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    Interview mit CFO Schuchardt  1209
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    Gigaset: „5G und Glasfaser sind eine große Chance für die Zukunft“

    Nach den Zahlen von 2021 gibt Thomas Schuchardt, Finanzvorstand von Gigaset, im Interview mit uns einen Ausblick auf 2022. Klar wird dabei: Wichtige Entwicklungen könnten die Situation von Gigaset deutlich verändern.

    Schuchardt spricht über die Digitalisierung in Deutschland sowie über interessante Chancen in verschiedenen Bereichen von Gigaset. Hier könnte es schon bald wichtige Neuigkeiten geben. Der CFO blickt zudem auf China und auf den branchenweiten Chipmangel. Er äußert sich über die guten Lieferantenbeziehungen sowie über steigende Rohstoffpreise. Auch ein Pilotprojekt und mögliche Synergieeffekte sind Thema des Gesprächs.

    Hand aufs Herz: Wie zufrieden ist Gigaset mit dem Jahr 2021?  

    Schuchardt: Auf diese Frage würde ich gerne aus zwei verschiedenen Perspektiven antworten und deshalb lautet die Antwort „Jein“. Angesichts der Nachwehen der Corona-Pandemie, der Chip-Krise und der sich zuspitzenden Logistikprobleme können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Wir haben unseren Umsatz zwar nur leicht gesteigert, dabei aber ein erfreulich starkes Plus beim EBITDA realisiert. Auf der anderen Seite haben uns die Chip-Krise und die Logistikprobleme einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Jahr hätte zu einem erheblichen Umsatzwachstum für uns führen können: Auf der Bedarfsseite war und ist eine unvermindert hohe Nachfrage zu verzeichnen. Die deutliche Verschlechterung der weltweiten Gesamtsituation hinsichtlich Beschaffung und Logistik hat auch uns getroffen.  

    Seit geraumer Zeit beherrscht das Thema Chipmangel - nicht nur - die Elektronik-Branche. Wie stark hat das Thema 2021 die Entwicklung bei Ihnen beeinflusst?  

    Schuchardt: Mehr als wir es geplant hatten. Gigaset hatte eine starke Ausgangsposition, durch die wir sehr lange wie gewohnt weiter produzieren konnten. Das ist unseren langjährigen und stabilen Beziehungen zu unseren Lieferanten sowie der großen Flexibilität der eigenen Produktion in Deutschland zu verdanken. Allerdings gibt es auch für uns Grenzen des Möglichen. Wenn Lockdowns hunderte Schiffe über Wochen auf Reede liegen lassen, Wasserknappheit Stillstände in der größten Chipfabrik der Welt verursacht und die Corona-Pandemie im internationalen Kontext zum Lockdown von Millionen Menschen führt, können wir dagegen irgendwann auch nichts mehr tun.  

    In der Ukraine führt Russland erbittert Krieg. Wie sehr bereitet Ihnen dies für Gigaset operativ in diesem Jahr Sorgen? Immerhin kommen wichtige Vorprodukte für die Chipherstellung aus der Ukraine.  

    Schuchardt: Der Krieg in der Ukraine, hier bei uns in Europa, ist unvorstellbar und macht uns alle sehr betroffen. Das Leid dort dauert schon viel zu lange an und wir wünschen uns nichts mehr als ein schnelles Ende der Kampfhandlungen. Mit Blick auf die Vorprodukte aus der Ukraine machen wir uns aktuell weniger Sorgen. Die größere Herausforderung liegt bei den Produzenten in Asien, aber auch hier sehen wir in den ersten Monaten des Jahres 2022 eine leichte Verbesserung der Situation, auch wenn das Thema Halbleiter in Summe noch nicht gelöst ist.  

    In und vor Chinas Häfen stauen sich aufgrund der COVID-19 Lockdownmaßnahmen die Schiffe. Stehen uns die großen Probleme in den internationalen Lieferketten noch bevor?

    Schuchardt: Ich hoffe, dass die chinesische Regierung einen Ausweg aus der für notwendig gehaltenen „Null-Covid-Strategie“ findet. Die Auswirkungen der Abriegelung von Shanghai zeigen die gravierenden Folgen des Lockdowns, die weit über China hinausreichen werden. Die Exporte aus dem weltgrößten Containerhafen in Shanghai liegen aktuell rund 30 Prozent unter der Auslastung anderer asiatischer Mega-Häfen. Dadurch wird es Unternehmen weltweit an Materialien fehlen, besagte Vorprodukte werden gleichzeitig erheblich teurer. Es wäre illusorisch zu glauben, dass uns dieses Problem als Volkswirtschaft nicht auf breiter Front treffen wird – die wirtschaftlichen Konsequenzen weltweit könnten dramatisch sein. Wir stellen uns aktuell der Aufgabe, Gigaset bestmöglich auf diese neue Situation vorzubereiten.  

    Wie gelingt es Gigaset als Anbieter von Informations- und Kommunikationstechnologie die Engpässe am Chipmarkt und in den Lieferketten zu managen?

    Schuchardt: Weltweit stehen ganze Industriezweige vor der gleichen Herausforderung. Das betrifft auch Gigaset. Unser großer Pluspunkt sind unsere langfristigen und partnerschaftlichen Beziehungen zu unseren Lieferanten. Diese reichen teilweise 20 Jahre zurück – das ist viel wert in der aktuellen Situation. Gemeinsames Ziel ist es vor allem, den Chip-Bedarf aktiv und gemeinschaftlich zu steuern. Trotzdem gibt es nach wie vor Störungen und Irritationen in der Supply Chain. Diese fangen wir dann mit unserer hochflexiblen Produktion und Fertigung in Bocholt ab – falls notwendig bis auf Tagesebene heruntergebrochen, das ist ein sehr wertvolles Asset für uns.  

    Wie sehr werden die steigenden Rohstoffpreise zu einem Thema für Gigaset? In dem preissensitiven ITK-Markt dürfte es wahrscheinlich schwer sein, Kostensteigerungen an die Kunden weiterzureichen.  

    Schuchardt: Sie sehen das ganz richtig. Der Bereich Consumer Electronics ist preissensibel. Wir können nur versuchen, durch interne Optimierung bestmöglich gegenzusteuern. Wir tun dies zum Beispiel, indem wir einen Plattformansatz verfolgen, Produkte weiter verbessern und unseren „total quality“ Ansatz weiter ausbauen. Teilweise sind wir aber auch selbst dazu gezwungen, Preise zu erhöhen.  

    Wann rechnen Sie mit einer Entspannung bei Themen wie Lieferketten, Chipmangel und Rohstoffpreise?  

    Schuchardt: Kurz und knapp: nicht in absehbarer Zeit. Für mich liegt die größte Unbekannte in China. Ich befürchte, dass die Auswirkungen der Lockdowns in China stellenweise unterschätzt werden. Wir müssen uns bewusst machen, dass diese Lockdowns erst im März dieses Jahres begonnen haben. Der Impact folgt also erst noch. Die reduzierten chinesischen Exporte werden die Inflation in Europa und den USA weitertreiben und wir werden weiter mit anderen Unternehmen um Vorprodukte kämpfen müssen. Als Hersteller „Made in Germany“ unterstreicht das unseren Wunsch nach resilienteren Lieferantenbeziehungen. Eine zu starke, einseitige Abhängigkeit ist schädlich, sei es Deutschlands Energie-Thema mit Blick auf Russland oder die weltweite Abhängigkeit von Vorprodukten aus China.  

    Deutschland steht beim schnellen Internet alles andere als an der Weltspitze. Welche Bedeutung haben 5G oder schnelle Glasfasernetze für das Geschäft von Gigaset?  

    Schuchardt: Das ist ein ganz neuralgisches Thema. Deutschland und Europa dürfen den digitalen Anschluss nicht verlieren. 5G und Glasfaser sind eine große Chance für die Zukunft – für Gigaset und die gesamte Wirtschaft. Allein die Telekom will in den nächsten zwei Jahren bundesweit mehr als 10 Millionen Glasfaseranschlüsse bauen. Und 5G eröffnet vor allem für das Industrial IoT ganz neue Möglichkeiten. Auch wir definieren Produkte und Lösungen in diesen Themenfeldern und führen sie zum strategisch richtigen Zeitpunkt ein. Wir folgen hier einem wichtigen Trend.  

    Der neue Router, den Gigaset in Kürze gemeinsam mit der Einkaufsgemeinschaft des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) auf den Markt bringen wird - ein Nischenprodukt oder ein neuer Massenmarkt für Gigaset?  

    Schuchardt: Router sind Produkte, die sehr gut in unser Portfolio passen und dieses in Summe abrunden können. Die Partnerschaft mit BREKO ist ein wichtiger, erster Schritt für uns. Entsprechend wichtig sind die Erfahrungen, die nun im Rahmen dieser Kooperation gesammelt werden. Im Fokus stehen die zahlreichen mit BREKO verbundenen Provider und deren Bedürfnisse. Wir wollen ihnen perspektivisch besser auf den Markt abgestimmte Produkte anbieten, als bisher zur Verfügung stehen.  

    Werden Gigaset und BREKO ihre langfristig angelegte Kooperation über diesen Router hinweg weiter ausdehnen und gibt es hier eventuell Cross-Selling-Potenziale für andere Produkte von Gigaset wie die Telefon-Sparte?  

    Schuchardt: Sie müssen das aus einer anderen Perspektive betrachten. Wir wollen im B2C-Segment das ganze Haus bedienen – dazu gehört auch der Router. Mit Blick auf das gesamte Gigaset-Portfolio eröffnet das Pilot-Projekt in Zukunft mögliche Synergie-Effekte mit unseren Geschäftsbereichen Telefonie und Smart Home. In Deutschland gibt es im Jahr 2022 gerade einmal 10-12 Prozent „echte“ Glasfaseranschlüsse – das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Und diesen Trend wollen wir mit unserer Partnerschaft mit BREKO unterstützen.  

    Welche neuen Geschäftsfelder möchte Gigaset in der nächsten Zeit noch erschließen?

    Schuchardt: Gigaset ist in vier Geschäftsbereichen aktiv: Phones, Smartphones, Smart Home und Professional. Diese Bereiche entwickeln wir stetig weiter und bauen sie aus. Professional hat im Jahr 2021 ein sehr erfreuliches Wachstum erlebt – hier treiben wir die exklusive Partnerschaft mit Unify, über die Sie zuletzt bereits berichtet haben, weiter voran. Im Bereich Phones weiten wir unsere dominante Marktposition aus und werden im weiteren Jahresverlauf eine wichtige Partnerschaft verkünden können. Mit unseren Smartphones gewinnen wir im B2B-Bereich weiter Boden und werden zeitnah ebenfalls über wichtige Ausschreibungs-Gewinne berichten können. Und im Bereich Smart Home wird es ebenfalls Themen geben, die unsere Marktposition deutlich verändern werden. Gleichzeitig fokussieren wir uns hier auf Smart Care und Health.  

    Besteht Finanzierungsbedarf für das weitere Wachstum, oder sind die bestehenden finanziellen Ressourcen ausreichend?  

    Schuchardt: Wir sondieren laufend den Markt und achten auf alle Entwicklungen, die Einfluss auf unsere Finanzierung nehmen oder nehmen könnten. Entsprechend treffen wir dann Entscheidungen und handeln. Gerade in den eben beschriebenen, kritischen Zeiten sind wir sehr wachsam.  

    Was können Aktionäre 2022 von Gigaset bei Umsatz und Ergebnis erwarten?  

    Schuchardt: Vieles, über das wir gerade gesprochen haben, mag risikoreich klingen. Dem ist auch so. Wir alle stehen vor tiefgreifenden Verwerfungen, die gemeistert werden müssen. Dennoch sehen wir positiv in die Zukunft, auch weil wir seit Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 unsere Hausaufgaben gemacht und unsere Organisation insgesamt resilienter aufgestellt haben. 2021 konnten wir Umsatz und EBITDA gegenüber dem Vorjahr steigern – und dasselbe erwarten wir auch für 2022.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.


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    Interview mit CFO Schuchardt Gigaset: „5G und Glasfaser sind eine große Chance für die Zukunft“ Nach den Zahlen von 2021 gibt Thomas Schuchardt, Finanzvorstand von Gigaset, im Interview mit uns einen Ausblick auf 2022. Klar wird dabei: Wichtige Entwicklungen könnten die Situation von Gigaset deutlich verändern.