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     2455  0 Kommentare Der Dollar entscheidet – Entscheidung beim Dollar - Seite 2



    Man kann sich der Frage nach dem Wert einer Währung vom Vergleich der Stärke der Volkswirtschaften her nähern. Die Gegenüberstellung von aktueller Konjunkturdelle im Euroraum und immer noch eher stabiler Wirtschaftsentwicklung in den USA könnte Stärke des Dollar begründen. Der Greenback hatte im Jahr 2003 noch bei unter 1,10 gegenüber dem Euro gelegen. Damals wie heute dürfte der Unterschied in der Leistungsfähigkeit der beiden Währungsräume sich jedenfalls nicht so stark verändert haben, wie es die Kursentwicklung nahe legt. Der im Zusammenhang mit einem schwachem Dollar immer wieder angeführte Verschuldungsgrad der US-Wirtschaft sticht im Vergleich mit dem Euro-Raum nicht. Der steht in dieser Hinsicht nämlich nicht besser da.

    Ein weiterer Aspekt sind die Zinsdifferenzen . Nachdem die US-Leitzinsen in der ersten Jahreshälfte 2004 noch bei ein Prozent lagen und der Dollar damals bis zu 1,29 gegenüber dem Euro schwächelte, würde auch das aktuelle Leitzinsniveau von 2,75 weitere Stärke des Dollar nahe legen, zumal die Renditen in anderen Laufzeiten Differenzen in derselben Richtung aufweisen.

    Von den beiden bis hierher diskutierten „fundamentalen“ Gesichtspunkten her sollte der Dollar also zu weiterer Stärke tendieren. Das häufig angeführte Argument des enormen Leistungsbilanzdefizits der USA ist so lange kein Kernproblem, so lange die Unterschiede in der Leistungskraft der Wirtschaftsräume so bleiben wie bisher. Sie sind geradezu Bedingung und Garantie für deren Finanzierung: So lange die USA als Lokomotive der Weltwirtschaft der Weltwirtschaft gelten, wird das Ausland per Kapitalimport weiter ausbalancieren.

    Ein dritter Aspekt befasst sich mit den Kapitalflüssen : Die heutige Art zu wirtschaften ist immer stärker vom Finanzwesen geprägt. Dieser Trend ist seit mehr als 30 Jahren existent und beschleunigt sich seit den späten 1990er Jahren, erst recht aber seit dem Jahr 2000. Wir haben uns mit diesem Aspekt ausführlich in unserem Buch „Weltsichten – Weitsichten“ auseinander gesetzt. Damit dürfte unter zahlreichen, auf die Wechselkurse einwirkenden Mechanismen der folgende von großer Bedeutung sein.

    Beginnend mit der Periode der niedrigsten US-Leitzinsen wurden in großem Umfang auf Dollar lautende Kredite aufgenommen. Diese wurden außerhalb der USA investiert, zu einem sehr großen Teil Schwellenländern, besonders viel sicher in China, aber auch etwa in Indien und Brasilien. Anreize sind die hohen Wachstumsperspektiven und die wegen der relativen Kapitalknappheit hohen Zinserträge. Dieser Kapitaltransfer schwächt den Dollar und stärkt die Währungen der Zielregionen. Um diese für den Export ungünstige Entwicklung zumindest zu dämpfen, fragen Länder wie China Dollar nach und kaufen damit amerikanische Schuldscheine.
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    Klaus Singer
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    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
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    Verfasst von Klaus Singer
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