Marktperformance
Faktor-ETFs: So viel Extra-Rendite bringt das Fein-Tuning
Eine Untersuchung von HQ Trust zeigt, welche Faktor-Indizes in der Vergangenheit besser als der MSCI World Index abgeschnitten haben. Besonders der Quality Index performt im Bullenmarkt überdurchschnittlich.
- HQ Trust hat untersucht, welche Faktor-Indizes besser als der MSCI World abschneiden.
- Der Quality Index performt im Bullenmarkt überdurchschnittlich.
- In verschiedenen Marktphasen schneiden unterschiedliche Faktoren am besten ab.
Wem das ETF-Investment mit einem marktbreiten Index wie dem MSCI World nicht reicht, der kann sein Portfolio mit dem sogenannten faktorbasierten Investieren erweitern. Die wichtigsten sechs Faktoren sind Growth, Minimum Volatility, Momentum, Quality, Small Caps und Value. Der Analyst Pascal Kielkopf vom Family-Office HQ Trust hat untersucht, welche Faktoren in den vergangenen zehn Jahren in welchen Marktphasen am besten abgeschnitten haben, und sie mit dem MSCI World-Index verglichen. Das berichtet das Handelsblatt.
Bei stark fallenden Kursen schnitt – wenig verwunderlich – der Faktor Minimum Volatility am besten ab. Der zugehörige Index (MSCI World Minimum Volatility) umfasst Aktien, die wenig schwanken. Und tatsächlich: Er verbuchte in besonders schlechten Börsenmonaten im Schnitt ein Minus von 2,9 Prozent, während der MSCI World um 5,2 Prozent nachließ. Unter den Top Ten finden sich vor allem Gesundheitswerte wie Novartis (1,4 Prozent) und Merck & Co. (1,4 Prozent). Die Branche macht insgesamt 19 Prozent Portfolioanteil aus.
In Phasen, in denen die Kurse nur leicht fallen, sieht die Lage schon anders aus. Hier führt der Faktor Momentum die Liste an – der Index investiert in Aktien im Aufwärtstrend, setzt also darauf, dass sie ihre Rallye fortsetzen werden. Hier ist der Unterschied zum MSCI World aber nicht so gravierend: Der MSCI World Momentum Index verbuchte im Schnitt 0,4 Prozent Minus, während es beim World-Index ein Rückgang von einem Prozent waren. Die größte Position ist derzeit Chiphersteller Nvidia, der seit Jahresbeginn stolze 211 Prozent Plus verbucht. Auf Drei-Monatssicht ist die Rendite aber ernüchternder: Dort steht Nvidia 0,02 Prozent im Minus.
Steigen die Kurse leicht, liegt der Quality-Index vorne. Er umfasst Aktien, die starke Fundamentaldaten haben und sich beispielsweise durch nachhaltiges Wachstum und hohe Kapitalrentabilität auszeichnen. Der Index schlägt den MSCI World mit im Schnitt 2,0 Prozent gegenüber 1,6 Prozent. In MSCI World Quality stecken derzeit vor allem Big-Tech-Titel: Nvidia (5,6 Prozent), Microsoft (4,9 Prozent), Apple (4,8 Prozent), Meta (3,5 Prozent) und Alphabet (2,7 Prozent) machen zusammen mehr als ein Fünftel aus.
Im vierten Szenario, die Kurse steigen stark, schlagen die Faktoren Quality und Growth den Markt mit jeweils 5,1 Prozent zu 4,8 Prozent beim Weltindex. Der Growth-Faktor bezeichnet Aktien, deren Unternehmen in den vergangenen Jahren stark gewachsen sind. Sie zeichnen sich in der Regel durch niedrige Dividenden und Gewinne aus. Top Position ist in diesem Index Apple (9,6 Prozent), auch Microsoft (7,9 Prozent), Amazon (4,2 Prozent), Nvidia (3,8 Prozent) und Alphabet (5,3 Prozent) sind vertreten.
Sollten Anleger nun ihr Portfolio auf einen Faktor umstellen? Nein, sagt Analyst Thomas Letsche von Just ETF gegenüber dem Handelsblatt. ''Wenn man sich speziell auf einen Faktor konzentrieren möchte, sollte dies nur als Beimischung zu einem breiten Weltportfolio oder Welt-ETF geschehen, da Einzelfaktor-ETFs unter Umständen starke Schwankungen aufweisen können.''
Autor: sesch für die wallstreetONLINE Zentralredaktion
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