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     746  0 Kommentare Weihnachtskolumne: Wenn Fische Fell hätten

    Endlich ist wieder Weihnachten und wir alle werden feiern, egal ob geimpft oder ungeimpft und ob die Ungeimpften eigentlich gar nicht feiern sollen, nicht feiern dürfen oder sogar allesamt erschossen werden.

    Jetzt wird also wieder vom Feinsten aufgefahren, Gänse, Karpfen und was es sonst noch alles gibt. Und das ist ja auch ganz richtig so, denke ich. Ich würde da auch niemandem mit Tierquälerei kommen, denn so ist das eben, dass wir Tiere halten und sie irgendwann schlachten.

     

    Das gibt es seit Jahrhunderten und ich finde es auch keineswegs inhuman.

     

    Umso mehr wundere ich mich jedoch die restlichen mehr als 360 Tage des Jahres darüber, dass die größten Brutalitäten, die wir Menschen an Tieren begehen, überhaupt nicht wahrgenommen und thematisiert werden.

     

    Irgendwie ist das auch alles in seiner Dimension schlichtweg unvorstellbar, deswegen will ich die Sache hier am Anfang einmal umdrehen.

     

    Nehmen wir an, eine Großstadt in Deutschland mit 200.000 Einwohnern. Und plötzlich passiert dort etwas, die Menschen kommen alle aus ihren Häusern gerannt und werden dort sofort mit Netzen eingefangen und im naheliegenden Meer ertränkt. Alle 200.000. Verrückter Gedanke, oder?

     

    Und jetzt stellen wir die Dinge vom Kopf auf die Füße: In ein Fangschiff mit Schleppnetzen passen über 80 Tonnen Fisch. Das sind 80.000 Kilogramm. Nehmen wir jetzt einmal an, die dort gefangenen Fische würden im Durchschnitt 400 Gramm wiegen, so hätte ein derartiger Trawler 200.000 Fische an Bord.

     

    Daher meine Zahl. Die Fische könnten sogar das Doppelte wiegen, dann würden sie immer noch der Bevölkerung einer Großstadt entsprechen, die ab 100.000 Einwohnern beginnt.

     

    Wie sind die Fische nun jedoch gestorben. Sie sind nicht per Messer oder Bolzenschuss binnen Sekunden tot gewesen, sondern sie haben einen elendig langen und grausamen Todeskampf durch Ersticken mitgemacht. Man muss sich nur vorstellen, wie es den Einwohnern unserer Großstadt beim Ertrinken gegangen wäre, um zu wissen, wie sich das wohl angefühlt hat.

     

    Doch halt, schließlich gibt es ja Wissenschaftler, die attestieren der Fischwirtschaft, dass Fische gar kein Schmerzempfinden besitzen und auch nicht leiden. Doch warum zappeln die Fische dann eigentlich, wenn man sie aus dem Wasser holt? Wahrscheinlich tanzen sie genauso vor Freude wie Menschen, die man unter Wasser drückt? Oder hat hier jemand vielleicht eine passendere Antwort?

     

    Ich habe früher sehr oft geangelt und auch vielen Anglern zugeschaut. Sie haben ihre Fische entweder zurück ins Wasser geworfen, in einer Reuse gehalten oder gleich totgeschlagen. So haben das übrigens auch alle Menschen weltweit bis vor einiger Zeit gemacht. Und die Urvölker leben sogar immer noch so.

     

    Der heutige gezielte Völkermord an den Fischen ist daher ein Phänomen der Industriegesellschaft. Jeden Fisch einzeln zu töten, das rechnet sich nicht. Gerade uns Deutschen sollte diese Erfahrung aus unserer Geschichte heraus bewusst sein. Nur dass sich heute die Kausalität zwischen dem Töten und der Industrie umgedreht hat.

     

    Human sind heute nur die modernen Lachsfarmen, bei denen die Fische auf ein Laufband kommen, betäubt und anschließend geschlachtet werden. Solche Fische darf man denn auch mit gutem Gewissen essen, die anderen eigentlich nicht.

     

    Doch warum haben wir bei unserer grausamen Behandlung der Fische kein schlechtes Gewissen? Warum wenden sich aufgeklärte Menschen gegen das altertümliche Schächten von Tieren, warum jedoch erhebt kaum jemand die Stimme für die Fische?

     

    Warum muten wir den Fischen das Schlimmste zu, was es auf dieser Welt gibt, einen qualvollen Erstickungstod? Was wiederum natürlich nur für diejenigen Fische gilt, die Glück haben, wenn sie hingegen Pech haben, werden sie bei lebendigem Leib aufgeschlitzt, ausgenommen und filetiert.

     

    Ich weiß die Antwort. Das Schicksal der Fische findet seine Ursache darin, dass sie kein Fell haben. Bei süßen Felltieren würden sicherlich sogar brutale Kreaturen wie die Menschen irgendwann das Stoppzeichen setzen, erst recht in Zeiten wie den heutigen.

     

    Wir sehen das ja bei den Hähnchen, die heute wohlwollend vergast werden. Doch auch das Schreddern vorher war ja schon richtig nett gegen das Schicksal der Fische.

     

    Von daher verstehe ich auch die ganze Jesusgeschichte und den christlichen Glauben nicht. Gäbe es wirklich einen Gott, dann hätte er seinen Sohn nicht in Form eines Menschen auf die Erde geschickt, sondern als friedliebendes Tier.

     

    Es ist also alles Lüge mit der Religion. Ein untaugliches anthropozentrisches Reinwaschen von Barbaren. Ich wünsche Ihnen trotzdem ein schönes Weihnachtsfest!

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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