Smart Investor Weekly 33/2009

Die Party wird zu laut – Weckt bloß nicht Gevatter Pelz auf!

Die Bullen hatten in den letzten Wochen und Monaten eine rauschende Party zu feiern. Was hat es jetzt zu bedeuten, wenn die Bären an der Türe klopfen würden?

Im Frühjahr war die Welt noch düster
Der am 10. August veröffentliche Bericht der Bundesbank zur „Vermögensbildung und Finanzierung im ersten Quartal 2009“ bescheinigt den Privatanlegern ein ausgesprochen schlechtes Händchen was ihr Timing bei der Aktienanlage betrifft. Sie veräußerten im ersten Quartal für netto 2 Mrd. EUR Wertpapiere, doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Schon zum Ende 2008, mitten in der Finanzkrise, reduzierten die Anleger Ihre Aktienbestände um 33 Mrd. EUR. Somit verpassten viele private Investoren die starke Rally am deutschen Aktienmarkt seit Anfang März, bei der der DAX um fast 50% zulegen konnte. Dabei kann man dem deutschen Anleger eigentlich gar keinen Vorwurf machen. Die Stimmung im Frühjahr war so mies und alle Welt sprach nur noch von der Krise. Die führenden Ökonomen der Republik traten in einem sprichwörtlichen Pessimismuswettbewerb zu einander. Als das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln ein Minus von 4,5% für das BIP prognostizierte, konterte das Kieler Institut für Weltwirtschaft mit einem Einbruch von 6%. Dazu noch die ganzen Schreckensmeldungen und Horrorszenarios vom deutschen Arbeitsmarkt, die Rekordzahlen bei der Kurzarbeit, drohende Bankenpleiten und der Einbruch beim Export. Was sollte der deutsche Anleger vor so einem pessimistischen Hintergrund auch anderes machen, als sich von seinen Unternehmensanteilen zu trennen und in vermeintlich sichere Rentenpapiere und Festgeld zu investieren?

Die Stimmung dreht sich
Inzwischen hat sich die Meinung bei der Anlegergemeinschaft grundlegend geändert. Die Krise war gestern und heute sieht alles viel besser aus. Von der Konjunkturfront kommen die ersten Anzeichen einer Erholung. Der vom statistischen Bundesamt publizierte Produktionsindex lag im Juni bei 95,0 Punkten und entfernte sich somit deutlich vom Tief im Februar bei 85,3 Punkten. Gegenüber dem Vorjahresmonat ergibt sich zwar immer noch ein Minus von 19,9%, aber das kann die derzeitige positive Stimmung nicht eintrüben. Die am gestrigen Montag veröffentlichen Zahlen zur Stimmung unter den Anlegern, der SENTIX-Index, unterstreicht die optimistische Haltung. Der Index sprang im August überraschend von minus 31,3 Punkten auf minus 17,0. Wenn man jetzt noch die positiven Analystenempfehlungen der letzten Tage betrachtet, so scheint die Ausgangslage für die Märkte erstmal weiterhin bullish zu sein. Für erfahrende Anleger bedeutet jedoch ein überschäumender Optimismus ein Verkaufssignal und analog zeigt starker Pessimismus unter den Marktteilnehmern (s.o.) tendenziell ein Kaufsignal an. Wenn alle Welt für die Entwicklung der Börsen positiv gestimmt ist, dann sind die Anleger meist schon investiert und die Nachfrage nach Aktien kann aus markttechnischer Sicht nicht mehr hoch bleiben. Darauf deuten auch die jüngsten Analystenempfehlungen der Banken hin. Die großen Wertpapierhäuser und Finanzinstitute überschütten zurzeit den Markt mit neuen Kaufempfehlungen und erhöhen die Kursziele bei den Aktien. Allein am heutigen Dienstagvormittag gab es bei 20 Analystenmeinungen zu deutschen Aktien, und nur eine einzige Verkaufsempfehlung.