Centrotherm

Einstelliges KGV bei 100 % Wachstum in 2008/09

Im Mai dieses Jahres hatten wir die Aktien des Solartechnologie-Dienstleisters Centrotherm Photovoltaics einer ersten Prüfung nach dem erfolgreichen Börsengang vor einem Jahr unterzogen. Zum einjährigen Kapitalmarktjubiläum (12. Oktober) möchten wir die Papiere nochmals untersuchen, nachdem sie diese Woche für zeitweise 20 Euro zu erwerben waren. Das machte ein 2009er KGV von ca. 7 sowie einen Abschlag auf den seinerzeitigen Emissionspreis von ca. 40 %. Unglaublich, aber wahr. Sofern die Erde nicht aufhört sich zu drehen, war das (und ist noch) sicherlich eine der hervorragendsten Kaufgelegenheiten im Solar-Sektor.

Solar-Hightech

Das Unternehmen aus Blaubeuren stellt selbst keine Solarzellen her. Vielmehr versetzt Centrotherm seine Kunden in die Lage dazu: Centrotherm liefert schlüsselfertige Produktionslinien und Equipment für die Fertigung von Solarzellen sowie Engineering- und prozesstechnologische Dienstleistungen. Dies setzt schon bei der Solarsiliziumproduktion an, für die Centrotherm im Kundensinne die Grundversorgung sicherstellen möchte – immerhin brauchen Centrotherm-Kunden diese Ausgangsbasis für die schlüsselfertigen Produktionslinien. Centrotherm garantiert seinen Kunden das Erreichen wesentlicher Leistungsparameter wie Zellwirkungsgrad, Bruchrate und Produktionskapazität.

Keine Währungsrisiken

Das Jahr 2007 bescherte dem Solar-Dienstleister einen Anstieg der Erlöse um mehr als die Hälfte auf 166,2 Mio. Euro. Das operative Ergebnis schoss sogar um 87 % auf 21,1 Mio. Euro nach oben und brachte die EBIT-Marge damit auf 12,5 % der Gesamtleistung. Unter dem Strich blieben Centrotherm 13,6 Mio. Euro, nach 7,1 Mio. Euro im Vorjahr. Die Auslandsquote lag bei beeindruckenden 82 %. Über Währungsverschiebungen muss sich Centrotherm keine Gedanken machen: Die Rechnungen werden fast nur in Euro ausgestellt, die Exporte gehen zu über zwei Dritteln nach Asien.

Die Zukunft liegt in der Dünnschicht

Auch vom Ausbau der Dünnschicht-Kapazitäten wird Centrotherm maßgeblich profitieren. Diese sollen in den kommenden drei Jahren deutlich aufgestockt werden. Gerade die deutschen Solartechnologie-Anbieter positionieren sich stark im schnell wachsenden Markt von Dünnschichtprojekten – derzeit laufen die Investitionen dazu und Centrotherm liefert das Equipment. 10 % des Auftragsbestandes entfallen bereits darauf, Tendenz weiter steigend.

Bewertung und Kursziel

Bei der Bewertung muss man in die Zukunft schauen. Angesichts des Rekordauftragsbestands und der Abarbeitung in den folgenden Jahren ist ein Blick weniger auf das aktuelle, sondern vielmehr das kommende Geschäftsjahr angebracht. Bei Umsätzen von mehr als 600 Mio. Euro könnte Centrotherm rund 3 Euro je Aktie verdienen – oder sogar weit mehr, aber bleiben wir konservativ. Der Auftragsbestand lag nach neuesten Angaben bereits bei mehr als 1 Mrd. Euro. Auf Basis des Jahres 2008 errechnet sich bei einem Kurs von rund 25 Euro ein KGV von 12,5 und für 2009 von unter 10. Und das bei Wachstumsraten, die mittelfristig – auch aufgrund der Investitionen infolge des IPOs – noch bei 30 % oder darüber liegen können. Allerdings haben sich in den letzten chaotischen Tagen auch die Peer-Unternehmn stark ermäßigt. KGVs von unter 20 sind jetzt die Norm, nicht mehr die Ausnahme.

Fazit

Unser Kursziel lautete ursprünglich auf 70 bis 75 Euro, wo Centrotherm auch zeitweise notierte. Am sehr guten Gesamteindruck des Unternehmens und den hohen Wachstumsraten ändert die aktuelle Kapitalmarktkrise wenig. Das werden auch bald andere Investoren merken. Die Aktien sind jedoch hochvolatil und zweistellig prozentuale Kursveränderungen mehrfach vorgekommen. Nichts für Leute mit schwachen Nerven also. Eine Erholungsrallye wird die Aktien höchstwahrscheinlich zügig auf 30 bis 40 Euro zurück befördern – mindestens also als Trading-Beimischung auch in der Baisse geeignet.