Trump und der Ölmarkt, eine Marktanalyse von Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots) - Donald Trump hat wieder einmal die Welt gerettet - so
jedenfalls verkauft er es auf Twitter. Der US-Präsident stellt eine Kürzung der
Ölproduktion durch Saudi-Arabien, Russland und vielleicht auch die USA selbst um
10 Mill. Barrel pro Tag (bpd) in Aussicht. Auf seine Initiative hin soll es am
Montag eine Videokonferenz des um Russland und andere Länder erweiterten
Kartells "Opec plus" geben, auf der, wenn es nach dem Wunsch Trumps läuft, die
in der Konferenz vertretenen Länder die von ihm avisierte Kürzung um insgesamt
10 Mill. oder um sogar bis zu 15 Mill. bpd beschließen. In Vorfreude auf dieses
Ereignis ist der Ölpreis nach der Ankündigung Trumps um bis zu 40 Prozent nach
oben gesprungen, wobei dann aber sofort wieder Gewinnmitnahmen einsetzten.
Hinsichtlich der (PR-)Aktion des Präsidenten gibt es viele offene Fragen. So ist
beispielsweise längst nicht klar, wie hoch der Rückgang des globalen
Ölverbrauchs überhaupt ausfallen wird. Zunächst war man überall von 10 Mill. bpd
ausgegangen. Dann warf die Energieagentur 15 Mill. bpd ins Rennen. Danach
schockte Goldman Sachs die Marktteilnehmer mit einer Prognose von 26 Mill. bpd.
Aber selbst dieses düstere Bild spiegelt die Realität möglicherweise noch nicht
vollständig wider. Einige Händler gehen inzwischen sogar von 35 Mill. bpd aus.
Dies wäre ungeheuerlich, denn ein Einbruch um rund ein Drittel entspricht in
etwa dem, was man bei Ausbruch eines echten militärisch ausgetragenen Weltkriegs
erwarten würde. Dagegen würde eine Reduzierung des Angebots um in der Geschichte
der Opec (wenn man von der Ölkrise von 1973 absieht) einmalige 10 Mill. bpd
verblassen - abgesehen davon, dass sich eine solche Vereinbarung kaum
wirkungsvoll überwachen und durchsetzen lässt und teilweise auch schwierig
umzusetzen ist.
jedenfalls verkauft er es auf Twitter. Der US-Präsident stellt eine Kürzung der
Ölproduktion durch Saudi-Arabien, Russland und vielleicht auch die USA selbst um
10 Mill. Barrel pro Tag (bpd) in Aussicht. Auf seine Initiative hin soll es am
Montag eine Videokonferenz des um Russland und andere Länder erweiterten
Kartells "Opec plus" geben, auf der, wenn es nach dem Wunsch Trumps läuft, die
in der Konferenz vertretenen Länder die von ihm avisierte Kürzung um insgesamt
10 Mill. oder um sogar bis zu 15 Mill. bpd beschließen. In Vorfreude auf dieses
Ereignis ist der Ölpreis nach der Ankündigung Trumps um bis zu 40 Prozent nach
oben gesprungen, wobei dann aber sofort wieder Gewinnmitnahmen einsetzten.
Hinsichtlich der (PR-)Aktion des Präsidenten gibt es viele offene Fragen. So ist
beispielsweise längst nicht klar, wie hoch der Rückgang des globalen
Ölverbrauchs überhaupt ausfallen wird. Zunächst war man überall von 10 Mill. bpd
ausgegangen. Dann warf die Energieagentur 15 Mill. bpd ins Rennen. Danach
schockte Goldman Sachs die Marktteilnehmer mit einer Prognose von 26 Mill. bpd.
Aber selbst dieses düstere Bild spiegelt die Realität möglicherweise noch nicht
vollständig wider. Einige Händler gehen inzwischen sogar von 35 Mill. bpd aus.
Dies wäre ungeheuerlich, denn ein Einbruch um rund ein Drittel entspricht in
etwa dem, was man bei Ausbruch eines echten militärisch ausgetragenen Weltkriegs
erwarten würde. Dagegen würde eine Reduzierung des Angebots um in der Geschichte
der Opec (wenn man von der Ölkrise von 1973 absieht) einmalige 10 Mill. bpd
verblassen - abgesehen davon, dass sich eine solche Vereinbarung kaum
wirkungsvoll überwachen und durchsetzen lässt und teilweise auch schwierig
umzusetzen ist.
Noch aber ist nicht einmal klar, wer überhaupt an der Konferenz teilnimmt. Sind
auch die USA wirklich bereit zu eigenen Kürzungen? Nehmen US-Vertreter überhaupt
an der Konferenz teil? Das wäre jedenfalls ein Novum, denn bisher haben sich die
USA unter Verweis auf die segensreiche Wirkung eines ungestörten Marktgeschehens
jeglicher politischen Initiative zur Stützung des Ölmarktes versagt - mit der
für die US-Produzenten angenehmen Wirkung, dass sie die Vorteile einer
Marktregulierung spüren, ohne selbst irgendwelche Lasten tragen zu müssen. Und
wer sollte von US-Seite überhaupt teilnehmen? Kann sich ein amerikanischer
Energieminister gegenüber einer privatwirtschaftlich organisierten und mächtigen
Ölbranche überhaupt durchsetzen? Reuters meldete jedenfalls, der Präsident plane
nicht, die US-Produzenten um Kürzungen zu bitten.
Klar ist jedenfalls, dass es keine Kürzungen durch Saudi-Arabien und Russland
geben wird, wenn die US-Produzenten sich nicht beteiligen. Dies haben die
Regierungen beider Staaten bereits deutlich gemacht. Die beiden Länder, vor
allem Saudi-Arabien, haben in den vergangenen Jahren erhebliche Opfer gebracht,
was die amerikanische Schieferölindustrie für eine beispiellose
kreditfinanzierte Expansion genutzt hat. So ist es wenig verwunderlich, dass
sich in den Köpfen der russischen und wohl auch der saudischen Führung die Idee
festgesetzt hat, dass die Welt aus ihrer Sicht eine bessere wäre, wenn man sich
der amerikanischen Schieferölbranche entledigen könnte. Für Russland und
Saudi-Arabien ist ein solcher Erfolg mittlerweile in greifbare Nähe gerückt, so
dass US-Präsident Trump schon viel bieten muss, um die Russen und die Saudis
davon abzubringen. Die Androhung neuer Sanktionen als vorherrschendes Instrument
amerikanischer Außenpolitik wird da nicht reichen.
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der eine Analyse wert ist. Ist es
angesichts der in vielen Ländern durch die Pandemie-Gegenmaßnahmen ausgelösten
schweren Rezession überhaupt volkswirtschaftlich sinnvoll, die Energiepreise
steigen zu lassen? Wäre es nicht verantwortungsvoller, mit einer Stützung des
Ölpreises zu warten, bis das Schlimmste überstanden ist? Aktuell wurde das
Narrativ, dass die Welt jetzt unbedingt einen höheren Ölpreis benötigt, vor
allem von US-Präsident Trump aufgebracht, zu dessen wichtigsten
Wahlkampffinanziers die US-Ölindustrie gehört. Zwar ist es richtig, dass es in
der Ölindustrie viele Arbeitsplätze gibt. Auf der anderen Seite könnte aber ein
steigender Ölpreis weitere und vielleicht mehr Arbeitsplätze in anderen Sektoren
gefährden. Somit könnte es verfrüht sein, auf einen sich deutlich und vor allem
nachhaltig erholenden Ölpreis zu setzen. Auf dem Ölmarkt stehen die Zeichen
weiterhin auf Sturm.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4564319
OTS: Börsen-Zeitung
auch die USA wirklich bereit zu eigenen Kürzungen? Nehmen US-Vertreter überhaupt
an der Konferenz teil? Das wäre jedenfalls ein Novum, denn bisher haben sich die
USA unter Verweis auf die segensreiche Wirkung eines ungestörten Marktgeschehens
jeglicher politischen Initiative zur Stützung des Ölmarktes versagt - mit der
für die US-Produzenten angenehmen Wirkung, dass sie die Vorteile einer
Marktregulierung spüren, ohne selbst irgendwelche Lasten tragen zu müssen. Und
wer sollte von US-Seite überhaupt teilnehmen? Kann sich ein amerikanischer
Energieminister gegenüber einer privatwirtschaftlich organisierten und mächtigen
Ölbranche überhaupt durchsetzen? Reuters meldete jedenfalls, der Präsident plane
nicht, die US-Produzenten um Kürzungen zu bitten.
Klar ist jedenfalls, dass es keine Kürzungen durch Saudi-Arabien und Russland
geben wird, wenn die US-Produzenten sich nicht beteiligen. Dies haben die
Regierungen beider Staaten bereits deutlich gemacht. Die beiden Länder, vor
allem Saudi-Arabien, haben in den vergangenen Jahren erhebliche Opfer gebracht,
was die amerikanische Schieferölindustrie für eine beispiellose
kreditfinanzierte Expansion genutzt hat. So ist es wenig verwunderlich, dass
sich in den Köpfen der russischen und wohl auch der saudischen Führung die Idee
festgesetzt hat, dass die Welt aus ihrer Sicht eine bessere wäre, wenn man sich
der amerikanischen Schieferölbranche entledigen könnte. Für Russland und
Saudi-Arabien ist ein solcher Erfolg mittlerweile in greifbare Nähe gerückt, so
dass US-Präsident Trump schon viel bieten muss, um die Russen und die Saudis
davon abzubringen. Die Androhung neuer Sanktionen als vorherrschendes Instrument
amerikanischer Außenpolitik wird da nicht reichen.
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der eine Analyse wert ist. Ist es
angesichts der in vielen Ländern durch die Pandemie-Gegenmaßnahmen ausgelösten
schweren Rezession überhaupt volkswirtschaftlich sinnvoll, die Energiepreise
steigen zu lassen? Wäre es nicht verantwortungsvoller, mit einer Stützung des
Ölpreises zu warten, bis das Schlimmste überstanden ist? Aktuell wurde das
Narrativ, dass die Welt jetzt unbedingt einen höheren Ölpreis benötigt, vor
allem von US-Präsident Trump aufgebracht, zu dessen wichtigsten
Wahlkampffinanziers die US-Ölindustrie gehört. Zwar ist es richtig, dass es in
der Ölindustrie viele Arbeitsplätze gibt. Auf der anderen Seite könnte aber ein
steigender Ölpreis weitere und vielleicht mehr Arbeitsplätze in anderen Sektoren
gefährden. Somit könnte es verfrüht sein, auf einen sich deutlich und vor allem
nachhaltig erholenden Ölpreis zu setzen. Auf dem Ölmarkt stehen die Zeichen
weiterhin auf Sturm.
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Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4564319
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