checkAd

     2794  0 Kommentare Und was ist jetzt mit dem Brexit? - Seite 3

    Ebenso mögen massive Deregulierungen z.B. in der Finanzindustrie zunächst ein Standortvorteil sein. Doch selbst amerikanische Banken, die London seit Jahrzehnten lieben, gehen aktuell fremd und investieren lieber in Kontinentaleuropa. Auf rechtliche Grauzonen hat niemand Lust.

    Nicht zuletzt ist für Konzerne, aber auch Startups die Arbeitnehmerfreizügigkeit wichtig, bei der sich Johnson zugeknöpft wie im kältesten Winter zeigt. Dabei sind auch für Großbritannien ausländische Fachkräfte unverzichtbar. In Krankenhäusern und Fabrikhallen werden die Bio-Briten immer rarer: Jeder achte BMW-Mitarbeiter in Großbritannien ist EU-Bürger, kein Brite.

    Insgesamt betrachtet ist für ausländische Unternehmen der Schritt auf die Insel zu riskant. Und für Fish and Chips und zerkochtes Gemüse kommt niemand. Ohne Deal werden sogar viele britische Firmen Good Bye sagen.

    Eigentlich würde kein verantwortlicher Politiker eine No Deal-Brexit-Krise riskieren. Damit fährt man auf der falschen Seite, auf der linken Spur. Es sei denn der Nachname fängt mit J an. Hauptsache, er hat der EU nicht nachgegeben. Und wenn die Wirtschaft leidet, schiebt er es einfach auf Corona.

    Brüsseler Selbstgerechtigkeit ist fehl am Platz

    Es ist völlig richtig, dass sich der europäische Stier von Johnson nicht kastrieren lässt. Wenn Erpressungen zu einem besseren Deal führten, könnten schlafende Hunde in anderen Ländern geweckt werden: Sich vieler Pflichten der EU entledigen und dennoch möglichst alle Rechte behalten.

    Dafür zahlt aber auch die EU einen Wirtschafts-Preis. So ist Großbritannien einer der größten Exportmärkte für Deutschland. Die deutlich größeren Wirtschafts-Schmerzen wird aber das Königreich aushalten müssen.

    Häme und Brüsseler Selbstgefälligkeit sind aber unangebracht. Der größte Feind Europas ist sicher nicht das Vereinigte Königreich, es sind die Chinesen und Amerikaner, die unseren Wohlstand nachhaltig bedrohen. Um im Haifischbecken der Wettbewerbsfähigkeit zu überleben, muss die EU an die eigene Komfortzone ran. Über-Bürokratie, Verteilen von Geschenken ohne Gegenleistung, Technologiefeindlichkeit, das Vergraulen von Investoren, immer mehr staatswirtschaftliches Gesundbeten und ein nur lockerer Zusammenhalt wie bei Aasgeiern müssen wie Unkraut ausgemerzt werden.

    Lesen Sie auch

    Die europäische Unart, sich um des lieben Friedens willen immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu verständigen und zur Erhaltung der innereuropäischen Freundschaft Konflikte mit großem diplomatischem Geschick zu umschiffen und auch noch stolz darauf zu sein, ist ein schleichendes wirtschaftliches Gift, dass früher oder später auch zum geopolitischen Tod führt.   

    Den Briten wünsche ich einstweilen viel Spaß mit ihrer Insel-Isolation und Empire-Romantik. Das macht sie zwar nicht satt, aber offensichtlich glücklich.

    Seite 3 von 3



    Robert Halver
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

    Lesen Sie das Buch von Robert Halver*
    *Werbelink

     

    Mehr anzeigen


    ANZEIGE

    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger für vier Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    Lesen Sie das Buch Robert Rethfeld*:

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    ANZEIGE


    Verfasst von Robert Halver
    Und was ist jetzt mit dem Brexit? - Seite 3 Und was ist jetzt mit dem Brexit? Corona und US-Präsidentenwahl haben das Thema Brexit lange verdrängt. Da aber die Zeit für ein „transärmelkanales“ Handelsabkommen rasant abläuft und Boris Johnson im Poker mit der EU alles auf eine Karte setzt, ist …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer