Übernahme-Coup
Amazon-Aktie: Was bringt der One Medical-Deal? - Kursrakete: 1Life Healthcare
Der Onlineversandhändler will sich ein noch größeres Stück vom lukrativen Gesundheitsmarkt sichern und baut sein Engagement aus. Unterdessen steigt der Kurs der 1Life Healthcare-Aktie. Was ist da los?
Diese Nachricht sorgt für Aufsehen: Für fast vier Milliarden US-Dollar will Amazon One Medical aus San Francisco übernehmen. Die Poliklinik-Kette, die an der Börse unter dem Namen 1Life Healthcare gelistet ist, bietet ihren Kunden Abo-Services für virtuelle oder persönliche medizinische Betreuung an. Der Kurs der 1Life Healthcare-Aktie setzt bereits zu einem Mega-Kurssprung an.
Für Amazon wäre es die bis dato drittgrößte Übernahme in der Unternehmensgeschichte – nach der Supermarktkette Whole Foods und den Filmstudios Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) – und zeigt erneut, welch großes Potenzial Amazon im amerikanischen Gesundheitssektor sieht. "Wir glauben, dass die Gesundheitsversorgung ganz oben auf der Liste der Dienstleistungen steht, die neu erfunden werden müssen", bestätigte auch Neil Lindsay, Leiter des Gesundheitsgeschäfts bei Amazon.
Hintergrund: in den USA ist die private medizinische Versorgung sehr teuer und im Fall von Arbeitslosigkeit nicht durch den Staat abgesichert, was viele US-Bürger in eine finanzielle Bredouille bringt. Das verschafft Unternehmen mit alternativen Lösungs-Konzepten Rückenwind, wobei vor allem virtuelle und hybride Dienstleistungen gerade boomen.
Durch den Zukauf sichert sich Amazon nicht nur den Einstieg ins Arztgeschäft und holt sich Geschäftsbeziehungen zu Versicherungen und hunderttausenden Patienten ins Portfolio. Der US-Riese ergänzt
auch sein seit 2017 bestehendes Engagement im Gesundheitsbereich sinnvoll: Dies besteht aus der Onlineapotheke Amazon Pharmacy (ehemals Pillpack) und Amazon Care, wobei Amazon Care eine große
Schnittmenge mit One Medical aufweist. Das erklärt zusätzlich, warum Amazon bereit ist, einen hohen Aufschlag für ein Unternehmen zu zahlen, dass aktuell noch nicht profitabel ist – denn de facto
heißt das auch, dass es so einen Konkurrenten weniger gibt, weil dieser jetzt zum eigenen Haus zählt.
Auch wenn es für die Amazon-Aktie kurstechnisch bisher ein schwieriges Jahr war, ist sie fundamental intakt. Strategie und Umsatzwachstum stimmen und der Ausbau der Produkt-Palette birgt weitere
Kurs-Fantasie. Der Titel wird von vielen Analysten gecovert, die trotz dem ambitionierten KGV von geschätzt über 240 vom weiteren Potenzial überzeugt sind. Für die nahe Zukunft rechnen sie mit
zweistelligen Wachstumsraten und auch langfristig zeigt der Daumen größtenteils nach oben.
(ir)