EZB könnte noch vor der Fed ihre Anleihekäufe zurückfahren - Seite 2
Die Rendite der vielbeachteten 10-jährigen Bundesanleihe ist von -0,61 % am Jahresanfang auf aktuell -0,30 % gestiegen. Vor einer Woche wurden die Schnellschätzungen zu den Inflationsdaten des Euroraums für den Monat März veröffentlicht. Demnach ist die jährliche Inflation auf 1,3% gestiegen, von 0,9% im Februar (und Januar).
Der Renditeanstieg (0,3 Prozentpunkte) hinkt der Inflation (+0,4 Prozentpunkte) also etwas hinterher, was die Realrendite jüngst wieder deutlich gedrückt hat, wie die folgende Grafik der Helaba zeigt.
Die EZB könnte daher den Renditen durchaus noch etwas Spielraum lassen. Stattdessen hat sie aber jüngst deutlich mehr Tempo bei den Anleihekäufen gemacht, um den Renditeanstieg zu bremsen. Und dadurch sind die Renditen jüngst sogar wieder etwas zurückgegangen, obwohl die Inflationserwartungen weiter zugelegt haben.
Ein Grund dafür könnte sein, dass die Kernrate der Inflation von 1,4 % im Januar über 1,1 % im Februar auf 0,9 % im März gesunken ist. Der Anstieg der Verbraucherpreisinflation ist nämlich insbesondere durch volatile Faktoren wie die Energiepreise bedingt, die bei der Kerninflation herausgerechnet werden.
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Immerhin liegt der Ölpreis der Sorte Brent aktuell bei etwa 53 Euro pro Fass und damit mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt des April 2020 (25 Euro).
Volkswirte rechnen daher damit, dass die Inflation durch solche einmalige Basiseffekte, wie dem Anstieg der Ölpreise oder auch der zeitlich begrenzten Reduzierung der Mehrwertsteuer in Deutschland sowie der Einführung einer CO2-Steuer, auch in den kommenden Monaten weiter zulegen wird.
In Deutschland ist die jährliche Inflation dadurch im März laut vorläufigen Daten sogar auf 1,7 % gestiegen, von 1,3 % im Vormonat, und damit so stark wie seit Februar 2020 nicht mehr.
Und dieser Anstieg wird sich fortsetzen. Denn in Deutschland werden im 2. Halbjahr 2021 Güter und Dienstleistungen mit 19%iger Mehrwertsteuer mit den temporär niedrigeren 16%-Sätzen des Vorjahres verglichen. Da Deutschland im harmonisierten Verbraucherpreisindex einen Anteil von fast 30 % aufweist, führt dies auch zu nennenswerten Effekten in der Eurozone.
Die Notenbanken schauen aber eher auf die Kerninflation. Und der Basiseffekt der Mehrwertsteuer fällt Anfang nächsten Jahres aus der Inflationsberechnung heraus, so dass dann mit wieder niedrigeren Raten zu rechnen ist. Daher ist es umso erstaunlicher, dass Herr Knot sich bereits zum aktuellen Zeitpunkt derart geäußert hat.