Die neue Qualität der Dienstmädchenhausse - Seite 2
Auch in der Hausse Ende der 1990er Jahre war das so: Es gab Aktientipps vom Frisör, vom Taxifahrer und auf Partys.
Die neue Qualität der aktuellen „Dienstmädchenhausse“
In dieser Zeit entstand aber eine neue Form der Mundpropaganda: Online-Foren, in denen sich Interessierte zu den diversen Anlagemöglichkeiten austauschten. Allerdings spielten sie zunächst eine ähnliche Rolle wie die klassischen Finanzmedien: Sie brachten zwar Tipps unter die Leute, aber wie diese darauf reagierten, war ihre Sache. Letztlich handelte jeder individuell. Wenn daraus, z.B. bei einzelnen Aktien oder Branchen, ein Hype entstand, dann war das eher Zufall.
Inzwischen sind aber soziale Medien für viele Menschen eine Alltäglichkeit, über die sie nicht nur Informationen austauschen, sondern auch Aktionen verabreden. Warum nicht auch den Sturm auf eine Aktie?
Genau das ist bei GameStop und anderen Werten nun geschehen. Es gibt Hinweise darauf, dass dies nicht das erste Mal war, sondern eher der erste Höhepunkt eines Prozesses, der schon seit einigen Monaten läuft. Damit hat die Dienstmädchenhausse eine neue Qualität erreicht.
Die Bullen rasen nicht mehr blindlings durch die Gegend
Wir können das – um im Bild der Börse zu bleiben – mit einer Bullenherde vergleichen. Auch in früheren Dienstmädchenhaussen ist diese Herde oft losgerannt und hat dabei alles plattgemacht, was ihr in den Weg kam. Aber wie es bei einer Bullenherde üblich ist, rannte sie blindlings los – die Richtung war eher zufällig, die Schäden waren es auch.
Bei GameStop und Co. wurde die Bullenherde dagegen bewusst in eine Richtung getrieben. Denkt man dieses Bild zu Ende, dann gibt es letztlich nichts, was diese Herde nicht zertrampeln könnte. Ist damit die Börse am Ende?
Warum die „Dienstmädchenhausse“ und damit die Rally noch nicht am Ende sind
Nun, zumindest dürften wir noch einige Versuche dieser Herde erleben, ihrem Sturm und Drang freien Lauf zu lassen. Ich bin nämlich nicht der Meinung wie mancher Kommentator, dass dies das Ende der „Dienstmädchenhausse“ ist.
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Der Grund ist einleuchtend: Den Akteuren ist ihr erster großer Coup gelungen, sie hatten spektakulären Erfolg, ihre Aktion hat ein großes Medienecho gefunden, Betroffene und Behörden sind ratlos. Unbedarftheit hat sich unvermutet mit ungeahntem Erfolg gepaart. Das führt zwangsläufig zu einem starken Selbstbewusstsein, Hybris oder gar Größenwahn.