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     347  0 Kommentare ESG-Experte Sascha Riedl im Gespräch: „Nachhaltige Unternehmen profitieren am meisten“

    Bayerninvest-Fondsmanager Sascha Riedl erklärt im Interview, warum aus seiner Sicht die US-Tech-Riesen Microsoft und Google besonders vorbildliche Unternehmen sind und es den viel beschworenen Konflikt zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen gar nicht gibt.DAS INVESTMENT: Der von Ihnen gesteuerte Aktienfonds DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz (ISIN: LU0117118124) hat den Anspruch, ökologische Ziele zu verfolgen. Welche sind das konkret?
    Sascha Riedl: Wir suchen grundsätzlich Unternehmen, die das 2-Grad-Klimaziel des Pariser Klimaabkommens unterstützen oder bereits heute klimaneutrale Geschäftsmodelle aufweisen. Und deshalb auch als Unternehmen langfristig gute Wachstumsperspektiven bieten.


    Wie filtern Sie Ihr Anlageuniversum auf der Suche nach diesen vorbildlichen Unternehmen?
    Riedl: Grundsätzlich nehmen wir Unternehmen mit einem hohen CO2-Fußabdruck sowie Firmen, die klimaschädliche fossile Brennstoffe fördern, nicht ins Portfolio. Wir schließen auch jegliche Form der Energieerzeugung durch fossile Brennstoffe, wie Kohlekraftwerke, aus. Zudem suchen wir aktiv nach Unternehmen, die mit einem starken Profil im Bereich Klimaschutz überzeugen. Das können gefertigte Endprodukte, aber auch der Produktionsprozess selbst sein.
    Warum finden sich auf ihren Top-Positionen viele US-Schwergewichte wie Microsoft? 
    Riedl: Ziel des Fonds ist es, bei einer signifikanten Reduktion des CO2-Fußabdrucks sowie einem Ausschluss von Firmen, die fossile Brennstoffe fördern, ein ähnliches Risiko-Rendite-Profil zu erzielen wie die Vergleichsbenchmark MSCI World. Tatsächlich erfüllen US-Schwergewichte wie zum Beispiel Microsoft und auch Google genau diese Ziele. Sie weisen einen geringen CO2-Fußabdruck auf und haben Klimaschutzziele tief in ihrer Unternehmensstrategie verankert. Deshalb werden sie im Fonds entsprechend stark gewichtet.
    Gemessen an ihrem Umsatz erfüllen diese bereits heute die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens und sind sogar führend in bestimmten Bereichen des Klimaschutzes. Google ist weltweit größter Einkäufer erneuerbarer Energien und nutzt nach eigenen Angaben zu 100 Prozent erneuerbare Energien für die eigenen Geschäftsprozesse. Microsoft ist es gelungen, durch den effizienten Einsatz moderner Rechenzentren seinen Energieverbrauch für digitale Prozesse deutlich zu verringern. Ähnliche Beispiele lassen sich auch bei weiteren Unternehmen der Top 10 finden.
    Wie gehen Sie mit Zielkonflikten zwischen Ökologie und Rendite um?
    Riedl: Einen grundsätzlichen Zielkonflikt zwischen Ökologie und Rendite im Sinne eines Trade-offs sehe ich nicht. Ganz im Gegenteil! Ökologisch agierende Unternehmen sind nach unserer Einschätzung langfristig stabiler und somit die Gewinner von morgen, offensichtlich teilweise schon von heute. Sie werden besser in der Lage sein, die Risiken einer sich wandelnden Umwelt und Gesellschaft erfolgreich zu meistern. Zudem finden sich Unternehmen, deren Geschäftsmodelle durch strengere Regeln zum Klimaschutz bedroht werden, nicht in unserem Fonds. Aber natürlich verändern sich Unternehmen. Sollte eines unsere klaren klimafreundlichen Investmentziele nicht mehr erfüllen, so verkaufen wir.

    Welche nachhaltigen Ansprüche berücksichtigen Sie neben Umwelt-und Klimaschutz und wie gehen Sie dabei vor?
    Riedl: Neben dem bereits genannten Ausschluss im Bereich fossiler Brennstoffe und dem Fokus auf die unternehmerischen Klimabilanzen von Aktien, investiert der Fonds beispielsweise nicht in Unternehmen, die Waffen, Atomkraft oder Tabak produzieren. Ausgeschlossen sind auch jegliche Art von Glücksspielen sowie Unternehmen, die Kinderarbeit zulassen. Zudem werden die Prinzipien der United Nations Global Compact, also der Prinzipien für verantwortungsvolle Unternehmensführung, berücksichtigt.



    Kann die Corona-Pandemie grünen Anlagen einen Schub geben?
    Riedl: Durch die Corona-Pandemie bekommen ESG-Strategien eine neue Qualität. Denken wir beispielsweise an Automobilkonzerne oder Fluggesellschaften, deren Geschäftsmodell in der Corona-Pandemie stark unter Druck gekommen ist. Auf der anderen Seite zählen gerade Technologieunternehmen und der gesamte Digitalisierungssektor zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Sicher ist, dass die staatlichen Konjunkturmaßnahmen in der EU Investments in nachhaltig agierende Unternehmen fördern werden, da sie an definierte Klimaziele gekoppelt sind.
    Welche Rolle spielen grüne Investments inzwischen bei privaten Anlegern?
    Riedl: Den DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz haben wir gemeinsam mit der DKB aufgelegt. Er richtet sich sowohl an institutionelle als auch an private Investoren. Die DKB hat mit ihrer Kampagne #geldverbesserer für private Investoren genau das auf den Punkt gebracht, was heute viele Menschen bewegt. Sie wollen mit ihrem Geld etwas bewegen, in Unternehmen und Projekte investieren, die auf eine nachhaltige und damit lebenswerte Zukunft einzahlen.
    Diese Entwicklung bei privaten Anlegern wird sich meiner Meinung nach ebenso weiter verstärken, wie sie im institutionellen Sektor bereits an Fahrt aufgenommen hat. Nachhaltige Investments sind auch hier längst schon keine Kür mehr, sondern Pflicht. Institutionelle und private Investoren haben erkannt – und hier darf ich nochmals betonen –, dass nachhaltig agierende Unternehmen tatsächlich langfristig stabiler und somit die Gewinner von morgen sind.

    Welche Aktien haben jüngst außergewöhnlich gut performt?
    Riedl: Besonders gut performt haben schnell wachsende Unternehmen, die Cloud Software für die Digitalisierung von Arbeitsabläufen in Unternehmen sowie für die Umsetzung von Home Office anbieten. Erfolgreich sind derzeit auch Unternehmen im Bereich Payments, die von dem massiven Zuwachs an Online-Bestellungen und Kartenzahlungen in der Corona-Pandemie profitieren.


    Und welche Titel werden Ihre Fondsperformance in nächster Zeit nach vorn bringen?
    Riedl: Eine kurzfristige Einschätzung ist hier sehr schwierig. Letztendlich hängt, wie immer, viel vom allgemeinen Marktsentiment ab. Mittelfristig gehe ich davon aus, dass die Profiteure der Corona-Pandemie wie zum Beispiel Technologieunternehmen und der gesamte Digitalisierungssektor weiterhin gut positioniert bleiben.

    Sascha Riedl ist Fondsmanager des DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz beim Fondsanbieter Bayerninvest.

    Weiterlesen auf www.dasinvestment.com


    DAS INVESTMENT
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    DAS INVESTMENT wurde 1999 als DER FONDS gegründet und 2007 umbenannt. Das Magazin zählt zu den führenden Fonds-Content-Providern im deutschsprachigen Europa. Themen sind Investmentfonds, Märkte und Volkswirtschaften, geschlossene Fonds, Private Equity, Immobilien sowie Steuern und Recht. Zur Mediengruppe zählen auch die Magazine private banking magazin (Online und Print) sowie die Internetseite multiasset.com. Zudem richtet die Mediengruppe auch den private banking kongress aus.
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    ESG-Experte Sascha Riedl im Gespräch: „Nachhaltige Unternehmen profitieren am meisten“ Bayerninvest-Fondsmanager Sascha Riedl erklärt im Interview, warum aus seiner Sicht die US-Tech-Riesen Microsoft und Google besonders vorbildliche Unternehmen sind und es den viel beschworenen Konflikt zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen gar nicht gibt.