Verschludert, Kommentar zur Fondsbranche von Silke Stoltenberg
Frankfurt (ots) - Der Mensch verdrängt gerne Schlechtes, ein Fondsmanager ist
auch nur ein Mensch: Corona? Ist alles doch nicht so schlimm! Während nicht
wenige immer laxer mit den Empfehlungen und Vorschriften umgehen, wie man sich
und andere vor einer Ansteckung schützt, haben auch manche Assetmanager
angesichts wieder erfreulicher Absatzzahlen verdrängt, wie heftig sie im März
während der Börsenturbulenzen von Anlegerrückgaben überrannt worden waren. Die
Angst vor der Pandemie ist bei den Fondsanbietern ebenso in den Hintergrund
gerückt wie in der Bevölkerung. Die Sonne lacht vom Himmel, das Neugeschäft
läuft.
Das ist für die Investmentbranche natürlich erfreulich, aber Hausaufgaben von
der Aufsicht sollte man dennoch nicht verschludern. Welche diese sind, hatte die
oberste Fondsaufseherin Elisabeth Roegele schon im April überdeutlich
formuliert: neue Werkzeuge nutzen. Der deutsche Gesetzgeber hatte der
Fondsbranche schon vor Corona neue Mittel an die Hand gegeben, um in
Krisenzeiten ihre Produkte schützen zu können. Einst von den Anbietern
herbeigesehnt, hatte sich die Aufnahme in das Kapitalanlagegesetzbuch in die
Länge gezogen. Derweil war den Assetmanagern die Lust an den neuen Tools
vergangen. Dabei möchte kein Anbieter das Desaster einer Fondsschließung
erleben, wenn die Anleger schneller ihre Anteile losschlagen, als Geld in der
Kasse ist. Die neu zugelassenen Steuerungsinstrumente - Rückgabefristen,
Rücknahmegrenzen und atmende Fondspreise - sind die bessere Alternative als die
Ultima Ratio der Fondsschließung.
Zwar hat es während der März-Turbulenzen keine Schieflagen bei deutschen Fonds
gegeben. Glück gehabt! Da aber Krisen leider in ihrer DNA stecken haben, dass
sie keiner vorhersehen kann, weiß auch ein Fondsmanager nie, ob seine
Investments bombensicher sind. Ganz plötzlich können Assets illiquide werden.
Zuletzt hat es in Frankreich H2O Asset Management, eine Tochter von Natixis, bei
gleich drei Fonds erwischt. Auch wenn in diesem Fall weniger eine Krise als
Dummheit im Spiel war.
Das Gefährliche ist die Geschwindigkeit, mit der sich Anlegerrückgaben zu einem
Tsunami entwickeln können. Dagegen gibt es keinen absoluten Schutz, aber
wenigstens jetzt die Möglichkeit, früh zu reagieren und hoffentlich Schlimmeres
zu verhindern. Die BaFin hat Recht, wenn sie erneut zur Eile mahnt. Ob wegen
Corona oder aus einem anderen Grund: Die nächste Börsenkrise kommt so sicher wie
das Amen in der Kirche, da sorgt man besser vor.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4707694
OTS: Börsen-Zeitung
auch nur ein Mensch: Corona? Ist alles doch nicht so schlimm! Während nicht
wenige immer laxer mit den Empfehlungen und Vorschriften umgehen, wie man sich
und andere vor einer Ansteckung schützt, haben auch manche Assetmanager
angesichts wieder erfreulicher Absatzzahlen verdrängt, wie heftig sie im März
während der Börsenturbulenzen von Anlegerrückgaben überrannt worden waren. Die
Angst vor der Pandemie ist bei den Fondsanbietern ebenso in den Hintergrund
gerückt wie in der Bevölkerung. Die Sonne lacht vom Himmel, das Neugeschäft
läuft.
Das ist für die Investmentbranche natürlich erfreulich, aber Hausaufgaben von
der Aufsicht sollte man dennoch nicht verschludern. Welche diese sind, hatte die
oberste Fondsaufseherin Elisabeth Roegele schon im April überdeutlich
formuliert: neue Werkzeuge nutzen. Der deutsche Gesetzgeber hatte der
Fondsbranche schon vor Corona neue Mittel an die Hand gegeben, um in
Krisenzeiten ihre Produkte schützen zu können. Einst von den Anbietern
herbeigesehnt, hatte sich die Aufnahme in das Kapitalanlagegesetzbuch in die
Länge gezogen. Derweil war den Assetmanagern die Lust an den neuen Tools
vergangen. Dabei möchte kein Anbieter das Desaster einer Fondsschließung
erleben, wenn die Anleger schneller ihre Anteile losschlagen, als Geld in der
Kasse ist. Die neu zugelassenen Steuerungsinstrumente - Rückgabefristen,
Rücknahmegrenzen und atmende Fondspreise - sind die bessere Alternative als die
Ultima Ratio der Fondsschließung.
Zwar hat es während der März-Turbulenzen keine Schieflagen bei deutschen Fonds
gegeben. Glück gehabt! Da aber Krisen leider in ihrer DNA stecken haben, dass
sie keiner vorhersehen kann, weiß auch ein Fondsmanager nie, ob seine
Investments bombensicher sind. Ganz plötzlich können Assets illiquide werden.
Zuletzt hat es in Frankreich H2O Asset Management, eine Tochter von Natixis, bei
gleich drei Fonds erwischt. Auch wenn in diesem Fall weniger eine Krise als
Dummheit im Spiel war.
Das Gefährliche ist die Geschwindigkeit, mit der sich Anlegerrückgaben zu einem
Tsunami entwickeln können. Dagegen gibt es keinen absoluten Schutz, aber
wenigstens jetzt die Möglichkeit, früh zu reagieren und hoffentlich Schlimmeres
zu verhindern. Die BaFin hat Recht, wenn sie erneut zur Eile mahnt. Ob wegen
Corona oder aus einem anderen Grund: Die nächste Börsenkrise kommt so sicher wie
das Amen in der Kirche, da sorgt man besser vor.
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