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    Marktkommentar  109  0 Kommentare Patrick Zweifel (Pictet): Asien und sein ungebremster Regionalismus

    Die Globalisierung ist ein starker Wachstumsmotor für Asien. Und das wird auch so bleiben – trotz der allgemein befürchteten Deglobalisierung.

    Juli 2023 - Weithin herrscht die Auffassung, dass sich die Welt deglobalisiert. Die zunehmende gegenseitige Abhängigkeit der asiatischen Länder und die wirtschaftliche Stärke der Region strafen diesen Mythos jedoch Lügen. Der globale Handel wird das rasante Wachstum der asiatischen Schwellenländer weiter vorantreiben.

    Wachstumsmotor

    Die Globalisierung ist ein starker Wachstumsmotor für Asien, insbesondere für die Schwellenländer der Region. Und das wird auch so bleiben – trotz der allgemein befürchteten Deglobalisierung. Zum einen ist der globale Handel insgesamt nicht rückläufig, wohl aber verändert sich seine Beschaffenheit und Zusammensetzung. Ein Grossteil dieser Veränderung geht auf Asien zurück und ist eine Begleiterscheinung der rasanten Entwicklung der Region, die wiederum mit der Globalisierung in Zusammenhang steht. 

    Tatsächlich haben die asiatischen Schwellenländer einen Punkt erreicht, an dem sie alles haben, was sie für ein nachhaltiges Wachstum brauchen. Die Region setzt sich aus vielfältigen und komplementären Volkswirtschaften zusammen – und ist daher immer weniger abhängig vom Rest der Welt. Sie verfügt über eine Fülle von Wachstumsquellen, die sich auf ihre verzahnten Wirtschaftsbereiche verteilen: Handel, Kapital, Wissen und Arbeitskraft.

    Mythos Deglobalisierung

    Pessimistische Beobachter berufen sich häufig darauf, dass der globale Warenhandel 2008 seinen Höhepunkt erreicht hat und seitdem abwärts tendiert. Dabei ignorieren sie zwei Faktoren.

    Der erste ist, dass ein grosser Teil des Rückgangs darauf zurückzuführen ist, dass China im Zuge seiner Entwicklung die industrielle Fertigung zunehmend ins eigene Land verlagert. In der Vergangenheit war es so, dass bei der Herstellung von Unterhaltungselektronik immer ein anderes Land beteiligt war, z.B. Taiwan, und dann ging das Produkt mehrfach von A nach B und wieder zurück. Jetzt findet die gesamte Fertigung in China selbst statt.

    Der zweite Faktor ist, dass Dienstleistungsexporte an Bedeutung gewinnen, aber im Allgemeinen nicht in den Globalisierungsstatistiken erfasst werden – der globale Dienstleistungshandel hat sich seit 2008 nahezu verdoppelt.

    Der Anteil des Warenhandels am weltweiten BIP wird sicherlich weiter sinken. Aber das hat grösstenteils mit der Entwicklungsdynamik des Dienstleistungssektors zu tun, da die Volkswirtschaften rund um den Globus reifen. Das tatsächliche Volumen des Warenhandels dürfte wachsen. So zeigen vorläufige Daten für 2023 einen starken Aufwärtstrend, nachdem der Handel sich zehn Jahre weitgehend seitwärts bewegt hat.

    Das soll aber nicht heissen, dass der Handel 'safe' ist. Beispielsweise haben die USA 2022 im Rahmen ihrer Reshoring-Massnahmen rund 220.000 Arbeitsplätze wieder ins Land zurückgeholt.1 Das ist zum Teil der Covid-Krise geschuldet, weil die Unternehmen erkannt haben, dass ihre internationalen Lieferketten fragil sind, und sie künftigen Störungen vorbeugen wollten. Dieser Trend zeichnete sich jedoch bereits vor Covid ab. Geopolitische Spannungen haben dem Reshoring und Near-Shoring weiter Vorschub geleistet.

    Es gibt jedoch Grenzen für das Reshoring, nicht zuletzt, weil sich der Wettbewerbsvorteil eines Landes bei der Herstellung zumindest einiger Waren und Dienstleistungen nicht in Luft auflösen wird.

    Gleichzeitig hat Covid zwar Störungen im Warenhandel verursacht, aber neue Wege für den Ausbau des Dienstleistungssektors eröffnet. Man konnte deutlich sehen, wie sehr die Kommunikationstechnologie die Internationalisierung von Dienstleistungen begünstigte. Es geht nicht mehr nur darum, Callcenter in Indien einzurichten. Durch Telemigration wurden unter anderem Finanz-, Rechts-, Ingenieur-, Architektur-, Beratungs-, Werbe- und Marketingdienstleistungen für den internationalen Wettbewerb geöffnet.

    Der Aufstieg der asiatischen Schwellenländer

    Die erste Welle der Globalisierung wurde durch die Dampfmaschine ausgelöst. Schnelle und effiziente Transporte führten im 19. Jahrhundert zu einem boomenden Handel. Das grosse Geld machten vor allem die am stärksten industrialisierten Länder. 1987 entfielen fast 70% der weltweiten Fertigerzeugnisse auf die G7.2 

    Die jüngste Welle der Globalisierung wurde von einer weiteren Innovation angetrieben – dem Internet. Dadurch wurden die Kosten für die Übertragung von Informationen gesenkt und die Produktion und die Verteilung von Fertigerzeugnissen wurden beschleunigt. Diesmal waren asiatische Produzenten die Hauptprofiteure. Allein China produziert 30% der globalen Fertigerzeugnisse – Gesamtasien leistet einen Beitrag von 41% und bei den G7-Staaten sind es 34%.

    Die Dominanz Asiens bei Fertigerzeugnissen dürfte durch die enge Integration seiner Volkswirtschaften – nicht zuletzt durch Handelsabkommen wie ASEAN, die Transpazifische Partnerschaft und die RCEP – weiter zunehmen, da die Länder der Region vielfältig wie auch komplementär sind. Eine neue Globalisierungswelle könnte durch eine weitere Innovation ausgelöst werden – künstliche Intelligenz. China ist auch hier führend ...

    Erfahren Sie mehr im ausführlichen Artikel "Asien und sein ungebremster Regionalismus".







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