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    "Horror" für Datenschützer  276  0 Kommentare Schufa will Kontoauszüge auswerten - Seite 2


    bessere Bonitätsbewertung erstellen, die dann doch einen Handyvertrag möglich
    macht. Solche Daten würden danach umgehend gelöscht, so das Unternehmen.

    Darüber hinaus jedoch sollen Kundinnen und Kunden eine freiwillige Einwilligung
    geben, die der Schufa weitgehende Rechte einräumt, die Kontoauszüge der
    vergangenen drei Monate zu speichern, auszuwerten und zur "Entwicklung und
    Weiterentwicklung von eigenen Dienstleistungen und Produkten" zu verarbeiten,
    wie es in der Einwilligungserklärung heißt. Diese Option sehen
    Datenschützerinnen und -schützer sehr kritisch, da dabei nicht hinreichend
    deutlich werde, dass man auch ohne Einwilligung einen Handyvertrag bekomme. Es
    bestehe die Gefahr, dass man zustimme, ohne sich der Tragweite bewusst zu sein,
    so der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar im ARD-Magazin
    "Panorama" (NDR): "Ich mache mich als Verbraucher da wirklich nackig, wenn ich
    diesen Einwilligungsbutton bestätige." Auf diese Weise könnten sehr umfassende
    Persönlichkeitsprofile entstehen. Die Einbeziehung "sehr vieler, auch höchst
    persönlicher Informationen" führe zudem zu einem neuen "Blick auf die Bonität",
    der nachteilig für die Betroffenen sein könnte, befürchtet Schaar. Der ehemalige
    Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, sagte, es
    könnten künftig intime Daten "ausschließlich im Wirtschaftsinteresse" verwendet
    werden, "ohne dass der Betroffene das nachvollziehen kann." Das sei ein
    "Horror".

    Im Rahmen des Dienstes "Schufa CheckNow" würden keine Daten Dritter und
    Gesundheitsdaten gespeichert, heißt es in einer Schufa-Presseerklärung vom
    16.11.2020. Ob dies auch für die freiwillig von Verbrauchern zur Verfügung
    gestellten Daten gilt, ließ das Unternehmen auf Nachfrage offen. In der
    Pressemitteilung spricht die Schufa von "voller Datenkontrolle des
    Verbrauchers", das Unternehmen handle datenschutzkonform. Eine Datenverarbeitung
    von Kontoauszügen für Schufa-eigene Zwecke finde nur statt, "wenn der
    Verbraucher - und zwar ausdrücklich und unabhängig von der eigentlichen
    Dienstleistung - eine gesonderte Einwilligung" erteile. Im Rahmen der
    augenblicklichen "Testphase" speichere man bislang noch keine Daten. Welchen
    Mehrwert Verbraucher davon haben, dass sie ihre Kontoauszüge freiwillig der
    Schufa zu einer für einen Handyvertrag nicht notwendigen, umfangreichen
    Auswertung zur Verfügung stellen und welche Folgen die Auswertung für die
    Betroffenen haben könnte, erklärte die Auskunftei jedoch nicht. Auch zahlreiche
    weitere Fragen von NDR, WDR und SZ ließ das Unternehmen unbeantwortet.
    Telefónica/O2 verwies bei Nachfragen auf die Schufa, die für das Produkt aus
    datenschutzrechtlicher Sicht verantwortlich sei.

    Die neue Dienstleistung "Schufa CheckNow" sowie die Möglichkeit einer
    "freiwilligen Datenspende" an die Schufa werden derzeit vom zuständigen
    Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht auf ihre rechtliche Zulässigkeit
    geprüft. Bayern ist zuständig, weil die Schufa-Tochterfirma Finapi GmbH dort
    ihren Sitz hat. Nach Informationen von NDR, WDR und SZ wurde das neue Projekt
    erst an dem Tag der Aufsichtsbehörde vorgestellt, als es online ging. Zum
    Ausgang der Prüfung wollte sich die in Ansbach ansässige Behörde nicht äußern.
    Behördenleiter Michael Will zeigte sich jedoch grundsätzlich skeptisch, ob die
    Verbindung aus einer Auskunftei und einem Kontoinformationsdienst - wie im Fall
    Schufa/ Finapi - "so legitim, so hinnehmbar" sei. "Das sind zwei
    unterschiedliche Geschäftsmodelle, mit denen wir es hier zu tun haben", so Will.

    Pressekontakt:

    Norddeutscher Rundfunk
    Presse und Information
    Iris Bents
    Tel.: 040 / 4156-2304
    Mail: mailto:i.bents@ndr.de
    http://www.ndr.de
    https://twitter.com/NDRpresse

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/6561/4775363
    OTS: NDR Norddeutscher Rundfunk
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