Smart Investor Weekly 39/2008
Darf’s ein bisschen mehr Staat sein? – Kein Eingriff ohne Folgen - Seite 2
Die Jagd nach dem „Schwarzen Peter“
In Deutschland konzentriert man sich lieber auf das beliebte „Schwarze Peter“-Spiel. Und da sind vor allem die bösen Short-Seller der Politik ins Netz gegangen. Diese trügen eine Hauptschuld an den Ereignissen der letzten Wochen, lautete einer der immer wieder geäußerten Meinungen. Dass Leerverkäufer ein prinzipiell gesundes Unternehmen nicht zerstören können, schon allein, weil es in einer solchen Situation auch immer andere Anleger gäbe, die auf die Unterbewertung einer Aktie aufmerksam würden, scheint dabei niemanden zu interessieren. Wie die SEC verbot auch die BaFIn bis zum Jahresende Leerverkäufe auf eine Reihe von Finanztiteln. Zumindest in diesem Punkt war man bemüht, den Amerikanern zu folgen. Dass es auch beim Short Selling feine Unterschiede gibt, wird in der öffentlichen Diskussion gerne unter den Tisch gekehrt. Während man richtigerweise dem “Naked Short Selling“ den Kampf ansagt – dahinter verbergen sich ungedeckte Leerverkäufe, bei denen es sogar sein kann, dass letztlich mehr Aktien geshortet werden, als ein Unternehmen überhaupt ausgegeben hat –, stellen „normale“ Short-Selling-Aktivitäten keine Bedrohung für ein funktionierendes Finanzsystem dar. Schließlich lebt die Börse von unterschiedlichen Meinungen. Vielleicht hat manch einer am gestrigen Tag erstaunt zur Kenntnis nehmen müssen, dass Aktien auch fallen können, selbst wenn man diese nicht mehr shorten darf.
Musterdepot
Am vergangenen Mittwoch wurde unser Dax-Shortzertifikat (WKN CB25B1) fällig. Es wurde schließlich zu 20,89 EUR ausgebucht. Damit verbleibt aus der Position ein Kursgewinn von über 160%. Unsere Strategie, über das Zertifikat das Depot gegen größere Kursverluste abzusichern, ist voll aufgegangen. Mit einem kleinen, in diesen Zeiten aber überaus respektablen Gewinn von rund +4% seit Jahresanfang dürften wir die Masse der Musterdepots in Finanzpublikationen weit hinter uns gelassen haben.
Diesen Erfolg (der DAX verlor in der gleichen Zeit 24%) haben wir drei Faktoren zu verdanken. Erstens waren wir während der gesamten Baisse im Durchschnitt nur zu etwa der Hälfte investiert (aktuell sind es 48%). Zweitens hatten wir während der gesamten Zeit keinen einzigen Finanzwert im Depot. Und drittens waren wir über weite Strecken mit Derivaten abgesichert. Zwar nicht zu 100%, denn das kostet im Falle einer Fehleinschätzung richtig Geld, aber doch meist zu 50 bis 70%. Diese Absicherung ist nun ausgelaufen und wir gedenken bei einer weiteren Abwärtswelle an den Börsen erneut ein Short-Zertifikat hinzuzukaufen.
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