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     134  0 Kommentare Aus dem Gleichgewicht, Kommentar zur Chipindustrie von Stefan Kroneck

    Frankfurt (ots) - Jeder Studierende im Fach­bereich Wirtschaftswissenschaften
    lernt, dass Märkte sich in einem Gleichgewicht befinden, wenn Nachfrage und
    Angebot deckungsgleich sind. Daraus leitete sich dann ein "Gleichgewichtspreis"
    ab. Ausgehend von diesem Idealbild aus dem Elfenbeinturm befindet sich der
    globale Halbleitermarkt derzeit in einem Ungleichgewicht, überspitzt formuliert
    ist er aus den Fugen geraten. Lieferengpässe bei mikroelektronischen
    Bauelementen sorgen dafür, dass der Aufschwung in einer Reihe von
    Industriezweigen nach dem Corona-Schock 2020 an Dynamik verliert,
    schlimmstenfalls sogar spürbar abgebremst wird.

    Als Schlüssel des Problems macht der Vorstandschef von Infineon die
    Chip-Auftragsfertiger aus, auch Foundries genannt. Zur Vorlage des
    Quartalsberichts des größten deutschen Halbleiterherstellers räumte Reinhard
    Ploss ein, dass aufgrund überausgelasteter Kapazitäten in dieser
    Produktionskette die "Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt". Der CEO
    befürchtet wie Wettbewerber, dass die Knappheit im kommenden Jahr anhält.

    Der Auslöser der kritischen Versorgungslage war zwar die Pandemie, die Ursache
    liegt aber tiefer. Corona deckt strukturelle Schwachstellen in den globalen
    Lieferketten auf. In der Praxis erweist sich das Just-in-time-System nur als
    kostengünstig, wenn es einwandfrei funktioniert. Wird jedoch die Lieferkette für
    einen längeren Zeitraum überstrapaziert, treibt das die Kosten in die Höhe. In
    Bezug auf die Lage der Foundries steigen die Preise für die Einkäufer, was deren
    Margen drückt, wie Infineon einräumt.

    Das radikale Abbremsen der Wirtschaft nach dem Ausbruch der Pandemie erweist
    sich für manche Firmen jetzt als überzogene Reaktion. In der Hektik versuchen
    nun Chip-Branchenprimus Intel und TSMC, der größte Foundry der Welt, das Ruder
    herumzureißen. Beide Konzerne wollen mit Investitionen in insgesamt
    dreistelliger Milliardenhöhe ihre Kapazitäten deutlich erweitern, während
    Infineon dank einer austarierten Kalkulation nur schrittweise in die Erweiterung
    ihrer Produktion investiert, um die hohe Nachfrage bedienen zu können.

    Die Erfahrung lehrt aber, dass umfangreiche Kapazitätserweiterungen im
    schnelllebigen Chipgeschäft den Anbietern schaden können, wenn dadurch der für
    die Branche typische Schweinezyklus verstärkt wird. Ein selbst ausgelöstes
    Überangebot sorgt dafür, dass die Preise fallen. Für die Hersteller wird es dann
    teuer, den Markt wieder ins Lot - oder ins Gleichgewicht - zu bringen.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4906831
    OTS: Börsen-Zeitung



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