EZB könnte noch vor der Fed ihre Anleihekäufe zurückfahren - Seite 3
Die EZB scheint den Entwicklungen hinterherzuhinken
Man sollte nun beobachten, ob sich solche Wortmeldungen mehren. Denn vielleicht hat die EZB das Wachstum der Euro-Zone bislang unterschätzt. Darauf deuten auch die Einkaufsmanagerdaten hin, die zuletzt stark gestiegen sind, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. In diesem Bereich muss sich die Eurozone hinter den USA nicht verstecken:
Und angesichts eines solchen Wachstumstempos hat die EZB womöglich auch die Gefahr von Preisanstiegen außerhalb von Basiseffekten unterschätzt. Zur Erinnerung: Die Notenbank hatte auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung die Inflationsprognosen für 2021 von 1,0 % auf 1,5 % und für 2022 von 1,1 % auf 1,2 % angehoben. Das erschien damals schon eher defensiv und somit zu gering.
Billionenschwere Programme der US-Regierung zwingen auch die Fed zum Handeln
„Zumal die aktualisierten Projektionen das 1,9 Billionen schwere Fiskalpaket der USA noch nicht berücksichtigt, welches aufgrund seines hohen Gewichts sicherlich auch auf die Inflation der Eurozone einen Einfluss haben wird“, hieß es in der Börse-Intern vom 11. März dazu. Und inzwischen steht schon Joe Bidens Infrastrukturpaket im Volumen von 4 Billionen Dollar in den Startlöchern (siehe vorgestrige Börse-Intern). Auch in den USA wird daher mit weiter steigenden Preisen gerechnet. Die Helaba sieht die US-Inflation im Jahreshoch bei rund 4 % und am Ende des Jahres letztlich bei 3,3 %.
Vor diesem Hintergrund wäre es schon eine große Überraschung, wenn die EZB noch vor der Fed ihre Anleihekäufe zurückfährt. Wann wird die Fed also die Märkte auf einen Entzug vorbereiten?
Jetzt noch Käufe am Aktienmarkt tätigen?
Diese Frage bleibt zunächst unbeantwortet. Aber wenn es soweit ist und die Hinweise einzelner Notenbanker vom Aktienmarkt verstanden werden, dann könnte dies den Aktienkursen, wie vorgestern bereits geschrieben, zumindest einen Dämpfer verpassen.
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Neue Long-Positionen sollten daher aktuell nur noch mit einem sehr langfristigen Anlagehorizont eingegangen werden, wenn man zwischenzeitliche Rücksetzer problemlos aussitzen kann, oder nur mit einem sehr kurzfristigen, wenn man die letzten Prozentpünktchen Gewinn noch mitnehmen möchte.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)