindustrie viele Arbeitsplätze gibt. Auf der anderen Seite könnte aber ein
    steigender Ölpreis weitere und vielleicht mehr Arbeitsplätze in anderen Sektoren
    gefährden. Somit könnte es verfrüht sein, auf einen sich deutlich und vor allem
    nachhaltig erholenden Ölpreis zu setzen. Auf dem Ölmarkt stehen die Zeichen
    weiterhin auf Sturm.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4564319
    OTS: Börsen-Zeitung



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