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    Im Interview  1556  0 Kommentare Traumhaus: Entwarnung beim Thema Rohstoffverknappung

    Bei Traumhaus könnte es bald eine Kapitalerhöhung geben. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht Vorstand Otfried Sinner über die Hintergründe der möglichen Finanzierungsrunde sowie über die anstehenden Wachstumspläne.

    Er geht in dem Gespräch auf die Verteuerung von Rohstoffen ein und beleuchtet die zwei Seiten der Medaille für das Bauen der Zukunft. Thematisiert wird auch die Pipeline der Immobiliengesellschaft. Zu den kommenden Dividendenpläne gibt es ebenso eine klare Aussage von Sinner wie zur Prognose.

    Nach Ihren jüngsten Aussagen rechnen Sie 2020 mit einem Umsatz von 86 Millionen Euro bis 88 Millionen Euro, das EBITDA soll bei 8,8 Millionen Euro bis 9,0 Millionen Euro liegen. Bleibt es bei dieser Prognose?

    Sinner: Die Traumhaus AG ist gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen, weil wir kaum zeitliche Verzögerungen zu verzeichnen hatten. Deswegen sind die Pandemieauswirkungen auf den Geschäftsbetrieb gering geblieben. Nachdem wir im Geschäftsjahr 2019 ein EBITDA von 8,1 Millionen Euro ausweisen konnten, sind wir zufrieden, in einem schwierigen Marktumfeld, ein ordentlich gesteigertes EBITDA für das Jahr 2020 zwischen 8,8 Millionen Euro und 9,0 Millionen Euro prognostizieren zu können.

    Und wie sieht es mit der Dividende aus?

    Sinner: Wir haben im Jahr 2020 unsere Aktionäre über eine Dividende von 0,50 Euro an unserem Gewinn beteiligt. Das beabsichtigen wir auch im Jahr 2021. Darüber entscheiden wird die im Sommer stattfindende Hauptversammlung, wenn der Vorstand einen Dividendenvorschlag gemacht hat.

    Welchen Ausblick gibt es für 2021?

    Sinner: Die Traumhaus AG wird im Jahr 2021 ihren konsequenten Wachstumskurs fortsetzen. Wir rechnen mit einer Umsatzrange zwischen 98 Millionen Euro und 108 Millionen Euro. Unsere Prognose für das EBITDA ist in einer Spannbreite zwischen 10 Millionen Euro und 11,8 Millionen Euro angesetzt. Das erwartete gute Geschäftsergebnis gründet sich auf der trotz Covid-19-Pandemie weiter gestiegenen Nachfrage nach seriell gefertigtem, günstigem Wohnraum und der gut gefüllten Projekt-Pipeline. Der von uns bereits gesicherte, umfangreiche Grundstücksbestand wird in den kommenden Jahren zu durchschnittlichen Umsatzsteigerungen von mindestens 15 Prozent bis 20 Prozent führen.

    Finanzieren wollen Sie das weitere Wachstum möglicherweise durch eine Kapitalerhöhung, wie Sie es gestern in einer Adhoc-Mitteilung verlautbart haben. Wie sehen Ihre konkreten Pläne aus?

    Sinner: Die Traumhaus AG prüft aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung, eine Kapitalerhöhung in diesem Jahr im Rahmen eines öffentlichen Angebots durchzuführen. Diese Maßnahme soll der Erweiterung des Streubesitzes dienen und die Aktie der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Wir sprechen hier von einer kleinen Kapitalerhöhung, mit der wir in erster Linie Kleinanlegern die Möglichkeit zur Investition geben wollen. Die Mittel aus der angedachten Kapitalerhöhung würde Traumhaus für weiteres Wachstum einsetzen.

    Auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz (MKK) sagten Sie, dass Sie künftig auch nach Bayern expandieren wollen. Sprengt das nicht Ihren preislichen Wunschrahmen des günstigen Bauens?

    Sinner: Nein, keineswegs. Wir expandieren in starke Wirtschaftsregionen wie Bayern und Baden-Württemberg. Hier konzentrieren wir uns, wie in den anderen Regionen, wo wir heute tätig sind, auf die städtischen Einzugsgebiete mit guter Infrastruktur. Preiswertes Bauen ist generell auch in Bayern möglich. Sicherlich in München sind die Grundstückpreise sehr hoch. Da ist preiswertes Bauen kaum möglich. Aber es gibt in Bayern auch noch andere Metropolen wie zum Beispiel Nürnberg, Augsburg oder Ulm. Dort ist günstiges serielles Bauen durchaus ein Thema.

    Wie sehr hat Corona und der jüngste Lockdown Ihre aktuellen Arbeiten und Vertriebsbemühungen beschränkt?

    Sinner: Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Wohnungsbau bisher gut durch die Pandemie mit den damit verbundenen Einschränkungen gekommen. Auf den Baustellen liegen wir im Plan. Bei den für uns zuständigen Behörden kommt es zu Engpässen. Zusätzlich müssen wir auf Sammeltermine beim Notar verzichten. Notartermine sind in Pandemiezeiten Einzeltermine. Auch die Besichtigungstermine unserer Musterhäuser müssen anders gestaltet werden. Besichtigen, danach das Objekt desinfizieren und dann der nächste Termin. Mittlerweile ist das für uns der neue Normalzustand, den wir gut organisiert haben.

    Styropor soll immer seltener auf Ihren Baustellen eingesetzt werden – auch aus Umweltgründen. Steigert dies die Kosten?

    Sinner: Nur auf den ersten Blick, insgesamt sparen wir sogar. Wir steigen in der Tat von EPS (Styropor) auf einen hochdämmenden Mauerstein um und werden damit ab Herbst die Wandelemente in unserem eigenen Fertigteilewerk in Kruft herstellen. Damit sind wir schneller, brauchen weniger Zeit auf den Baustellen und können mehr Projekte realisieren. Die Umstellung lohnt sich damit sogar wirtschaftlich und ist gleichzeitig nachhaltig.

    Wie sehr rückt die Nachhaltigkeit ins Bewusstsein Ihrer Kunden?

    Sinner: Das Thema Nachhaltigkeit ist für Traumhaus schon immer wichtig. Serielles Bauen bietet hier viele Möglichkeiten. Noch in diesem Jahr wird unser Fertigbauteilewerk in Kruft an den Start gehen. Das ist innovatives Bauen mit Hilfe von Digitalisierung. Vorgefertigte Bauteile beschleunigen den Bauprozess, sind auch grüner und nachhaltiger. Nachhaltiges Bauen und digitale beziehungsweise integrale Prozesse sind die zwei Seiten der Medaille für das Bauen der Zukunft.

    Die Preise für Holz, Stahl und Dämmstoffe haben zuletzt deutlich zugelegt. Ist das bei Ihrer Kalkulation ein Problem?

    Sinner: Aufgrund der seriellen Bauweise und des gut ausgewogenen Margenmix aus Projektentwicklung mit dem Verkauf von Grundstücksanteilen und Bauleistung ist Traumhaus von der Rohstoffverteuerung derzeit nur gering betroffen.

    Gibt es bei Traumhaus Lieferschwierigkeiten für einige Materialien?

    Sinner: Wir arbeiten langjährig und vertrauensvoll mit denselben starken Geschäftspartnern zusammen. Unser Geschäftsmodell der seriellen Fertigung erlaubt uns, jährliche Bestellkontingente zu vereinbaren und nicht wie in unserer Branche üblich, Projekt für Projekt zu bestellen. Hier zeigt sich, dass verlässliche und konstante Abnehmer wie die Traumhaus AG in der Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten klar im Vorteil sind. Von der Rohstoffverknappung ist Traumhaus aus heutiger Sicht marginal betroffen.

    Eine Marktkapitalisierung von 100 Millionen Euro ist für Sie von Bedeutung. Warum?

    Sinner: Unser nächstes Ziel ist eine Marktkapitalisierung von größer als 100 Millionen Euro, da man sich in dieser Größenordnung zusätzliche Investorenkreise erschließt. Vielen Fonds, die gerne investieren würden, sind derzeit unter dieser Schwelle die Hände gebunden.

    Und es gibt heute schon Investoren, die sagen, dass Sie sich dann bei Ihnen engagieren?

    Sinner: Schon heute gibt es bereits zahlreiche Small- und Midcap-Fonds die an der Traumhaus beteiligt sind, darunter auch einige Adressen aus Frankreich. Wir sind in Gesprächen mit einigen großen Asset Managern, die durchaus Interesse zeigen. Denn wer auf serielles Bauen, also auf eine Digitalisierung und Automatisierung der Baubranche setzt, der muss in die Traumhaus Aktie investieren.

    Der Markt kennt vor allem Sie, den Gründer und Vorstand der Gesellschaft. Wie abhängig ist Traumhaus von Ihrer Person?

    Sinner: Vorstandsvorsitzende einer Aktiengesellschaft sind immer in einer exponierten Position und vertreten das Unternehmen nach außen. Der Vorstand besteht bei uns aus zwei Personen und wir haben diesen Kreis noch über Mitglieder der Geschäftsleitung in den Bereichen Bauabwicklung, Projektentwicklung und Einkauf/Finanzen erweitert. Wir befinden uns seit unserem Börsengang im Jahr 2018 in einem kontinuierlichen Wandel vom inhabergeführten Unternehmen zu einer breiter aufgestellten Konzernstruktur. Das ist eines unserer Fokus-Themen.

    Ende 2020 lag Ihre Grundstück-Pipeline bei 100 Millionen Euro. Wo soll diese Ende 2021 stehen?

    Sinner: Traumhaus hat sich mittlerweile eine Grundstück-Pipeline von rund 500 Millionen Euro gesichert. Dieser umfangreiche Grundstücksbestand wird in den kommenden Jahren zu weiteren Umsatzsteigerungen führen. In unserer Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2021 gehen wir im Durchschnitt von einer jährlichen Steigerung von mindestens 15 Prozent bis 20 Prozent aus.

    Wie sieht es allgemein mit neuen Projekten aus?

    Sinner: Wir haben uns einen sehr soliden Vorrat an Grundstücken gesichert, der uns allein durch die nächsten drei bis fünf Jahre tragen wird. Traumhaus legt aber nicht die Hände in den Schoß, sondern akquiriert weiter mit Vollgas. Mittlerweile sind wir in acht Regionen aktiv. Wie ernst es uns damit ist, sehen Sie daran, dass wir im April ein weiteres Traumhaus-Büro, dieses Mal in Bremen, eröffnet haben, um im Norden präsenter und näher am Kunden zu sein sowie kürzere Wege zu haben. Aktuell im Vertrieb sind wir in Bad Nenndorf, wo 22 Reihenhäuser entstehen und schon mehr als zwei Drittel verbindlich reserviert sind. In Bayern und Baden-Württemberg starten wir ebenfalls durch. Gegenwärtig stehen wir kurz vor Kaufvertragsabschlüssen.

    In der EU liegt die Wohneigentumsquote im Schnitt bei ca. 69 Prozent, in Deutschland sind es rund 47 Prozent. Was muss geschehen, damit diese Quote hier ansteigt?

    Sinner: Dafür muss der Erwerb einer Immobilie bezahlbar bleiben. Das ist aus Sicht der Traumhaus nur über serielles Bauen, also mit Hilfe von Digitalisierung und Automatisierung, möglich. Der Deutsche hat im europäischen Vergleich im Durchschnitt das geringste Vermögen. Deutlich weniger als beispielsweise ein Italiener oder Spanier. Das liegt daran, dass es in Deutschland zu wenig Wohnungseigentümer gibt. Wohnungseigentum sollte auch als ein kluger Baustein für die Altersvorsorge verstanden werden.

    Im April ging es mit dem Traumhaus-Kurs von 15 Euro auf 21 Euro nach oben. In der Folge ist die Aktie wieder zurückgekommen. Welche Erklärung gibt es für den kurzfristigen Kurssprung?

    Sinner: Traumhaus hat Mitte März die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2020 präzisiert – trotz Pandemie wird sich das EBITDA auf zwischen 8,8 Millionen Euro und 9,0 Millionen Euro bei einem Umsatz von 84 Millionen Euro bis 86 Millionen Euro steigern. Für uns sind dies sehr gute Zahlen. Ende März haben wir die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2021 veröffentlicht und dabei in Teilen auch einen positiven mittelfristigen Ausblick gewagt. Im Jahr 2021 soll der Umsatz auf 98 Millionen Euro bis 108 Millionen Euro ansteigen. Gleichzeitig soll es ein EBITDA von 10,0 Millionen Euro bis 11,8 Millionen Euro geben. Wir wagten eine mittelfristige, jährliche Umsatzsteigerung von mindestens 15 bis 20 Prozent im Durchschnitt vorherzusagen. Das sind wiederum aus unserer Sicht insgesamt sehr gute Zahlen. Das scheint auch der Markt so aufgenommen zu haben. Traumhaus wurde auf verschiedenen Anlegerplattformen positiv besprochen, was einen Anstieg des Aktienkurses auf zeitweise über 21 Euro zur Folge hatte.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.




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