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    Marktkommentar  257  0 Kommentare Jörg Bungeroth (CSR): "Gips bald nicht mehr"

    Am Beispiel von Gips wird deutlich, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft zu beschäftigen.

    07.09.2021 - Seit Jahren boomt der private wie auch der gewerbliche Wohnungsbau, nicht zuletzt Dank niedriger Zinsen. Neben den klassischen Baumaterialien wie Stein,Holz und Glas ist Gips als Baustoff fast nicht mehr wegzudenken. Die positiven Eigenschaften wie leichte Verarbeitung, hervorragender Brandschutz als auch gutes Raumklima machen diesen Baustoff so begehrt. Gips wird in Form von Gipsbauelementen, Gipskartonplatten und Baugipsen im Estrich sowie als Putz und Stuckgips verbaut. Zudem fungiert er als Abbinderegler in Zement 1). Allein in Deutschland werden jährlich rund 10 Millionen Tonnen verbraucht.

    Geologisch auch als Gipsspat bekannt, ist Gips ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca[SO4]·2H2O und damit chemisch gesehen wasserhaltiges Calciumsulfat oder auch Calciumsulfat-Dihydrat. Es wird sowohl im Tagebau als auch unter Tage gewonnen, ist aber auch ein Nebenprodukt verschiedener technisch-industrieller Prozesse 2).

    Schon seit längerem fordert der Umweltverband BUND ein Ende des Naturgips- Abbaus in Deutschland bis 2045 3). Gleichzeitig warnte das Institut vor Bestrebungen der Industrie, die Ausbeutung von natürlichen Gipsvorkommen bis dahin noch zu verstärken. Grund hierfür ist die in den nächsten Jahren stark rückläufige Gewinnung von Industrie-Gips. Derzeit stammen etwa 55 % der in Deutschland genutzten Gipsrohstoffe aus der Rauchgasentschwefelung (REA) von Kohlekraftwerken, wo Schwefeldioxid mittels Kalkzugabe zu Gips umgewandelt wird. Während diese Produktionsquellen schrittweise wegfallen sollen, erwartet die Gipsindustrie sogar einen Anstieg des Gipsverbrauchs 3). Mit dem schrittweisen Kohleausstieg bis spätestens 2038 steht auch immer weniger REA-Gips zur Verfügung. Es gilt nun, diese Lücke zu füllen.

    Als Alternativen könnten Lehm, Holz und andere nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen, aber auch mehr Recycling, um den Ressourcenverbrauch zu verringern und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft zu erhöhen. Allerdings ist die Wiederverwertung von Gips an die Effizienz der Aufbereitungstechnologien geknüpft. Für einen hochwertigen Einsatz, zum Beispiel im Hochbau, müssen Stör-, Fremd- und Schadstoffe im Bauschutt zuvor eliminiert werden. Zudem ergibt sich aus der Ersatzbaustoffverordnung eine indirekte Begrenzung des Gipsgehaltes von aufbereitetem Bauschutt zur Wiederverwertung. Ziel ist dabei, einen überhöhten Eintrag von Sulfat, das hauptsächlich aus der Elution (Herauslösen von Schadstoffen aus Abfällen unter Einsatz von Wasser) als Lösungsmittel von Gips stammt, ins Grundwasser zu verhindern.

    Bei der Herstellung von Recycling-Materialien gilt Gips als Störstoff, der bereits im Vorfeld separiert werden muss 2). Damit unterliegt er einer Getrennt- sammlungspflicht und wird gemäß der Abfallverzeichnisordnung separat als „Bauabfälle auf Gipsbasis“ ausgewiesen.

    Während in Deutschland die Recyclingquote (RQ) der Bauabfälle auf Gipsbasis nur knapp 5 % beträgt 4), ist das Gipsrecycling in benachbarten Ländern stärker verankert. In Frankreich liegt die Recyclingquote bei 15 %, in den Niederlanden bei knapp 41 % und in Dänemark sogar bei rund 60 %. Wesentlich für die niedrige RQ sind in Deutschland fehlende bzw. nicht ausreichend differenzierte Regelungen für den selektiven Rückbau von Gebäuden als auch die Tatsache, dass bereits bei der Bauplanung das Design und die Möglichkeit der zukünftigen Verwertung der (Gips-)Bauelemente und Materialien stärker berücksichtigt werden muss. Gleichzeitig sind die Entsorgungspreise für die Deponierung in Deutschland deutlich niedriger als in den Ländern mit hoher RQ 4).

    Am Beispiel von Gips wird deutlich, wie wichtig es ist, sich intensiver mit dem Thema Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft zu beschäftigen.

    Wir können uns den Luxus nicht mehr leisten, alles wegzuwerfen. Es liegt in unseren Händen, die Weichen für eine nachhaltige (Wieder-)Verwendung nicht nachwachsender Ressourcen zu schaffen und die Sensibilität zu wecken, achtsam damit umzugehen.

     

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